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Die Clans von Stratos

Die Clans von Stratos

Titel: Die Clans von Stratos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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weichen Nebeln zu Boden, ein ebenso einzigartiges winterliches Schauspiel wie die extravaganten Aurorae des Wengelsterns im Sommer. Durch statische Aufladung blieben die glitzernden Pseudojuwelen an Maias Fingerspitzen kleben, und trotz der Kälte begannen sie zu kribbeln. Rote und goldene Lichter funkelten unter unzähligen Facetten, als Maia die Kristalle im Sonnenlicht hin und her bewegte. Deutlich sichtbarer Dampf stieg empor.
    In vergangenen Wintern hatten Maia und Leie kichernd versucht, den Glorienfrost, der auf ihrem Fenstersims lag, einzuatmen oder den feinen, glitzernden Schnee zu kosten. Beim ersten Mal war Maia und nicht etwa ihre Schwester die Mutigere gewesen. »Sie sagen, es ist nur für Erwachsene«, gab Leie nervös zu bedenken, wie ein Papagei die Anweisungen der Mütter nachplappernd. Natürlich hatte das die Sache nur noch verlockender gemacht.
    Die Wirkung war eine bittere Enttäuschung. Nur ein leichtes Prickeln, ein Kitzeln in der Nase, ansonsten spürten die Zwillinge nichts Besonderes oder gar Aufregendes.
    Aber jetzt bin ich älter, überlegte Maia, während sie zusah, wie ihre Körperwärme das feine Pulver in Dampf verwandelte. Diesmal war das Aroma ein klein wenig anders. Zumindest hätte sie schwören können…
    Ein Geräusch trieb sie blitzschnell in Deckung. In einiger Entfernung hörte man Männerschritte – Renna natürlich. Kurz darauf kam er auch in Sicht; er trat aus einem der zahllosen Seitentäler, aus denen in der Regenzeit kleinere Bäche in den Fluß mündeten. Auch er trug eine kleine Schaufel und ein Bündel Takawq-Blätter, woran sich das Ziel seines Ausflugs unschwer erkennen ließ.
    Aber warum hat er sich dann so weit vom Lager entfernt? fragte sich Maia. Ist er so schüchtern?
    Und warum spioniert Baltha ihm nach?
    Vielleicht befürchtete die große Blonde, der Fremdling würde weglaufen und versuchen, mit den Truppen aus Caria, die tags zuvor über sie hinweggeflogen waren, Kontakt aufzunehmen. Falls es so war, mußte sie jetzt erleichtert sein, denn Renna marschierte pfeifend ins Lager zurück. Mach dir keine Sorgen, deine Belohnung ist dir sicher, dachte Maia und schickte sich an, wieder zu verschwinden. Zwar konnte ihr niemand verbieten, hier zu sein, aber es wäre nicht gut, wenn sie sich Baltha zum Feind machte oder sich dabei erwischen ließ, wie sie herumspionierte.
    Doch zu Maias Überraschung folgte Baltha dem Mann nicht hügelabwärts. Sobald er weg war, nahm sie das Holzkistchen und ihre Schaufel, stieg über die Felsen, hinter denen sie gekauert hatte, und eilte in die Richtung, aus der Renna soeben gekommen war. Voller Neugier kroch Maia ihr nach, um denselben Felsklotz als Aussichtsplatz zu benutzen, den Baltha, innegehabt hatte.
    Die große Frau ging etwa zwanzig Meter nach Osten zu einer Stelle direkt über der Hochwasserlinie. Dort grub sie mit ihrer Schaufel in einem frischen Erdhaufen und begann, ihre kleine Kiste zu füllen. Was im Namen aller perversen Chaosteufel hat sie vor?
    »Hallo, ihr alle!« Vor Schreck wäre Maia beinahe aus der Haut gefahren. Der Ruf kam aus dem Lager. »Baltha! Maia! Frühstück!«
    Es war Thalia, die fröhlich alle zusammentrommelte. Noch ein lysosverdammter Morgenmensch. Ehe Baltha sich umsehen konnte, war Maia außer Sichtweite. Sie machte einen großen Bogen um das Schöpferweibchen und eilte den ausgewaschenen Abhang hinunter.
     
    Das Frühstück bestand aus Käse und Brötchen, die Thalia auf heißen Steinen aus dem Feuer gewärmt hatte. Inzwischen war es mitten am Vormittag, und da es in den tief eingeschnittenen Schluchten wahrscheinlich einigermaßen sicher war, bei Tageslicht zu reisen, saßen alle wieder im Sattel, ehe die Sonne über den südöstlichen Rand des Canyon geklettert war. Sie kamen zügig vorwärts, obgleich sie alle halbe Stunde pausieren mußten, um den Pferden die Fesseln zu wärmen.
    Etwa eine Stunde nach Mittag bemerkte Maia, daß eine stinkende Verunreinigung das Wasser des Bachs verfärbte. »Was ist das?« fragte sie naserümpfend.
    Thalia lachte. »Sie will wissen, was hier so scheußlich riecht! Wie rasch wir das Leid doch vergessen, solange wir jung sind!«
    Auch Kiel schüttelte den Kopf und grinste. Maia atmete den Geruch noch einmal tief ein, und plötzlich kam die Erinnerung. »Lerners! Na klar! Sie kippen ihre Schlacke in eine Seitenschlucht, und wir kommen jetzt…«
    »Ein Stück flußabwärts daran vorbei. Hilft bei der Orientierung, was? Siehst du, wir finden uns auch ohne

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