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Die Clans von Stratos

Die Clans von Stratos

Titel: Die Clans von Stratos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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ergab sich aus dem vorhergehenden. Dennoch war sie überrascht, als die Muster sich zu einzelnen Buchstaben formten.
    Zu Worten.
     
    HILFE! GEFANGEN -
39° F8 16’ N, 67° F8 54’ O
     
    Die Buchstaben flimmerten, als sähe man sie durch trübes Wasser, denn die Punkte, aus denen sie bestanden, wechselten immer noch blind zwischen Schwarz und Weiß, da sie ja nichts von dem merkten, was zwei Reihen oder Spalten von ihnen entfernt vor sich ging. Nur als Gesamtheit übermittelten sie eine Bedeutung, und diese begann sich auch schon wieder aufzulösen, während die Gesetze der Mathematik die flüchtige Botschaft zurück ins Chaos stürzten. Doch inzwischen war der Schwung dahin. Weiße Felder wurden immer häufiger und verschlangen die kurzlebigen Muster.
    In wenigen Sekunden war alles vorüber. Maia starrte auf das weiße Spielbrett, das jetzt leer und nichtssagend vor ihr lag, und versuchte sich zu überzeugen, daß sie es wirklich gesehen hatte: eine Botschaft, erschreckend und unerwartet.

Viele Spezies benutzen Umweltreize, um zu bestimmten Jahreszeiten die Fortpflanzung in Gang zu setzen; der Rest des Jahres verläuft ruhig und friedlich. Die Menschen haben diese uralte Verbindung zum Kalender verloren, mit dem Ergebnis, daß wir ununterbrochen von Sex besessen und seine willigen Sklaven sind.
    Die Zeit ist gekommen, unserem Lebensrhythmus die Klugheit zurückzugeben, die Ruhe und Berechenbarkeit des Jahreszyklus wiederherzustellen. Stratos scheint sich mit seinen deutlich unterschiedenen, planetenweiten Jahreszeiten für diesen Zweck geradezu perfekt zu eignen. Das Geburtenverhältnis, das wir vorhersehen – von Klonen und nach alter Art sexuell gezeugtem Nachwuchs – braucht nicht einprogrammiert zu werden. Es wird sich ganz natürlich aus zwei verschiedenen Perioden ergeben, in denen die Befruchtung möglich ist und zwischen denen lange Abschnitte relativer Ruhe liegen.
    Wir können uns zahlreiche Umweltreize zunutze machen, um zu gegebener Zeit das Verlangen hervorzurufen. Nehmen wir die phänomenalen, im Hochsommer, wenn der Planet dem winzigen, feurigen Waenglers Stern am nächsten steht, überall sichtbaren Aurorae. Wenn Schimpansenmännchen schon von einem kurzen Aufblitzen der rosaroten Schwellung eines Weibchens erregt werden können, und das sogar aus einiger Entfernung, dann kann es doch wohl nicht allzu schwer sein, eine ähnliche Farbreaktion bei unseren Männern einzuprogrammieren – eine, die von dem überwältigenden Himmelsschauspiel der Aurorae ausgelöst wird. Auf ähnliche Weise wird der außergewöhnliche Frost im Winter unseren weiblichen Nachkommen Veränderungen signalisieren und sie auf das amazongenetische Klonen einstellen.
    Sicher müssen wir uns auf unvorhergesehene Nebeneffekte gefaßt machen, aber diese Möglichkeit sollte uns nicht zurückhalten. Wir ersetzen nur ein ziemlich willkürliches Set von Reizen und Impulsen durch ein anderes. Die neuen Regeln werden sogar flexibler und vielfältiger sein als die monotonen Gelüste von früher.
    Eins jedoch wird bleiben. Gleichgültig, welche Veränderungen wir vornehmen, wird das Drama der Geburt und des Lebens eine Frage der freien, vernünftigen Entscheidung sein. Schließlich sind wir keine Tiere. Die Umwelt legt lediglich etwas nahe, sie kann nur provozieren. Aber unsere Nachkommen sind denkende Wesen und werden es bleiben.
    Mit unseren Gedanken und Gefühlen, mit unserer Willenskraft werden wir ihren Lebensweg bestimmen.

 
Kapitel 11
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    Gegen Mitternacht stiegen die Sternbilder des Winterhimmels über die hohen Berge am östlichen Horizont und warfen ihre glitzernden Strahlen auf die Gletscher in alpinen Schluchten. Der Sommerrausch am Himmel war vorüber und lief aus in einem planetarischen Gleitflug, während Stratos auf seiner elliptischen Bahn der längsten Jahreszeit entgegenstieg. Mehr als zwei Erdenjahre würden vergehen, ehe sich der Planet wieder in den Frühling stürzte. Und bis dahin würden der Pelikan und Euphrosyne, Epone und der Tanzende Delphin regelmäßig zu Gast an der nächtlichen Himmelskuppel sein.
    Maia hatte sich oft gefragt, wie es wäre, auf Florentina oder sogar der Alten Erde zu leben. Bestimmt sehr sonderbar, und das nicht nur wegen der primitiven Fortpflanzungsmuster, die dort noch immer existierten. Sie hatte gelesen, daß auf den meisten bewohnbaren Welten die Jahreszeiten von der Achsenneigung und nicht von der orbitalen Position bestimmt wurden. Und der Winter war die Zeit des

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