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Die Clans von Stratos

Die Clans von Stratos

Titel: Die Clans von Stratos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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Zeichen zum Umdrehen. Statt dessen atmete sie tief durch, richtete sich auf und trat kühn auf den Korridor hinaus!
    Maia wußte, daß ihre an die Dunkelheit gewöhnten Augen das Licht übertrieben wahrnahmen. Doch als Kiel auf den an sich nur schwach beleuchteten Gang hinaustrat, sah es für sie aus, als ginge ihre Freundin einen Moment lang in Flammen auf. Wie wollte diese leuchtende Gestalt unentdeckt bleiben?
    Doch nichts geschah. Lautlos glitt Kiel über den ungeschützten Bereich und verschwand auf der anderen Seite wieder im Schutz der Dunkelheit. Die fernen Stimmen blieben unverändert. Thalia wagte sich als nächste vor und versuchte, Kiels geschmeidigen, lautlosen Schritt nachzuahmen. Die Lichtreflektion auf ihrer weißen Haut schien sie fast noch auffallender zu machen – zwei endlos lange Sekunden verstrichen, dann war auch sie auf der anderen Seite.
    Maia blickte zu Renna, der lächelte und sie mit einer Berührung ihres Ellbogens aufforderte, es den beiden anderen Frauen nachzutun. Es war eine freundliche Geste, ein Ausdruck des Vertrauens, aber Maia haßte ihn dafür. Sie konnte ihre beiden Freundinnen gerade noch als verschwommene Gestalten auf der gegenüberliegenden Seite der hellen Kreuzung erkennen. Auch sie warteten. Maias Herz pochte in ihren Ohren, so laut, als hallte es in den Steingängen wider. Doch dann riß sie sich zusammen, blähte entschlossen die Nasenflügel und ging los.
    Die Zeit schien stillzustehen, Sekundenbruchteile dehnten sich zu Stunden. Maias Füße bewegten sich nach ihrem eigenen Willen, und so konnte sie nach rechts blicken, in den flackernden Feuerschein… zerbrochene Möbelstücke brannten in einem ausgemeißelten offenen Kamin, daneben tranken als Schattenrisse sichtbare Gestalten aus großen Bechern, vornübergebeugt, stets die Würfel im Blick, die aus einem Becher auf einen Holztisch kullerten. Das Schreien und Johlen der Frauen verursachte Maia eine Gänsehaut.
    Die Szenerie brachte Maia so durcheinander, daß sie einen Moment die Orientierung verlor und gegen die Ecke des nächsten Korridors prallte. Thalia packte sie und zerrte sie rasch in die Dunkelheit. Maia rieb sich die Stirn und blinzelte, um ihre Augen wieder ans Dämmerlicht zu gewöhnen.
    Dann blickte sie auf. »Renna?« flüsterte sie und spähte in die Dunkelheit.
    »Ich bin hier, Maia«, kam die leise Antwort.
    Sie wandte sich nach links. Der Mann stand neben Kiel ein Stück weiter den Korridor hinab. Maia hatte nicht einmal bemerkt, wie er herübergekommen war. Verlegen wandte sie den Blick ab. Dieser Mensch hatte so gar keine Ähnlichkeit mit der weisen, älteren Frau, die sie sich vorgestellt hatte. Obgleich er sie nie direkt belogen hatte, fühlte sie sich dennoch irgendwie hintergangen, wenn nicht von ihm, so doch von ihrer eigenen allzu menschlichen Neigung, vorschnelle Schlüsse zu ziehen.
    Außer im Zusammenhang mit Schiffen oder der Stimulation geht man einfach davon aus, daß jemand eine Frau ist, bis man eines besseren belehrt wird. Vermutlich ist das nicht sonderlich nett.
    Trotzdem…er hätte es mir sagen müssen!
    Jetzt übernahmen sie und Thalia die Nachhut, während Renna und Kiel vorpreschten. Zum ersten Mal bemerkte Maia, daß der Mann einen kleinen blauen Beutel am Gürtel trug und etwas auf den Rücken geschnallt hatte. Einen schmalen Kasten aus poliertem Metall.
    Ein Spiel des Lebens! Offensichtlich ist er ein echter Mann!
    Wie blöd, daß ich mir eine noble Savante vorgestellt habe, die nur dank ihres Einfallsreichtums herausgefunden hat, wie man solch komplizierte Botschaften verschickt. Für einen Mann, der sein Leben lang dieses Spiel gespielt hat, sind solche Tricks wahrscheinlich nicht schwer.
    Jetzt war ihr das alles sonnenklar. Aber allein in ihrer Zelle, mit den nächtlichen Klickgeräuschen als einzigem Kontakt, war der Wunsch die Mutter des Gedankens gewesen. Seltsamerweise spürte sie fast eine Art Trauer – als hätte sie eine Freundin verloren. Dabei stand diese vermeintliche Freundin nur ein paar Meter neben ihr, gesund und munter und momentan auf freiem Fuß. Doch die Renna aus Maias Phantasie war tot, genauso unwiderruflich wie Leie. Die neue Renna war weiter nicht als ein letztlich unerwünschter Ersatz.
    War das unfair? Maia kannte die Antwort.
    Das LEBEN ist unfair. Und? Finde Lysos und mach ihr den Prozeß.
    Minuten später führte Kiel die kleine Gruppe an eine schmale Pforte. Sie klopfte zweimal. Die hölzerne Tür öffnete sich, und eine kräftige

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