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Die Clans von Stratos

Die Clans von Stratos

Titel: Die Clans von Stratos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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Die Decke direkt neben ihr fühlte sich noch ein wenig warm an. Wahrscheinlich war Maia aus ihrem Alptraum und den Erinnerungen an Leie gerissen worden, als die beiden aufstanden.
    O ja, Renna. Der Fremdling war vor der Morgendämmerung eine willkommene Wärmequelle gewesen, als sie erschöpft von ihrem harten Ritt unter die Decken gekrabbelt waren. Doch als sie seinen blauen Beutel und das Spiel des Lebens sah, wußte sie, daß er nicht endgültig weg sein konnte.
    Auf seiner anderen Seite hatte Baltha geschlafen. Maia legte sich zurück und starrte in den Himmel. Warum waren sie beide gleichzeitig aufgestanden? Hatte das etwas zu bedeuten? Bestimmt würde sie gleich wieder einschlafen… hoffentlich träumte sie diesmal etwas Schöneres…
    Doch ein leises prasselndes Geräusch – Kieselsteine, die einen Abhang hinunterrollten – vertrieb jeden Gedanken an Schlaf; entschlossen setzte sich Maia auf. Sie schlüpfte in ihre Schuhe und kroch ein Stück von der schlafenden Thalia weg, ehe sie aufstand und auf die Quelle des Geräuschs zuging. Es kam von bachaufwärts, wo die Klippen zu einem kiesigen Hang zerbröckelt waren. Aus dem Augenwinkel erhaschte sie eine Bewegung am nächsten kleinen Hügel. Sie ging ihm nach und mußte bald über Steinbrocken klettern, von unzähligen sommerlichen Überschwemmungen eisglatt gewaschen.
    Hier öffnete sich die Schlucht und bot weniger Schutz vor der Kälte. Beim Ausatmen bildeten sich Dampfwolken vor Maias Gesicht, und ihre Fingerspitzen wurden taub, weil sie sich immer wieder an bereiften Oberflächen festhalten mußte. Ein vage vertrauter Geruch stieg ihr in die Nase, und sie fühlte sich zurückversetzt in die winterliche Lamatia-Feste, wenn Leie frühmorgens die Fensterläden aufriß, sich an die Brust klopfte und die kalte Luft einsog, während Maia sich brummend und schimpfend unter der Decke verkroch. Mit einem traurigen Lächeln stieg sie weiter.
    Nach einer Weile blieb sie stehen und lauschte. Sie hörte ein Kratzen, ein Stein rollte ein Stück rechts vor ihr den Hang hinunter. Der Weg sah schwierig aus. Hin und her gerissen zwischen Neugier und dem wachsenden Bewußtsein, daß ihre Blase voll war, machte sie halt. Nun, da sie ganz wach war, kam es ihr sinnlos vor, den anderen zu folgen, die offensichtlich das taten, wofür sie selbst auch bald ein ungestörtes Plätzchen finden mußte. Kümmern wir uns einfach um das nächstliegende Problem, was? Sie schaute sich nach einer passenden windgeschützten Stelle um.
    Der erste Platz war bereits besetzt, mehrfach sogar! Erschrocken sprang Maia zurück, als ein lebender Regenbogen sie mit schlagenden Flügeln anzischte. Rasch zog sie sich aus dem Felsspalt zurück, in dem ein Zimschöpfer-Weibchen ihre Brut beschützte – einen Haufen winziger Gassäckchen, die sich aufbliesen und augenblicklich wieder zusammenzogen und als Echo ihrer kampflustigen Mutter leise pfiffen. Die Schöpfer waren kleinere Verwandte der Schwebgleiter, hatten aber ein wesentlich ungemütlicheres Temperament und Giftstacheln, die von Erdtieren abstammende Vögel davon abhielten, ihr zartes Fleisch zu verzehren. Die Stacheln verursachten einen üblen allergischen Ausschlag, wenn ein Mensch das Pech hatte, mit ihnen in Berührung zu kommen. Nach einem letzten Blick auf die trügerisch zarten Wesen trat Maia den Rückzug an. Außer Sichtweite drehte sie sich um und eilte den Trampelpfad hinunter.
    Als sie um eine Biegung kam, sah sie direkt vor sich eine Gestalt.
    Baltha.
    Die große Frau hockte am Hang und spähte über ein paar Steinbrocken hinweg auf etwas weiter unten, was Maia nicht sehen konnte. Auf dem Boden neben ihr lag eine kleine Schaufel und ein Holzkistchen mit Deckel, etwa so groß wie eine Handfläche. Den Blick aufmerksam zu Boden gerichtet, fuhr Baltha mit der Hand langsam über ein Stück felsigen Boden vor sich, dann hielt sie die Finger unter die Nase und schnüffelte.
    Maia blinzelte. Natürlich! Sie betrachtete die Felsbank vor sich und sah zwischen den Flecken normalen Schnees einen Streifen funkelnder Diamanten. Glorienfrost. Es ist also tatsächlich Winter. Der Wechsel der Jahreszeiten hatte größere Auswirkungen auf die hohen Winde der Stratosphäre als auf die schwere Masse von Land, Wasser und Luft weiter unten. Turbulenzen, die in anderen Welten unbekannt waren, schleusten Wasserdampf durch ionische Strömungen zurück, bis sich kristallisiertes Eis bildete. Gelegentlich schwebten die Kristalle vor der Morgendämmerung in

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