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Die Clans von Stratos

Die Clans von Stratos

Titel: Die Clans von Stratos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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hin zu ihrem eigenen herzhaften Moschusgeruch. Dies war die ideale Umgebung für eine perkinitische Agitatorin, die hier von einer umgedrehten Kiste herab ihre Reden schwang, während zwei Klonkameradinnen den Passanten Flugblätter in die Hand drückten. Maia erkannte den Gesichtstyp nicht, also mußten die drei Frauen wohl vor kurzem angekommene Missionarinnen sein.
    »Schwestern!« rief die Rednerin. »Schwestern, die ihr aus kleineren Clans und Häusern kommt! Gemeinsam seid ihr den Siebzehn Clans, die Port Sanger kontrollieren, bei weitem überlegen. Wenn ihr euch zusammentut, könnt ihr die Übermacht brechen, welche die großen Häuser im Stadtrat aufrechterhalten, ja, in der ganzen Region und selbst in Caria! Gemeinsam können wir die Verschwörung des Schweigens zerschlagen und die lange überfällige Offenbarung der Wahrheit erzwingen…«
    »Welcher Wahrheit?« unterbrach ein Zuschauer.
    Die Perkinitin warf nur einen kurzen Blick in die Richtung, wo der junge Matrose mit mehreren seiner Kollegen am Zaun lungerte und sich über die Verlegenheit amüsierte, die er mit seiner Frage ausgelöst hatte. Ihrer Ideologie getreu versuchte die Rednerin den Mann einfach zu ignorieren. Nur so zum Spaß mischte sich deshalb Leie ein: »Ja! Welche Wahrheit meinst du, Perkie?«
    Mehrere Zuschauer lachten über Leies Zwischenruf, und auch Maia konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Die Rednerin funkelte Leie wütend an, doch dann entdeckte sie Maia neben ihr. Zur großen Freude der Zwillinge zog sie sofort den falschen Schluß und streckte ihnen ernst und flehend die Hände entgegen.
    »Die Wahrheit, daß kleine Clans wie meiner und eurer für gewöhnlich einfach beiseite geschoben werden, nicht nur hier, sondern überall, vor allem in Caria, wo die großen Häuser jetzt sogar unseren Planeten Stück für Stück an die Outsider und ihr maskulinistisches Phylum verkaufen…«
    Maia spitzte die Ohren bei der Erwähnung des fremden Raumschiffs. Leider wurde bald klar, daß die Rednerin keineswegs Neuigkeiten zu bieten hatte, sondern lediglich eine Tirade vom Stapel ließ. Die Ansprache versank rasch in die Platitüden und Klischees, die Maia und ihre Schwester im Lauf der Jahre unzählige Male zu Ohren gekommen waren. Über die Flut billiger Arbeitskräfte, die so viele kleinere Clans zugrunde richtete. Über den viel zu lasch aufrechterhaltenen Codex der Lysos und die Bestimmungen für ›gefährliche Männer‹. Zu all diesen abgedroschenen Anschuldigungen gesellte sich das beliebteste Angstmacherthema des Jahres, nämlich, daß die Weltraumbesucher Vorboten einer Invasion sein könnten, die schlimmer werden würde als der uralte Schrecken des Feindes.
    Rasch verblaßte die kurze Freude darüber, daß Maia und Leie zu einem Clan gehörten, weil sie sich so ähnlich sahen. Es war Herbst, und das bedeutete, daß Wahlen ins Haus standen, bei denen Splittergruppen versuchten, wenigstens einen oder auch zwei Minderheitssitze zu ergattern, obgleich Clanfesten wie Lamatia e n masse abstimmten. Der Perkinismus sprach kleine Matriarchate an, die das Gefühl hatten, daß ihnen bei der Bildung einer Familie Steine in den Weg gelegt wurden. Die Gruppe erhielt wenig Unterstützung von den Vars, denn diese hatten keine Macht und wenig Interesse an den Wahlen.
    Die Männer machten sich keine Illusionen, was geschehen würde, falls der Perkinismus in größerem Rahmen auf Stratos Fuß faßte. Sollte diese Möglichkeit jemals wieder in greifbare Nähe rücken, würde Maia möglicherweise etwas Einzigartiges miterleben, nämlich, daß Männer vor den Wahlurnen Schlange standen und ein Recht ausübten, das ihnen per Gesetz zwar zustand, von dem sie jedoch ungefähr so selten Gebrauch machten, wie im Sommer der Glorienfrost hereinbrach.
    Leie kicherte noch immer leise über das Geschwätz der Perkinitin, aber Maia versetzte ihr einen Rippenstoß. »Komm, wir haben mit unserem letzten Morgen in der Stadt etwas Besseres anzufangen.«
     
    Als die Zwillinge den Hafen erreichten, hatte die aufgehende Sonne den Küstennebel aufgelöst. Die Vormittagshitze hatte auch die meisten Schwebgleiter vertrieben; nur ein paar der schimmernden Kreaturen waren noch als helle eiförmige Blüten oder grelle Gasballons sichtbar, die in unregelmäßiger Formation über den östlichen Himmel schwebten.
    Ein Nachzügler war über den Docks geblieben; er sah aus wie eine zarte, aufgeschwemmte Qualle mit herabbaumelnden, schimmernden Fühlern von etwa zwanzig

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