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Die Clans von Stratos

Die Clans von Stratos

Titel: Die Clans von Stratos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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aus einem Nebelschwaden, verpackt in einzelne, zitternde Luftblasen.
    Die Antwort klang viel tiefer, wie ein Meeresgott vom Grund des Ozeans.
    »… glaube… schon… Arzt hat… gesagt… vor einer Stunde… sollte… bald…«
    Zuerst waren ihr die Stimmen willkommen, weil sie sie aufrüttelten und die Überreste eines Alptraums vertrieben. Wenig später jedoch waren die Worte nur noch störend, lockten sie mit verborgenen Bedeutungen, nur um dann jeden Sinn wieder zu zerstören, sie zu verspotten, den Übergang in ruhigen Schlaf zu erschweren.
    Die Frauenstimme kehrte zurück und schwankte immer weniger.
    »Gut, daß… sonst wären die… Frauen… wie… Mörder.«
    Eine Pause trat ein. Dann wieder der Singsang des Meeresgotts: »Ich… werde mir nie verzeihen.«
    »… hatte nichts… zu tun! Verdammte Idioten, versuchen… sie zurückzulassen, wie ein kleines Kind. Hätte ihnen sagen können… dafür einstehen… Mutige kleine Var.«
    Wenigstens waren die Stimmen ihr freundlich gesonnen, das merkte sie jetzt. Tröstend. Nicht bedrohlich. Es tat gut zu wissen, daß jemand sich um sie kümmerte. Kein Grund, sich den Kopf darüber zu zerbrechen, wie und warum. Die Weisheit der Natur riet ihr, die Dinge für den Augenblick auf sich beruhen zu lassen. Sich nicht darum zu kümmern.
    Weisheit. Keine Konkurrenz für die Unruhestifterin Neugier.
    Wo bin ich? fragte sie sich. Wer sind diese Leute?
    Von diesem Moment an war jedes Wort klar und unmißverständlich. Sie hatten eine Bedeutung, waren eingebunden in einen Kontext.
    »Das hast du mir erzählt«, fuhr die tiefe Stimme fort. »Wir hatten im Gefängnis die Gelegenheit, unsere Lebensgeschichten auszutauschen, aber darüber hat sie nie gesprochen. Das arme Mädchen. Ich hatte keine Ahnung, was sie durchgemacht hat.«
    Die Stimme des Mannes… das war Renna. Ein kleiner Stein fiel ihr vom Herzen. Ich habe ihn noch nicht verloren.
    »Tja, wenn ich Augen und Ohren ordentlich offengehalten hätte, wäre ich aufgrund der ganzen Gerüchte an Land gegangen, und hätte mir selbst ein Bild verschafft, statt wie eine Närrin auf dem Schiff hocken zu bleiben.«
    Auch diese höhere Stimme klang vertraut, aber sie schien aus uralten Zeiten zu stammen, aus einem anderen Leben.
    »Und was ist mit mir? Ich hab eine von diesen Mickey Finns geschluckt und mich von diesen Frauen abschleppen lassen wie ein Rebhuhn auf der Stange!«
    »Einen was hast du geschluckt? Ach, du meinst einen Sommertröster.«
    Maia blieb fast die Luft weg. Naroin! Was hat sie hier zu suchen? Wo bin ich?
    »Ja. Das war ziemlich dumm, stimmt. Ich dachte, Männer aus dem Weltraum wären immer so schlau.«
    Renna kicherte verlegen. »Schlau? Nicht besonders. Nicht nach den Maßstäben mancher anderer Orte, die ich besucht habe. Die Eigenschaft, auf die man bei uns umherziehenden Peripatetikern anscheinend am meisten Wert legt, ist Geduld. Wir… sag mal, hast du das gehört? Ich glaube, sie regt sich.«
    Maia spürte eine schmale kühle Hand an ihrer Wange.
    »Hallo Maia! Hörst du mich, Kleine? Ich bin’s, deine alte Bootsfrau von der Wotan. Eia! Los geht’s, zeig’s ihnen!«
    Die Hand fühlte sich schwielig an, nicht weich. Aber es tat gut, endlich wieder eine Berührung zu spüren. Von einem Menschen, der es gut mit ihr meinte. Beinahe wollte sie so tun, als schliefe sie noch, nur damit das Gefühl anhielt.
    »Ich…« Ihr erstes Wort kam eher wie ein Krächzen aus ihrem Mund. »K-kann… die Augen nicht aufmachen…« Ihre Lider waren von einer trockenen Kruste wie zugeklebt. Ein feuchtes Tuch strich sanft über ihre Stirn und befeuchtete die Augen. Als es weggezogen wurde, war es plötzlich hell. Maia blinzelte und konnte gar nicht wieder aufhören. Ohne bewußtes Zutun hoben sich ihre bleischweren Hände, um sich unbeholfen die Augen zu reiben.
    Zwei bekannte Gesichter erschienen vor einer Holzwand und einem Schiffsbullauge.
    »Wo…« Maia leckte sich die Lippen, aber ihr Mund war zu trocken. »Wohin?«
    Naroin und Renna lächelten beide, und man sah ihnen ihre Erleichterung an.
    »Du hast uns ordentlich erschreckt«, erwiderte Renna. »Aber jetzt kommst du wieder in Ordnung. Wir sind unterwegs nach Westen über den Mutter-Ozean, also ist unser Ziel wahrscheinlich der Landungskontinent. Eine der großen Hafenstädte vermutlich. Das ist für ihre Pläne besser geeignet als das Niemandsland, in dem sie uns aufgegabelt haben.«
    »Sie?« Der bleiche Mann und die dunkelhaarige Frau verschwammen immer

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