Die Clans von Stratos
Computer kaum zum Klo!«
»Wäre er hier bei uns, wenn er nicht eine Begabung dafür hätte, sich zu verlaufen?« rief Thalia Maia nach und fügte noch lauter hinzu: »Wirtin! Mehr Bier!«
Zum Bad mußte man zwei Treppen emporsteigen. Nachdem Maia die Tür hinter sich geschlossen hatte, hörte Maia die Frauen immer noch scherzen und lachen, und Rennas tiefere Stimme, die sich gelegentlich darunter mischte. Meistens klangen seine Sätze wie Fragen, obgleich Maia keine Worte ausmachen konnte. Oft erscholl danach lautes Gelächter, das er gutmütig hinzunehmen schien.
Es war ein komisches Gefühl, sich in dem prächtig gekachelten Bad auszuziehen; Maia mußte sich erst wieder mit der Handhabung all der Vorrichtungen vertraut machen, so lange hatte sie nichts mehr mit solchen Dingen zu tun gehabt. Ihre schmutzigen Kleider beförderte sie mit einem Fußtritt in die Ecke. Dann stellte sie sich erst einmal unter die Dusche und hantierte an den Knöpfen herum, bis das warme Wasser stetig aus dem Dachboiler floß. Wahrscheinlich benutzen sie dafür Kohle aus Port Sanger, dachte sie unvermittelt. Sie trat unter den Wasserstrom und begann sich einzuseifen. Die Seife war grob und sicherlich hausgemacht, weil das weit billiger war, als sie von einem auf Toilettenartikel spezialisierten Clan von weither einzuführen. Trotzdem war es ein fast unglaublich luxuriöses Gefühl. Zwischendurch stellte sie das Wasser ab, und eine Schmutzschicht nach der anderen verschwand, bis Maias Haut beim Schrubben quietschte. Nun machte sie sich an die Haarwäsche, rubbelte die Kopfhaut und versuchte verfilzte Stellen zu entwirren.
Ich weiß auch nicht, warum ich mir soviel Mühe mache, dachte sie dabei. Die Haare sind in einem solchen Zustand, daß ich sie wahrscheinlich sowieso ganz abschneiden muß.
Nachdem sie sie ein letztes Mal gründlich ausgewaschen hatte, drehte Maia den Hahn zu und ging auf Zehenspitzen zu der bereiten Holzwanne hinüber, die unter einem kleinen Fenster mit Blick über den Pier von Grange Head stand. Sie klappte den an Scharnieren befestigten Deckel zurück und blickte auf die dampfende Wasseroberfläche. Zu ihrer Erleichterung war das Wasser frisch. Es gab genug Geschichten über männliche Matrosen, die das korrekte Vorgehen vergaßen – oder es nie gelernt hatten –, das Bad zu Reinigungszwecken benutzten und die Wanne für die nächste Person mit einer dicken Dreck- und Seifenschicht hinterließen. Bei Männern wußte man nie genau, was man zu erwarten hatte, und als Fremdling war Renna vielleicht doppelt verwirrt.
Andererseits gab es vielleicht tatsächlich nur eine zivilisierte Methode. So barbarisch ihre sexuellen Verhaltensmuster auch anmuten mochten, badeten zivilisierte Völker auf anderen Welten vielleicht auf dieselbe Art wie auf Stratos.
Leider würde es keine Gelegenheit geben, Renna diese und noch tausend andere Fragen zu stellen, ehe ein Flugzeug mit Eskorte aus dem Westen kommen und ihn davontragen würde. Auf der Flucht hatte sich Maia manchmal vorgestellt, ihn nach Caria zu begleiten und diese wunderbare Stadt endlich kennenzulernen. Aber in lichteren Momenten war Maia klar, daß dies etwa ebenso wahrscheinlich war, wie daß er sie mitnehmen würde, wenn er wieder in den Weltraum aufbrach.
Ich frage mich, ob er noch an mich denkt, wenn er mit den Savanten und Ratsfrauen plaudert… oder zwischen den Planeten herumfliegt, während ich längst von Würmern gefressen werde. Es war ein bitterer Gedanke, angemessen für die harte, abgeklärte Person, die sie werden wollte – eine, die auf alles gefaßt war, sich von nichts mehr schockieren und von niemandem verletzten ließ.
Die Dusche war lauwarm gewesen, aber das Bad war so heiß, daß das Wasser in Maias zahllosen Schnitten und Kratzern wie Feuer brannte. Nach und nach rutschte sie tiefer, bis das Wasser über die Seiten in einen Ablauf schwappte.
Himmel! In der Hitze schien alles zu schmelzen, was verkrampft war, selbst dort, wo sie keine Spannungen merkte, wurden die Muskeln plötzlich weich und locker. Natürlich hatte sie weiterhin Sorgen und Ängste, aber für den Moment entspannte sich ihr Geist gemeinsam mit dem Körper. Das sinnliche Gefühl, vollkommen reglos im warmen Wasser zu liegen, war so angenehm wie jedes aktive Vergnügen, das sie kannte.
Träge hob Maia einen Arm, um ihn sich von allen Seiten zu betrachten, ließ ihn sinken, machte das gleiche mit dem anderen und suchte die Stellen, an denen die letzten Monate ihre
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