Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Clans von Stratos

Die Clans von Stratos

Titel: Die Clans von Stratos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
Vom Netzwerk:
Metern Länge. Also ein Baby. Das Tier klammerte sich an den Hauptmast eines schlanken Frachters, dicht an die segelumwickelten Rahen geschmiegt, und tastete nach den Leckerbissen, die ein paar leichtfüßige Matrosen auf den oberen Spieren auslegten. Die Seeleute lachten, wichen den hin und her schwingenden, klebrigen Saugfüßen aus, rannten wieder herbei, um die schwieligen Tentakeln zu streicheln oder bunte Bänder und Zettelchen an ihnen zu befestigen. Etwa einmal im Jahr fand jemand eine zerrissene Botschaft, die auf diese Art über den Mutter-Ozean getragen worden war.
    Es kursierten auch Geschichten über Kabinenjungen, die versuchten, auf einem Schwebgleiter mitzufliegen und weiß-Lysos-wohin geschleppt wurden, vielleicht angespornt von den Legenden über die alten Zeiten, als Zeppeline und Flugzeuge den Himmel bevölkerten und die Männer noch fliegen durften.
    Wie um zu beweisen, was für ein schicksalsträchtiger Tag heute war, stupste Leie Maia an und deutete in die entgegengesetzte Richtung, nach Südwesten, jenseits des goldenen Stadttempeldoms. Mit zusammengekniffenen Augen beobachtete Maia ein silbern glänzendes Gebilde, das kurz aufleuchtete, während es zu Boden sank, und erkannte das wöchentliche Luftschiff. Es transportierte Post und Pakete, die für den Seeweg zu kostbar waren, sowie besondere Reisende, deren Clans fast so reich sein mußten wie die Göttin des Planeten, um sich den Fahrpreis leisten zu können. Maia und Leie seufzten, und diesmal dachten sie wirklich genau das gleiche. Ein Wunder müßte geschehen, daß eine von ihnen je so, inmitten der Wolken, reisen könnte.
    Vielleicht war es ihren Klonnachkommen vergönnt, falls die launischen Winde des Schicksals entsprechend bliesen. Der Gedanke daran war ein kleiner Trost.
    Vielleicht erklärte das, warum hin und wieder ein Junge alles aufs Spiel setzte, nur um auf einem Schwebgleiter fliegen zu können. Von Natur aus konnten Männer keine Klone bekommen. Sie konnten sich nicht kopieren. Bestenfalls erreichten sie die niederere Stufe der Unsterblichkeit, die Vaterschaft. Doch all ihre sehnlichsten Wünsche mußten sich in einem einzigen Leben erfüllen, oder sie blieben ewig ungestillt.
    Die Zwillinge schlenderten weiter. Hier unten bei den Lagerhäusern, wo die Fischerboote die Luft mit ihrem feuchten, durchdringenden Gestank erfüllten, gab es wesentlich mehr Sommerleute. Frauen unterschiedlicher Form, Farbe, Größe, oft von einer gewissen Familienähnlichkeit mit einem bekannten Clan – das Haar einer Sheldon, das ausgeprägte Kinn einer Wylee –, Frauen, die die Hälfte oder ein Viertel einer berühmten Muttergattung besaßen, genauso wie die Zwillinge in ihren Gesichtern viel Lamaianisches aufwiesen.
    Leider zählte eine teilweise Ähnlichkeit nur sehr wenig. Mit einfarbigen Kilts oder Lederhosen bekleidet, ging jede Sommerperson als Einzelkreatur durchs Leben, ohne ihresgleichen auf der Welt, die meisten dennoch hoch erhobenen Hauptes. Sommerleute waren auf den Kais beschäftigt, scheuerten die Segelschiffe auf den Trockendocks und erledigten die meisten Knochenarbeiten, die die Seefahrt erst ermöglichten, oft mit einer Heiterkeit, deren Anblick herzerfrischend war.
    Vor der Zeit von Lysos, auf den Phylumwelten, waren Vars wie wir normal und Klone die Ausnahmen. Jeder Mensch hatte einen Vater… manche kannten ihn sogar und lebten mit ihm zusammen, während sie aufwuchsen.
    Maia stellte sich oft einen dicht bevölkerten Planeten vor, der vor Verschiedenheit nur so brodelte. Die Lamai-Mütter nannten das eine ›ungesunde Fixierung‹, aber die Gedanken kamen öfter, seit immer mehr Nachrichten von dem Outsider-Schiff durchsickerten, zunächst gerüchteweise, dann in knappen, zensierten Teleberichten.
    Leben die Menschen auf anderen Welten noch in vorgeschichtlichem Chaos? überlegte Maia. Als würde sie je eine Antwort auf diese Frage bekommen.
    Nun, da die Gewitterzeit vorüber war und die Getta-Tore offenstanden, herrschte in der Hafengegend ein lebhaftes, buntes Treiben. Der eine ganze Jahreszeit über beschränkte Handel erblühte von neuem. Menschen wimmelten um die Ladedocks und schiefergedeckten Lagerhallen, die Kapellen und die nun wieder mit Vorhängen versehenen Entspannungshäuser. Und die Kramläden für Schiffszubehör – ein Lieblingsplätzchen der Zwillinge, vollgestopft mit jedem Werkzeug und jeder Rarität, die einer Crew auf hoher See von Nutzen sein mochte. Schon von klein auf hatten die glänzenden

Weitere Kostenlose Bücher