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Die Clans von Stratos

Die Clans von Stratos

Titel: Die Clans von Stratos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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miteinander interagieren konnten. Deshalb fanden die großen Turniere auf gigantischen Spielfeldern statt, und es dauerte Tage, ja manchmal Wochen, um sie aufzustellen. Maia erinnerte sich an das Geheimnis, das ihr der alte Bennett eines Tages in der Lamatia-Feste verraten hatte. Hochentwickelte elektronische Versionen des Lebens-Spiels wie die, die Maia jetzt vor sich hatte, konnten tatsächlich Muster weiter verfolgen, nachdem sie längst ›abgetreten‹ waren, und so tun, als existierten die artifiziellen Einheiten noch viele Spielbrettlängen entfernt einfach weiter – in einer Art imaginärem Raum! Zuerst war Maia überzeugt gewesen, daß der alte Bennett sie auf den Arm nehmen wollte. Doch dann fand sie die Vorstellung höchst spannend und fragte sich, ob sie vielleicht die einzige Frau war, die darüber Bescheid wußte.
    Später wurde ihr klar, daß es die Savanten aus Caria natürlich wissen mußten, denn sie kontrollierten schließlich die Fabriken, in denen das Spiel hergestellt wurde, nur hatten sie nicht das geringste Interesse daran. Denn daß eine Maschine weiter so tat, als existierten imaginäre Objekte in einer fiktiven Umgebung, die der Spieler nicht einmal sehen konnte – das war, als multiplizierte man das Irreale mit sich selbst, als handhabte man Kopien von Symbolen, die ihrerseits für irgendwelche Nachbildungen standen, die selbst wiederum Sinnbilder von etwas darstellten… Wahrscheinlich beschäftigten sich die Mathematikclans an der Universität von Caria mit derartigen Abstraktionen, aber Maia bezweifelte, daß sie jemals den männlichen Fehler begingen und sie mit der Wirklichkeit verwechselten.
    Die Lösung des Randproblems war grundsätzlich anders, wenn die Teams auf einem Feld spielen mußten, dessen Linien sie einfach in den Hafendamm oder die Ladeluke geritzt hatten, und sie aufziehbare oder mit Sonnenenergie betriebene Spielsteine benutzten. Als Teillösung legten die Männer manchmal Reihen unbeweglicher schwarzer oder weißer Spielsteine am Rand des Spielfelds aus, um so die Bewegungen im Feld einzugrenzen. Maia wußte, daß der umgangssprachliche Ausdruck für die schwarz-weiße Abschlußreihe ›Spiegel‹ war, obgleich nur wenige Muster tatsächlich von der festen Grenzlinie in den eigentlichen Spielbereich zurückbefördert wurden. Die meisten wurden einfach absorbiert oder zerstört.
    Ein Randmuster machte den Einstieg ins Spiel leichter, da jedes Spielfeld in der ersten Spielreihe direkt unter sich bereits einen oder zwei ›lebende‹ Nachbarn hatte.

    Maia zog den dünnen Schreibstift aus seinem Schlitz auf dem Kontrollbrett und berührte damit ein Feld in der ersten Reihe. Es wurde schwarz.

    Dieses erste ›lebende‹ Feld hatte zwei schwarze Nachbarn auf der Grenzlinie darunter; sie berührten es an den Ecken. Dann gab Maia ihm einen weiteren schwarzen Nachbarn, an der linken Seite. Nun, mit drei schwarzen – also lebenden – Nachbarn mußte das erste aktivierte Feld eigentlich ›lebendig‹ bleiben… zumindest für die Dauer der zweiten Runde.
    Maia seufzte. In Ordnung. Sehen wir mal, ob mir eine einfache Leiter gelingt.
    Sie arbeitete sich durch die erste Reihe, machte ein paar Spielfelder schwarz, ließ andere weiß und so weiter. Sie fühlte sich noch nicht in der Lage, kompliziertere Startbedingungen zu schaffen, deshalb machte sie nach etwa vierzig Spielfeldern Schluß. Der Rest des Bretts blieb weiß, unberührt.

    Da Maia die Regeln kannte, konnte sie abschätzen, was mit einem bestimmten Spielfeld in der nächsten Runde passieren würde, indem sie zählte, wie viele schwarze Nachbarn es jetzt im Moment hatte. Das Schicksal von bis zu zwölf Feldern für ein bis zwei Runden zu berechnen, war nicht sonderlich schwierig. Aber dann verlor sie den Überblick. Um herauszufinden, was danach passieren würde, mußte sie das Spiel in Gang setzen.
    Als sie das Kontrollbord genauer in Augenschein nahm, entdeckte sie einen Knopf, auf dem ein Mann mit einer Kapuze und einem langen Stab zu sehen war. Bestimmt das Symbol für den Schiedsrichter, dachte Maia und drückte den Knopf. Ein leises, pulsierendes Signal ertönte, der traditionelle Countdown. Beim achten Schlag begann das Spiel, und schon bewegte sich eine Welle der Veränderung durch die erste aktivierte Reihe. Die Felder, die über genau die richtige Zahl von Nachbarn verfügten, blitzten auf, dann wurden sie schwarz. Diejenigen, die bereits schwarz waren, blieben es. Diejenigen, die der Prüfung nicht

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