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Die Clans von Stratos

Die Clans von Stratos

Titel: Die Clans von Stratos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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damals in der Lerner-Feste mit ihren Freundinnen heimlich im Radio gehört hatten. Der Text vermittelte eine zornige, wilde Entschlossenheit, die gegenwärtige Ordnung umzustürzen und einen endgültigen Bruch mit der Vergangenheit zu vollziehen. Auch die anderen vier Frauen kannten den Refrain und unterstützten ihre Gefährtinnen. Aber sie wirkten zurückhaltender, als wären sie in manchen Punkten anderer Meinung oder fänden manche anderen Strophen zu harmlos. Als sie wieder an der Reihe waren, wählten sie erneut eher traditionelle Lieder, die Maia aus der Schule und der Kinderkrippe kannte: Abenteuerballaden, Lieder von Zauberlampen und verborgenen Schätzen, vom warmen Herd, den man zurückgelassen hatte, von brachliegenden Talenten, die sich offenbarten, von Wünschen, die Wirklichkeit wurden. Die Melodien waren ruhiger, tröstlicher, auch wenn die Sängerinnen diesen Eindruck nicht unbedingt unterstützten. Soweit Maia ihren Akzent und ihr Aussehen einordnen konnte, stammten die beiden kleineren, rundlicheren von den Südlichen Inseln, der legendären Heimat der Freibeuter und Händler, während die anderen beiden, zu denen auch die große Blonde gehörte, mit dem scharfen, näselnden Tonfall sprachen, der für diesen Teil des Östlichen Kontinents typisch war. Maia erfuhr, daß die Blonde Baltha hieß und die Anführerin der vier war.
    Alles in allem waren sie eine robuste, selbstbewußte Vartruppe. Sie schienen keine Angst zu kennen, nicht einmal davor, daß Tizbe Beller und ihre Wachfrauen sie einholten.
    Das Singen verstummte vor der nächsten Rast, bei der sie das Zaumzeug kontrollierten und die Pferde tauschten. Nachdem sie sich wieder auf den Weg gemacht hatten, waren zunächst alle eine Weile still und lauschten dem Rhythmus der Pferdehufe – eine leise und wesentlich erdverbundenere Musik als die menschlicher Stimmen. Da sie nun nichts mehr ablenkte, spürte Maia plötzlich die Kälte. Vor allem an den Fingern, weshalb sie sie schließlich in die Taschen des dicken Mantels steckte und die Zügel durch den Stoff hindurch festhielt.
    Renna trabte nach vorn, bis er schließlich neben Kiel ritt, was unter den Frauen zu Gemurmel führte. Baltha zeigte offen ihre Mißbilligung.
    »Es gehört sich nicht, daß ein Mann so reitet«, sagte sie und beobachtete von hinten, wie Renna sein Pferd zwischen den Beinen hielt. »Es ist irgendwie obszön.«
    »Sieht aus, als wüßte er, was er tut«, sagte Thalia. »Aber ich krieg ’ne Gänsehaut. Kann mir gar nicht vorstellen, daß er sich dabei nicht halb verstümmelt.«
    Baltha spuckte auf den Boden. »Manche Dinge sollten Männer einfach nicht machen.«
    »Richtig«, stimmte eine der untersetzten Südländerfrauen zu. »Pferde sind für Frauen gemacht. Das sieht man doch daran, wie wir gebaut sind. Männer sind anders. So wollte es Lysos.«
    Maia schüttelte den Kopf. Sie wußte nicht recht, was sie denken sollte. Später, als sie per Zufall neben Renna zu reiten kam, wandte sich der Mann zu ihr um und meinte leise: »Genaugenommen sind diese Tiere nicht viel anders als die, die ich von der Erde kenne. Hier sind sie ein wenig breiter gebaut und haben diese seltsamen Streifen. Ich glaube, sie haben auch einen dickeren Kopf, aber ich kann mich nicht mehr genau erinnern.«
    Verblüfft blinzelte Maia ihn an. »Du bist… von der Erde? Der echten…?«
    Er nickte, und sein Gesicht wurde wehmütig. »Das ist lange her und weit weg. Ich weiß, du hast wahrscheinlich gedacht, ich komme aus Florentina oder aus einem anderen Sternsystem in der Nähe. Aber das stimmt leider nicht.
    Aber ich denke, deine Freundinnen haben unrecht. Die Hälfte aller Welten im Menschlichen Phylum haben eine Art Pferde, und manche sind noch viel seltsamer als eure. Frauen reiten häufiger als Männer, das stimmt schon. Aber daß Männer nicht dafür gebaut sind, höre ich heute zum ersten Mal!« Er lachte. »Wenn ich darüber nachdenke, verstehe ich aber, warum es euch seltsam vorkommt, daß wir uns dabei nicht weh tun.«
    »Das hast du alles mitgehört?« fragte Maia. Sie hatte gedacht, er wäre viel zu weit weg gewesen.
    Er faßte sich ans Ohr. »Die Atmosphäre hier ist viel dichter als dort, wo ich geboren bin. Sie überträgt den Schall weit besser. Ich kann ein Flüstern aus ziemlich großer Entfernung verstehen, auch wenn das leider bedeutet, daß ich Kopfschmerzen bekomme, wenn jemand schreit. Verrate es aber niemandem, ja?«
    Er zwinkerte ihr zum zweiten Mal zu, und Maias Gefühl der

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