Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Clans von Stratos

Die Clans von Stratos

Titel: Die Clans von Stratos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
Vom Netzwerk:
hingestreckt ausgerechnet von dem, worauf ihr am stolzesten wart – eurer Gleichheit.
    Wortlos ritten sie weiter, jeder in seine eigenen Gedanken versunken. Nach einer Weile wandte sich Maia zu Renna um, in der Hoffnung auf ein wenig Ablenkung, aber der Mann aus dem Weltraum starrte mit gerunzelter Stirn vor sich hin, während sein Pferd gemächlich vorwärtszuckelte. Offensichtlich hing auch er finstren Grübeleien nach.
     
    Nach Einbruch der Nacht klommen sie auf einem schmalen Pfad aus dem Labyrinth der Schluchten und ließen die dunkle, stille Lerner-Feste hinter sich. Obwohl es hier auf der Ebene wesentlich kälter war, waren alle froh, wieder auf freiem, offenem Land zu sein. Der weite Himmel der Prärie war sternenhell, und einer der kleineren Monde, die glückbringende Iris, strahlte fröhlich. Allmählich hob sich die Stimmung der Reitenden wieder.
    Thalia und Kiel sprangen von den Pferden, denn sie hatten im schützenden Nordschatten eines Felsbrockens einen großen Fleck Glorienfrost entdeckt. Sie wälzten sich darin herum und warfen sich lachend gegenseitig die Kristalle ins Gesicht. Als sie wieder aufsaßen, sah Maia ein Blitzen in ihren Augen, das ihr nicht unbedingt gefiel. Das ungute Gefühl wurde stärker, als die beiden anfingen, so nahe wie möglich neben Renna zu reiten, immer wieder sein Knie streiften, ihn unablässig in Gespräche verwickelten und schrecklich interessiert taten, ganz gleichgültig, was er antwortete.
    Mit ihren Grübeleien allein gelassen, blickte Maia nicht einmal auf, um den Gang der Konstellationen zu verfolgen. Sie hatte den Eindruck, sie würden noch viele Tage brauchen, ehe sie die Küstengebirge zu Gesicht bekamen und sich einen Durchgang zum Meer suchen konnten. Vorausgesetzt natürlich, sie wurden unterwegs nicht doch noch von den Perkiniten erwischt.
    Und dann? Selbst wenn wir es nach Grange Head schaffen? Was geschieht dann?
    Auch die Freiheit hat ihre Nachteile. Im Gefängnis hatte Maia gewußt, was sie von einem Tag zum anderen erwartete. Wieder eine arme junge Var zu sein, die sich in einer unfreundlichen Welt ihre Nische suchte, war in mancher Hinsicht beängstigender als der Gefängnisaufenthalt. Erst allmählich begriff Maia, wie sehr sie in ihrer Entwicklung beeinträchtigt war, weil sie eine Zwillingsschwester gehabt hatte. Statt der erträumten Vorteile war sie durch diesen biologischen Unfall dazu verführt worden, in einer Phantasiewelt zu leben – in dem Gefühl, es würde immer jemand da sein, an dessen Schulter sie sich lehnen konnte. Andere Sommermädchen, die ihre Heimat verließen, mußten sich viel früher der Realität stellen, sie wußten, daß ihre Träume sich nicht durch einen Plan, eine Freundschaft, ein Talent allein verwirklichen ließen. Man brauchte immer auch eine Portion Glück.
    Nachdem sie fast den ganzen Tag und die halbe Nacht geritten waren, schlugen sie erneut im Schutz eines tief eingeschnittenen Wasserlaufs ihr Lager auf. Mit Holz, das sie in der Nähe des knochentrockenen Bachbetts gesammelt hatten, gelang es Kiel, ein Feuer zu entfachen. Zu heißem Tee aßen sie ein kaltes Mahl aus den immer knapper werdenden Vorräten in ihren Satteltaschen.
    Während sich die anderen bettfertig machten, holte Renna mehrere Gegenstände aus seinem blauen Beutel, unter anderem eine kleine, schlanke Bürste. Maia hatte so ein Ding noch nie zuvor gesehen. Außerdem nahm er eine Schaufel, eine Feldflasche und einige Takawq-Blätter mit. Baltha schien sich nicht im geringsten für ihn zu interessieren, und Maia fragte sich, ob es daran lag, daß er auf der weiten Steppe sowieso nirgendwohin fliehen konnte. Oder hatte Baltha bereits bekommen, was sie von ihm wollte? Eigentlich hatte Maia vorgehabt, Renna in einem unbemerkten Augenblick von dem seltsamen Verhalten der Südländerin zu erzählen, aber sie hatte es vergessen. Nun waren ihre Gefühle ihm gegenüber wieder ambivalent geworden, vor allem, da Thalia und Kiel sich noch immer so eindeutig winterlich benahmen.
    »Verlauf dich nicht da draußen!« rief Thalia dem Mann nach. »Soll ich mitkommen und dir die Hand halten?«
    »Vielleicht ist es nicht die Hand, die er gehalten haben möchte«, kommentierte Kiel, und die anderen Varfrauen lachten. Alle außer Maia. Rennas Reaktion auf die anzüglichen Scherze war ihr unangenehm. Er wurde rot, offensichtlich peinlich berührt. Aber gleichzeitig genoß er die Aufmerksamkeit sichtlich.
    »Hier«, rief Kiel und warf ihm ihre Taschenlampe zu. »Aber

Weitere Kostenlose Bücher