Die Clans des Alpha-Mondes: Roman
einer Reihe gründlicher Psycho-Tests unterzieht.«
Nach einer Weile sagte Chuck: »Um herauszufinden, in welche Siedlung ich am besten passe?«
»Ja«, sagte der Schimmelschleim, wenn auch zögernd. »Das war meine Idee. Ich will damit nicht sagen, daß Sie ein Psychopath sind, sondern es geht nur darum, ganz allgemein die Abweichung Ihrer Persönlichkeit festzustellen…«
»Angenommen, die Tests zeigen keine Abweichungen, keine Neurosen, keine latenten Psychosen und keine psychopathischen Tendenzen – mit anderen Worten: Nichts. Was tue ich dann?« Ohne sich selbst Komplimente machen zu wollen – in seiner Lage war er davon weit entfernt –, hatte Chuck die Befürchtung, daß die Tests genau dies und nichts anderes erbringen würden. Er gehörte in keine der Siedlungen von Alpha III M2. Hier war er ein Einzelgänger; ein Ausgestoßener, der von einem Lebewesen begleitet wurde, das ihm nicht einmal entfernt ähnlich sah.
»Der seit langem bestehende Drang, Ihre Frau zu ermorden«, sagte der Schimmelschleim, »könnte durchaus ein Symptom einer verschleppten geistigen Krankheit sein.« Er tat alles, um hoffnungsvoll zu klingen, aber es gelang ihm nicht. »Ich glaube immer noch, daß es einen Versuch wert ist«, sagte er hartnäckig.
»Angenommen, ich würde eine neue Niederlassung gründen«, sagte Chuck.
»Eine Siedlung, die nur aus einer Person besteht?«
»Auch hier muß es hin und wieder Normale geben: Leute, denen es gelingt, sich von ihren geistigen Störungen zu befreien. Vielleicht auch Kinder, die sie nie entwickeln. Hier sind die Gegebenheiten doch so, daß man zunächst als polymorpher Schizophrener eingestuft wird, bis sich etwas anderes herausstellt. Und das ist nicht richtig.« Chuck hatte diesen Gedanken schon gewälzt, als ihm allmählich bewußt geworden war, daß er wahrscheinlich hier bleiben mußte. »Sie werden schon nach und nach kommen. Es ist nur eine Frage der Zeit.«
»Das Knusperhäuschen in Mondwald«, sagte der Schimmelschleim nachdenklich. »Und Sie sitzen in seinem Inneren und warten insgeheim darauf, daß jemand vorbeikommt. Besonders Kinder.« Er kicherte. »Verzeihung. Ich sollte es nicht so leicht nehmen; verzeihen Sie mir.«
Chuck sagte nichts; er steuerte das Boot nach oben.
»Werden Sie den Test versuchen?« fragte der Schimmelschleim. »Bevor Sie sich davonmachen und Ihre eigene Siedlung gründen?«
»Okay«, sagte Chuck. Es erschien ihm nicht unvernünftig, dies zu erbitten.
»Können Sie sich vorstellen, daß Ihre Frau angesichts der Feindschaft, die sie gegeneinander hegen, die Tests überhaupt ordentlich durchführen kann?«
»Ich nehme es an.« Das Ablesen von Checklisten war Routine, nicht interpretativ.
»Ich könnte als Parlamentär zwischen Ihnen fungieren«, meinte der Schimmelschleim. »Dann brauchen sie einander erst zu treffen, wenn die Resultate vorliegen.«
»Danke«, sagte Chuck dankbar.
Der Schimmelschleim meinte nachdenklich: »Es gibt noch eine andere Möglichkeit, die – zugegeben – vielleicht weit hergeholt ist, aber trotzdem nicht außer acht gelassen werden sollte. Sie könnten eventuell eine riesige Ernte einfahren, obwohl es natürlich beträchtliche Zeit in Anspruch nähme, bis etwas aus ihr wird.« Er kam zum Ende seiner Kalkulationen. »Vielleicht könnten Sie Mary bewegen, auch sich selbst zu testen.«
Diese Vorstellung war für Chuck eine absolut schockierende Überraschung. Denn was dabei auch herauskam – sein Geist bewegte sich schnell, analytisch und selbstkritisch –, er erkannte nicht, welchen Vorteil sie hatte, egal, wie die Resultate ausfielen. Denn die Mondbewohner wurden keiner Therapie unterzogen, das hatte sich schon aufgrund seiner persönlichen Aktivitäten entschieden. Offenbarte sich Mary bei einem Test – und das war durchaus möglich – selbst als ernsthaft geschädigt, blieb sie so, wie sie war. Kein Psychiater würde in sie eindringen und an ihr herumpfuschen. Was also meinte der Schimmelschleim mit einer »riesigen Ernte«?
Lord Flieh-den-Geiz, der Chucks rasche Überlegungen auffing, erklärte: »Angenommen, Ihre Frau würde im Zuge des Testver laufs darauf stoßen, daß sie selbst eine ernsthafte Neigung zum Manischen hat. So sieht zwar nur meine laienhafte Diagnose ihrer Person aus, aber sie käme bestimmt zu der gleichen. Wenn sie also erkennt, daß sie, wie Howard Straw und die wilden Panzerfahrer, ein Mani ist, müßte sie sich der Erkenntnis stellen, daß…«
»Glauben Sie im Ernst, es
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