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Die Clans von Stratos

Die Clans von Stratos

Titel: Die Clans von Stratos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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blonde Frau erschien, in den Händen eine Eisenstange, die sie wie eine Waffe zückte. Die Tür war beschädigt, der Schloßüberwurf verbogen, ein zerbrochenes Vorhängeschloß lag auf dem Boden.
    »Hast du sie?« erkundigte sich die Torwächterin. Sie war groß, langgliedrig, hellhaarig und machte einen ziemlich abgebrühten Eindruck. Kiel nickte nur. »Na, dann los«, sagte Thalia und ging voran, eine kurze Treppe hinab. Maia roch die Nachtluft, noch bevor die Kälte ihre Haut berührte. Diese Frische hatte sie am offenen Zellenfenster nie gefühlt. Dann waren sie im Freien, unter den Sternen.
     
    Aus dem Seitentor traten sie auf eine breite Steinterrasse, nur etwa einen Meter über der Ebene. Kiel trat an den Rand, steckte die Finger in den Mund und pfiff den Ruf des Gannenvogels. Aus der Dunkelheit erscholl wie ein Echo das Antworttrillern, gefolgt von Hufgetrappel. Die große Blonde schob die Tür an ihren Platz zurück. Vier Frauen kamen angeritten, jede hielt ein oder zwei weitere Reittiere am Zügel.
    Mit raschen Handgriffen band Thalia ein Bündel los, das eins der Tier auf dem Rücken trug, und drückte Maia einen rauhen Wollmantel in die Hand, den diese dankbar überzog. Sie war noch dabei, ihn zuzuknöpfen, als Kiel ihren Arm nahm und zum Rand der Terrasse führte, wo ein Tänzelpferd auf sie wartete. Das Mondlicht schimmerte auf den gestreiften Flanken des Tieres, das schnaubte und stampfte. Unwillkürlich schreckte Maia zurück. Bisher war sie nur auf den zahmen Tieren geritten, die von den erfahrenen Trevor-Cowgirls geführt wurden. Die Lamai engagierten sie zu Frühlingsausflügen, damit ihre Sommerlinge so rasch und billig wie möglich einen weiteren Punkt auf dem Lehrplan zur ›Lebensvorbereitung‹ abhaken konnten, den die Mütter für sie aufgestellt hatten.
    »Er beißt schon nicht, Fräuleinchen«, meinte die Frau, die das Tier am Zügel hielt, lachend.
    Maias Stolz siegte denn auch über ihre Angst, und sie schaffte es, ohne Zittern die Sattelnase zu ergreifen. Dann steckte sie den linken Fuß in den Steigbügel und schwang sich in den Sattel. Das Pferd tänzelte, als wollte es Maias Gewicht abschätzen. Maia ließ sich die Zügel geben, und ihr Optimismus wuchs, als das Tier auch jetzt nicht durchging. Erleichtert beugte sie sich vor, um ihm den Hals zu tätscheln.
    »Was, zum Teufel, ist denn das?« erkundigte sich eine barsche Stimme.
    Maia wandte sich um und sah, daß Renna, der Mann, voller Entrüstung auf das Tier vor ihm zeigte. Kiel trat neben ihn und legte beschwichtigend die Hand auf seinen Arm.
    »Das ist ein Pferd. Bei uns benutzt man Pferde zum Reiten und…«
    Renna legte den Kopf schief. »Ich weiß, was ein Pferd ist. Ich meine, was ist das Ding auf seinem Rücken?«
    »Auf seinem Rücken? Na ja… das ist ein Sattel, auf dem reitest du.«
    Verwundert schüttelte er den Kopf. »Dieses eckige Ding soll ein Sattel sein? Warum sieht er so anders aus als die anderen?«
    Die Frauen prusteten vor Lachen, sogar Maia konnte nicht an sich halten. Die Frage kam so unerwartet und war so vollkommen unangemessen. Vielleicht stammte dieser Mann tatsächlich von einem anderen Stern. Rennas verwirrtes, konsterniertes Gesicht machte alles noch komischer, und Maia preßte sich die Hand vor den Mund.
    Auch Kiel versuchte einigermaßen ernst zu bleiben. »Das ist natürlich ein Männersattel. Ich weiß, ein Wagen oder eine Sänfte wären dir lieber, aber wir haben einfach keine…« Sie hielt mitten im Satz inne und starrte Renna an. »Was machst du denn?«
    Renna war von der Terrasse gesprungen und griff unter den Bauch des für ihn vorgesehenen Reittieres. »Ich… ich nehme nur… ein paar kleine Änderungen vor«, brummte er. »So ist es besser.«
    Erstaunt sah Maia, wie der sperrige gepolsterte Sattel zur Seite rutschte und auf den Boden fiel. Dann geschah etwas noch Überraschenderes: Der Mann griff in die Mähne des Pferdes und sprang mit einem Satz auf seinen Rücken, mit gespreizten Beinen – wie eine Frau! Die Umstehenden schnappten vor Erstaunen vernehmlich nach Luft. Maia verspürte unwillkürlich ein Stechen zwischen den Beinen.
    »Wie kannst du…?« begann Thalia.
    »Steigbügel wären gut«, unterbrach er sie. »Aber wir können auch abwechselnd ohne Sattel reiten, bis wir etwas Geeignetes auftreiben. Sehen wir jetzt lieber zu, daß wir von hier verschwinden.«
    Kiel blinzelte. »Bist du sicher, daß du…?«
    Statt einer Antwort ruckte Renna kurz an den Zügeln, so daß sein

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