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Die Clans von Stratos

Die Clans von Stratos

Titel: Die Clans von Stratos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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Spuren hinterlassen hatten. Als nächstes kamen die Beine an die Reihe. Eine kleine Narbe auf dem Schienbein, ein halb verheilter Kratzer am Knöchel, ein paar empfindliche Stellen, wo der Sattel auf den endlosen Ritten gescheuert hatte… und eine kleine Kampfwunde, die sie in den nächsten Tagen sauberhalten mußte, damit sie sich nicht entzündete. Selbst hier, in der ›Zivilisation‹, war die medizinische Versorgung unzureichend, und Maia hatte nicht die Mittel, für eine Behandlung zu zahlen.
    Es klopfte, die Tür schwang auf. Thalia streckte den Kopf herein. »Alles in Ordnung?« fragte sie.
    »Oh! Fein, wunderbar… ich komme gleich raus.« Seufzend ergriff sie den Wannenrand, um sich hochzuziehen.
    »Sei doch nicht albern. Du bist ja gerade erst reingestiegen!« schalt Thalia. »Ich habe nur gehört, daß die Wirtin eine Ladung Wäsche macht. Wir schmeißen unsere paar Lappen dazu. Soll ich deine auch mitnehmen?« Sie machte eine Kopfbewegung zu den schmutzigen Kleidern in der Ecke.
    Am liebsten hätte Maia die Sachen weggeworfen, aber sie hatte sonst nichts. »Ja, bitte, das wäre nett.«
    Thalia hob die Kleidungsstücke auf. »Keine Ursache. Genieße dein Bad. Und ich wünsche dir alles Glück der Welt.«
    Damit schloß sie die Tür. Maia ließ sich in die Wanne zurücksinken und genoß das wundervolle Gefühl, als die Hitze erneut ihren Körper durchströmte. Es wäre wirklich schade gewesen, schon so bald wieder heraussteigen zu müssen. Jetzt war sie noch glücklicher, als wenn sie nicht gestört worden wäre. Allerdings schmolz nicht alles dahin. Das elektrische Surren der Lokomotive, das Ruckein der Waggons, all das blieb in ihrem Kopf. Und auch ihre Befürchtungen ließen sich nicht ganz wegschieben, so sehr sich Maia auch bemühte.
    An Land zu bleiben, kam nicht in Frage. Tizbe und die Joplands würden sie bestimmt finden. Das Meer war ihre einzige Chance. Durch ihre Navigationskenntnisse – und ihre Erfahrungen mit dem Spiel des Lebens – ließ sich vielleicht irgendein Kapitän überreden, ihr in der Mannschaft einen Job auf Probe zu geben, nicht nur als Passagier zweiter Klasse. Ideal wäre eine Arbeit, die bis zum Spätfrühling dauerte, wenn die Brunstsaison die Frauen zwang, wieder an Land zu gehen. Bis dahin hatte sie vielleicht ein bißchen Kredit zusammengespart.
    Gerechterweise mußte sie eigentlich wenigstens einen kleinen Teil der Belohnung bekommen, die Kiel und Baltha abholten. Maia vertraute darauf, daß Renna sich für sie einsetzen würde, obgleich ihr Anteil natürlich nicht sehr groß sein konnte, wenn man überlegte, wie viele Frauen bei der Flucht geholfen hatten.
    Dann war da noch ihr Termin mit der Ermittlerin vom Amt für Planetarisches Gleichgewicht, den sie aus Gründen, die sich ihrer Kontrolle entzogen, nicht hatte einhalten können. War es zu spät, daß die Agentin ihr Versprechen einlöste? Würde eine Aussage vor einer Ortsrichterin ausreichen? Ein Teil ihrer Entschlossenheit hatte persönliche Gründe. Tizbe Beller hat mich eingesperrt, damit ich nicht rede! Also werde ich genau das tun! Trotz all der Empfindungen, die sie wärmten – Freiheit, Sauberkeit, der körperliche Luxus eines Bades – verweilte sie ein paar Minuten bei ihren Rachegedanken. Den Bellers und Joplands wird es noch leid tun, daß sie sich mich zum Feind gemacht haben, schwor sie sich.
    Es war kein Geräusch, das Maias Aufmerksamkeit weckte. Vielmehr wurde sie sich allmählich, unbehaglich des Fehlens von Geräuschen bewußt. Stirnrunzelnd wurde ihr klar, daß einige Zeit vergangen war, seit sie die gedämpften Stimmen von der Veranda zum letzten Mal gehört hatte. Oder die Schritte der wachhabenden Var, das Klirren der Flaschen, Rennas naive, hartnäckige Fragen.
    Auf einmal fühlte sich das Bad nicht mehr luxuriös an, sondern beengend. Wahrscheinlich bin ich schon verschrumpelt wie eine Backpflaume, dachte Maia. Sie mußte ihre entspannten Muskeln mühsam dazu überreden, soweit wieder in Aktion zu treten, daß sie aus der Wanne steigen konnte. Während sie sich abtrocknete, wurden ihre üblen Vorahnungen immer stärker. Irgend etwas stimmte nicht.
    Maia klappte den Badewannendeckel herunter und stieg darauf, um aus dem einzigen Fenster des Raums blicken zu können. Sie wischte die beschlagene Scheibe sauber und preßte die Nase dagegen und spähte hinunter auf die Veranda. Leere Flaschen standen reihenweise am Balkongeländer, aber dort, wo vorhin die Frauen gesessen hatten, war kein

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