Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Clans von Stratos

Die Clans von Stratos

Titel: Die Clans von Stratos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
Vom Netzwerk:
auch dazu geeignet, dem Hinterhalt einen Hinterhalt zu legen. Maia erfuhr, daß die Neuankömmlinge sich eigens vor kurzem in dem Dorf Arbeit gesucht hatten, um bei einer Gelegenheit wie dieser mitwirken zu können.
    Wie konnte ein Haufen Varfrauen nur so gut organisiert sein? Solcher Weitblick war angeblich den Klonfamilien vorbehalten, die auf die Erfahrung mehrerer Generationen zurückgreifen konnten und deren Perspektive weit über die Lebensspanne eines Individuums hinausging.
    Zerbrich dir nicht den Kopf darüber, sagte sich Maia. Es zählt doch nur, daß es geklappt hat!
    Unter lauten Jubelrufen nahmen die Flüchtlinge Abschied von Long Valley. Auf dem letzten Stück über den Paß war die Lokomotive voller besetzt denn je, aber niemand störte sich daran. Beim ersten Blick aufs Meer begannen sie zu singen und hörten nicht wieder auf, bis sie Grange Head erreichten.
     
    In der Stadt warteten zwei weitere Freundinnen von Kiel, so daß es eine ziemlich große Gruppe war, die sich dankbar von der Lokführerin verabschiedete und dann gemeinsam vom Bahnhof zum Wort der Gründerin marschierte, einem Gasthof mit Blick über den Hafen. Die neu dazugekommenen Frauen trugen Matrosenkleidung – in einer Hafenstadt nicht weiter verwunderlich. Zweifellos hatten die meisten von Kiels und auch von Balthas Gruppe schon auf ähnlichen Frachtern gearbeitet, wie sie hier allenthalben ankerten.
    Vielleicht legt eine von ihnen ein gutes Wort für mich ein… damit ich auf einem der Schiffe Arbeit bekomme.
    Schon lange hatte Maia sich keine eingehenderen Gedanken mehr um ihre Zukunft gemacht. Das war das einzig Gute daran, wenn man machtlos war und wie ein Blatt im Wind lebte, herumgeweht von Kräften, die weit stärker waren als man selbst. Bald würde sich die Kehrseite der Freiheit offenbaren – der Fluch der Entscheidungen.
    Kiel versammelte die bestens gelaunten Abenteurerinnen auf der Veranda, besorgte Zimmer und machte sich dann mit Baltha auf den Weg, um ›das Geschäftliche zu erledigen‹. Vermutlich würden sie mit der örtlichen Richterin verhandeln und Ferngespräche mit Amtspersonen halb um die Welt führen. Der Rest der Frauen sollte zusammenbleiben und immer auf der Hut vor eventuellen letzten verzweifelten Angriffen aus Long Valley bleiben. Noch befanden sie sich nicht außerhalb der Reichweite der Perkiniten, und gemeinsam waren sie stärker.
    Maia war dies gerade recht. Zum ersten Mal schien es wahrscheinlich, daß sie nicht zurück ins Gefängnis mußte. Ihre Sorgen hatten sich beim Anblick des Meeres verzogen. Sogar die langweiligen Stuck- und Backsteingebäude der Hafenstadt kamen ihr fröhlicher vor als bei ihrem letzten Aufenthalt. Damals war sie eine unerfahrene Fünfjährige gewesen, erfüllt von Kummer und Verzweiflung.
    Mit Blick über den Hafen, aber doch ein Stück von den Kais und ihrem Fischgeruch entfernt, war das Hotel wesentlich besser als die billige Herberge, in der sie vor Monaten im Fieber gelegen hatte. Als Maia erfuhr, daß sie ihr eigenes kleines Zimmer mit einer richtigen Matratze bekommen würde, rannte sie gleich los, um es sich anzusehen – dieser Luxus war unfaßbar! Sie konnte sogar am Bett entlanggehen und die Arme ausstrecken, ohne eine Wand zu berühren!
    Der geräumige Eindruck wurde noch dadurch verstärkt, daß Maia keinerlei weltliche Besitztümer mitbrachte, mit denen sie das Zimmer hätte füllen können. Ich würde ja gern etwas an die Kleiderhaken hängen, aber ich habe nur das, was ich auf dem Leib trage.
    Inzwischen hatten es sich ihre Gefährtinnen auf der Veranda mit Bierflaschen gemütlich gemacht und sahen zu, wie die Schatten länger wurden. Einige hatten eine Zeitung gekauft, ebenfalls ein großer Luxus, da sich in den meisten Städten nur reiche Clans ein Abonnement leisten konnten. Die Radis äußerten sich jedoch ziemlich abschätzig über den Grange Head Klipper, der hauptsächlich Artikel über die Preise von Gebrauchsgegenständen enthielt und über die Zänkereien unter den Kandidatinnen für die bevorstehende Wahl berichtete, die am Farsun-Tag nächsten Monat abgehalten wurden.
    »Perkies gegen Orthodoxies«, spottete Kau. »Eine gute Auswahl. Und seht mal, planetenweite Themen werden kaum angesprochen. Nichts, was eine Var oder einen Mann dazu verlocken könnte, zur Wahl zu gehen. Und kein Wort über den vermißten Mann aus dem Weltraum!« Sie und Thalia sprachen voller Sehnsucht über das zweiseitige Wochenblättchen, das von ihrer Organisation in

Weitere Kostenlose Bücher