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Die Clans von Stratos

Die Clans von Stratos

Titel: Die Clans von Stratos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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Lernprogramm, überlegte sie. Am Hafen hatte sie des öfteren Männer gesehen, die dicke Handbücher mit sich herumschleppten, über die sie in den Spielpausen brüteten. In der Universität von Caria und den großen Stadtbibliotheken gab es von Anthropologinnen verfaßte Aufsätze zum Thema Spiel des Lebens. Was Maia hier im Gefängnis natürlich alles nichts half.
    Die beiden kleinen Lichter zogen wieder ihre Aufmerksamkeit auf sich. PROG SPE, stand auf einem Schildchen. War das vielleicht irgendeine Art von Speicherfunktion? Vermutlich für bereits geplante Programme.
    Unter dem anderen Knopf stand VOR.SPL.SPE.
    »Voriges Spiel speichern?« Maia hatte angenommen, das Gerät wäre neu, weil die Männer, für die es gedacht gewesen war, nie eingetroffen waren. Aber das Licht blinkte, also war vielleicht doch ein früheres Spiel darauf gespeichert worden.
    Ich könnte es nachspielen und dabei den einen oder anderen Hinweis aufschnappen, dachte sie, dann entdeckte sie plötzlich in der Nähe ein kleines Fenster, mit einer Reihe Code-Buchstaben. VARIATIONS-REGEL: RVRSBL CA 897W war die geheimnisvolle Inschrift. Maia überlegte. Manchmal änderten Männer die Spielregeln, als wäre das Spiel an sich nicht kompliziert genug. Beispielsweise brauchte dann ein schwarzes Feld fünf lebendige Nachbarn, um am Leben zu bleiben. Oder das Programm machte Felder auf der rechten Seite einflußreicher als auf der linken. Es gab unendliche Variationsmöglichkeiten, wodurch den meisten Frauen das Spiel nur noch sinnloser erschien.
    Oh, das ist doch idiotisch. Daraus werde ich nie schlau werden. Nach kurzem Zögern drückte Maia impulsiv auf den Knopf, um zu sehen, was die Speicherfunktion enthielt. Augenblicklich wurde das Spielbrett lebendig. Zuerst bewegte sich die Karogrenze von allen Seiten nach innen, bis sie eine wesentlich kleinere Anzahl von Feldern umfaßte. Maia zählte neunundfünfzig Kästchen in der Breite und neunundfünfzig längs. Um den reduzierten Spielplan zog sich nun allerdings eine Grenzlinie, die wesentlich komplizierter war als das einfache Spiegelmuster von vorhin. Das Brett flackerte noch einmal auf, und schon breitete sich in der Zone innerhalb der neuen Grenze das Chaos aus. Schwarze Punkte sprenkelten die ersten neun Reihen, wie Choca-Flocken, die man wahllos über eine Geburtstagstorte gestreut hat.
    Lysos! Das überstieg eindeutig Maias Horizont. Die Taste mit der Aufschrift LÖSCHEN winkte verführerisch – aber die Neugier war stärker. Schließlich hatte die Anordnung den vorigen Besitzer des Spiels eine Menge Mühe gekostet. Vielleicht war das Muster wenigstens hübsch anzuschauen.
    Seufzend berührte sie das Schiedsrichtersymbol. Die Uhr tickte, acht, sieben, sechs, fünf, vier…
    Die Punkte begannen zu tanzen. Wyo immer ein offenes Feld die richtige Anzahl von Nachbarn hatte, gab es an dieser Stelle in der nächsten Runde ein schwarzes, das heißt lebendiges Feld. Andere, die schwarz gewesen waren, die programmierten Kriterien aber nicht erfüllten, wurden in der nächsten Runde weiß. Mit jedem Ticken der Uhr änderten sich die Muster in wirbelnden Wellen, manche teilten sich oder zerfielen, wenn sie an die Grenze stießen, während andere zurückwogten und von neuem ihren Beitrag zu dem Getümmel auf dem Spielfeld leisteten. Kurzlebige Formationen entstanden und verschwanden wie Luftblasen von der Oberfläche des Spielplans. Maia konnte nur leise seufzen, wenn wieder eine Welle gegen eine bisher stabile Einheit prallte und sie völlig veränderte. Sie sah Gleiter und bemerkte ihre einfache Form, die eines leicht gequetschten Dreiecks. In einer Ecke erschien eine ›Gleiterkanone‹, die in regelmäßigen Abständen kleine flatternde Pfeile ausstieß und über das Brett sausen ließ. Es gab mehrere spektakuläre Zusammenstöße.
    Das Schauspiel war faszinierend. Maia fragte sich, ob es sich als eins von den Programmen entpuppen würde, die sich irgendwann von alleine fortsetzten. Dann blieb das Spielfeld permanent in Bewegung, solange das Gerät eingeschaltet war, und jede Formation war neu und nie zuvor dagewesen.
    Doch dann begann das Tempo plötzlich nachzulassen. Rapide schwirrende Einheiten fügten sich zu komplexen, aber statischen Einheiten zusammen, die fünf breite Säulen auf dem Brett entstehen ließen. Während das Tempo weiter zurückging, fügten sie sich zu einer, wie Maia vermutete, endgültigen Formation zusammen.
    Sie nahm die Augen keine Sekunde vom Spielbrett. Jeder Schritt

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