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Die Clans von Stratos

Die Clans von Stratos

Titel: Die Clans von Stratos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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Entfremdung löste sich in Luft auf. Im Handumdrehen war er einfach ein harmloser, freundlicher Matrose, der nach einer langen Seereise auf Winterurlaub gekommen war. Daß er ihr ein Geheimnis anvertraute, war ganz natürlich, ein Ausdruck des Vertrauens, denn sie kannten sich ja und hatten schon andere Geheimnisse miteinander geteilt.
    Maia sah hinauf zum Sternenzelt. »Zeig mir die Erde«, bat sie.
    Renna richtete sich in den Steigbügeln auf und suchte den Himmel mit den Augen ab. Schließlich setzte er sich wieder. »Tut mir leid. Wenn wir gegen Morgen noch wach sind, dann müßte ich den Triffid eigentlich finden. Sol steht in der Nähe seines linken Augenfühlers. Natürlich sind die meisten Sterne des Phylum hinter den Nebeln der Stirn Gottes versteckt – die ihr die Klaue nennt – direkt im Osten des Triffid.«
    »Für jemanden, der nicht mal ein Jahr hier ist, weißt du eine Menge über unseren Himmel.«
    Renna seufzte, und er wurde ernst. »Eure Jahre hier sind lang.«
    Maia hatte das Gefühl, momentan wäre es besser, wenn sie nicht weiter fragte. Rennas Gesicht, das auf den ersten Blick so jung gewirkt hatte, schien jetzt besorgt und müde. Er ist älter, als er aussieht, stellte sie fest. Wie alt muß man wohl sein, um so weit zu reisen wie er? Selbst wenn sie Einfriergeräte in ihren Raumschiffen haben und sich fast mit Lichtgeschwindigkeit fortbewegen, dauert es eine Weile.
    Sie konnte die Schuld für ihre Unwissenheit nicht der selektiven Erziehung in Lamatia zuschieben. Solche Themen waren ihr schon immer viel zu abstrakt gewesen, sie hatten nichts mit ihrem Leben zu tun. Nicht zum ersten Mal fragte sie sich: Warum haben wir uns aus dem Weltraum zurückgezogen? Hat Lysos das so gewollt? Vielleicht um sicherzugehen, daß uns nicht noch einmal jemand aufspürt?
    Falls es so war, mußte der Schock für die Savanten, für die Ratsfrauen und Priesterinnen in Caria um so größer gewesen sein, als das Besucherschiff letzten Winter in die Umlaufbahn eintrat. Bestimmt hatte sie das in fürchterliche Verwirrung gestürzt.
    Das war es auch, worüber die alte Dame damals in Lanargh gesprochen hat, in den Telenachrichten! Da hatte man Renna sicher schon entführt. Sie haben ihre Fühler ausgestreckt, um ihn zu finden, ohne die Öffentlichkeit in Aufruhr zu versetzen. Auf einmal fiel es Maia wie Schuppen von den Augen.
    Sie wußte, woran Leie jetzt denken würde. An die Belohnung!
    Bestimmt waren auch Thalia, Kiel und die anderen hinter dem Geld her. Natürlich hatte Thalia gelogen, vorhin auf dem Korridor des Reservats. Sie waren doch nicht wegen Maia gekommen. Jedenfalls nicht allein. Der Hauptgrund mußte die ganze Zeit über Renna gewesen sein, das erklärte auch den Männersattel. Warum sollten sie sonst so etwas mit sich herumschleppen?
    Sie machte ihnen keinen Vorwurf. Maia war daran gewöhnt, unwichtig zu sein. Daß ihre Freundinnen auch sie befreit hatten, reichte aus, um Maias Herz mit Dankbarkeit zu erfüllen. Und Thallas Versuch, es vor ihr zu verbergen, war im Grund nett gemeint.
    Die Steppe kam zu einem jähen Ende, als sie eine zerklüftete Schluchtenlandschaft erreichten, die Maia an den Canyon erinnerte, in dem der Lerner-Clan nach Erzen grub und sich die Schlacke aus den Hochöfen ergoß. Sie vermutete, daß sie sich momentan ein Stück weiter nördlich und östlich befanden, aber die Konturen waren ähnlich – ausgewaschene Canyons durchzogen die Prärie wie Narben eines alten Kampfes. Vorsichtig stieg die Gruppe in die ersten Auswaschungen hinab, vorbei an den Nestern der Graberkolonien, die vergeblich ihre Drohlaute ausstießen, um Menschen und Pferde zu vertreiben. Als sich die Bemühungen auszuzahlen schienen, da die Eindringlinge weiterzogen, wurden die Schnalzgeräusche regelrecht triumphierend.
    In dem verschlungenen Labyrinth hatte jetzt Baltha die Führung übernommen. An manchen Stellen waren nur die oberen sechzig Prozent des Himmels zu sehen, so daß sie selbst mit Hilfe ihrer Öllaternen nur sehr langsam vorankamen.
    An einem flachen, gurgelnden Bach hielten sie an; alle stiegen vom Pferd, manche reichlich mühsam. Vor allem Renna stöhnte, rieb sich die Beine und wanderte auf und ab, um sich die Füße zu vertreten. Balthas Gefährtinnen nickten vielsagend. Aber wäre es Maia nicht zu peinlich gewesen, hätte sie es Renna gern nachgetan. Statt dessen streckte sie sich ausgiebig hinter ihrem Pferd. Neben ihr versammelten sich die Anführerinnen um eine Laterne.
    »Hier muß es

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