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Die Clans von Stratos

Die Clans von Stratos

Titel: Die Clans von Stratos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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verwechsle sie nicht mit was anderem!«
    Ihr ungehobelter Humor tat Maia in den Ohren weh, aber die anderen fanden den Spruch offenbar umwerfend komisch. Renna betrachtete das zylindrische Holzgerät mit dem Schalter und der Linse am einen Ende. Kopfschüttelnd erwiderte er: »Ich glaube, es wird mir nicht schwerfallen, den Unterschied zu erkennen.« Die drei Frauen lachten laut.
    Merkt er denn nicht, daß er sie auch noch ermutigt? dachte Maia ärgerlich. Ohne Aurorae und andere sommerlichen Hinweisreize, mit der die männliche Brunst ausgelöst wurde, konnte das ganze Geplänkel ohnehin zu nichts führen, und im Augenblick war die Stimmung auch noch recht locker. Aber wenn er Interesse heuchelte, nur um die Frauen zu necken, konnte es zu Schwierigkeiten kommen.
    Als Renna an ihr vorbeiging, die Schaufel unbeholfen vor sich haltend, blinzelte Maia überrascht und mußte sich zusammennehmen, ihn nicht anzustarren. Einen kurzen Augenblick, ehe er aus dem Licht des Feuers trat, glaubte sie, eine Beule wahrzunehmen, eine Schwellung, die – Lysos sei Dank! – die anderen anscheinend nicht bemerkt hatten.
    Das Feuer erlosch, und der große Mond Durga ging auf. Thalia schnarchte neben Kiel, Baltha hatte sich bei den Pferden ausgestreckt. Mit geschlossenen Augen dämmerte Maia vor sich hin und stellte sich gerade die hohen Türme von Port Sanger vor, als ein dumpfer Schlag sie aufschreckte. Sie sah nach links – ein viereckiger Gegenstand war auf Rennas Decke gelandet. Der Mann setzte sich daneben und begann die Schuhe auszuziehen. »Hab da draußen was Interessantes gefunden«, flüsterte er.
    Sie stützte sich auf einen Arm und berührte den brüchigen Quader vorsichtig. »Was ist das?«
    »Oh, bloß ein Backstein. Ich hab eine Mauer gefunden… einen alten Keller. Nicht der erste. Den ganzen Tag sind wir schon an Ruinen vorbeigekommen.«
    Maia sah ihm zu, wie er sein Hemd auszog. Seit mehreren Tagen hatte er sich nicht rasiert und nicht gewaschen, und inzwischen verströmte er einen männlichen Geruch, wie sie ihn zuletzt an den Matrosen auf der Wotan bemerkt hatte, und das war immerhin auf hoher See gewesen. In einer zivilisierten Stadt wäre ein Mann in diesem Zustand längst wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses festgenommen worden. Im Sommer galt dies doppelt, aber im Winter vierfach! Als Fremdling kannte Renna die Anstandsregeln vielleicht nicht, die man den Jungen schon früh beibrachte, Regeln, die vor allem in der Zeit eingehalten werden mußten, wenn Glorienfrost gefallen war. Attraktivität zur falschen Zeit kann sehr ärgerlich sein.
    »Ich habe keine Mauern gesehen«, entgegnete sie abwesend. »Meinst du, hier haben Menschen gelebt?«
    »Hmm. Nach der Verwitterung würde ich sagen, vor etwa fünfhundert Jahren.«
    Maia staunte. »Aber ich dachte…«
    »Du dachtest, dieses Tal wäre erst seit etwa einem Jahrhundert besiedelt, ich weiß. Und der ganze Planet erst zweihundert Jahre davor.« Renna legte sich seufzend auf den Sattel zurück, der ihm als Kopfkissen diente. Offenbar war er unempfindlich gegen die Kälte, denn er deckte sich nicht zu, sondern nahm den Stein wieder in die Hand und drehte ihn prüfend um. Die Muskeln in seinen Armen und seiner Brust bewegten sich. Nun, da sich Maia daran gewöhnt hatte, kam ihr sein Geruch gar nicht mehr so beißend vor wie bei den Matrosen der Wotan. Oder geriet sie etwa auch unter den Einfluß des Winters?
    »Hmm«, sagte sie und versuchte, von ihrer Seite her das Gespräch in Gang zu halten. »Du meinst, ich habe damit unrecht?«
    Er lächelte, und seine Augen glitzerten dabei so voller Zuneigung, daß Maia ein leichter Schauer überlief. »Das ist nicht deine Schuld. Die Savanten lassen die Geschichte außerhalb von Caria bewußt im unklaren. Nicht, daß sie lügen, aber sie vermitteln einen falschen Eindruck und tun so, als wären exakte Daten unwichtig.
    Es ist richtig, daß Long Valley vor einem Jahrhundert von Pionieren besiedelt wurde, von den Ahnmüttern der perkinitischen Clans, die heute hier wohnten. Lange Zeit war die Gegend fast ausgestorben, aber vor vielen Jahrhunderten war diese Ebene fruchtbar und ernährte eine große Population. Ich vermute, daß dieses Land mindestens fünf- bis sechsmal von Siedlerwellen überschwemmt wurde…«
    Maia hob die Hand. »Warte. Moment mal!« Unwillkürlich hatte sie die Stimme gehoben. Leiser fuhr sie fort: »Was sagst du da? Daß Menschen seit… seit tausend Jahren auf Stratos leben?«
    Noch immer lächelte

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