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Die Clans von Stratos

Die Clans von Stratos

Titel: Die Clans von Stratos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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wieder hinter einem Tränenschleier. Jetzt teilten sie sich in vier sich überlappende Figuren. »Du meinst Kiel? Und Thalia und Baltha?«
    Naroin schüttelte den Kopf. »Baltha ist bloß angeheuert, genau wie ich. Wir gehören nicht zum Großen Plan. Die anderen beiden sind die Brötchengeber. Anscheinend hat ein radikaler Geheimbund Pläne für unseren Sternenmann.«
    »Die Aufregung auf dem wundervollen Planeten Stratos nimmt einfach kein Ende«, fügte Renna sarkastisch hinzu.
    »Vielleicht… könntest du einen Reiseführer schreiben«, schlug Maia vor, während sie sich bemühte, das Schwindelgefühl zu unterdrücken. Renna lachte, vor allem, als Naroin die beiden verblüfft anschaute und wissen wollte, was in Lysos’ Namen ein ›Reiseführer‹ sei.
    »Was tust du hier?« fragte Maia die Matrosenfrau. »Das kann doch unmöglich die Wotan sein.«
    Soviel war offensichtlich, denn man sah keinen Kohlenstaub. Naroin verzog das Gesicht. »Nein. Die Wotan ist in der Artemisbucht mit einem Prahm zusammengeknallt. Kapitän Pegyul und ich haben uns deswegen gestritten, also hab ich meine Heuer und meine Papiere genommen und mir ’nen anderen Kahn gesucht. Typisch für mich, daß ich gleich das Glück hatte, einen zu finden, der die seltsamste Schmuggelware rumschleppt, die ich je zu Gesicht gekriegt habe – ist nicht als Beleidigung gemeint, Sternenmann.«
    »So habe ich es auch nicht aufgefaßt«, antwortete Renna freundlich. »Glaubst du, wir haben eine Chance, unterwegs das Schiff zu wechseln?«
    »Darauf würde ich mich lieber nicht verlassen, Junge. Deine Eskorte ist ein ganz schön sturer Haufen. Ich bin nicht sicher, ob ich es an deiner Stelle nicht dabei belassen würde. Es ist ’ne Menge schlimmeres Volk unterwegs, das hinter dem berühmten Fremdling her ist. Weit schlimmeres als die irren Perkies.«
    »Was meinst du damit?« fragte Renna vorsichtig.
    »Weißt du das nicht?« erwiderte Naroin achselzuckend und wechselte das Thema. »Ich geh schnell und sag den Kunden Bescheid, daß unsere ertrunkene Kaimaus zu sich gekommen ist. Seht zu, daß ihr beiden nicht die erste Sommerlingsregel fürs Überleben vergeßt.« Sie tippte sich an die Schläfe. »Halt den Mund. Spitz die Ohren.«
    Damit zwinkerte Naroin Maia noch einmal zum Abschied zu und schob die Kabinentür hinter sich zu. Renna sah ihr nach, schüttelte langsam den Kopf und wandte sich dann Maia zu. »Möchtest du ein bißchen Wasser?«
    Sie nickte. »Bitte.«
    Er stützte ihren Hinterkopf, während er ihr eine braune Tontasse an den Mund hielt. Rennas Hand fühlte sich viel größer an als Naroins, wenn auch nicht spürbar stärker. Schließlich ließ er Maias Kopf wieder auf die zusammengelegte Decke zurücksinken, die man ihr als Kopfkissen gegeben hatte.
    Oder eher geliehen. Ich besitze nichts mehr auf dieser Welt, dachte Maia und rief sich in Erinnerung, wie Thalia und Kiel sie hintergangen hatten, wie sie nackt durch die Straßen von Grange Head gerannt und in die eiskalte Bucht gesprungen war. Und mein bester, vielleicht einziger Freund ist ein fremder Sternenmann, der noch weniger weiß als ich.
    Bei dem Gedanken hätte sie zynisch gelacht, wenn sie die Kraft dazu gehabt hätte. Aber sie schaffte es kaum, die Augen offenzuhalten.
    »Das ist in Ordnung«, sagte Renna, als er sah, wie sie mit sich kämpfte. »Schlaf ruhig. Ich bleibe bei dir.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Wie lange…«
    »Du warst fast drei Tage bewußtlos. Wir mußten einen halben Liter Wasser aus dir rauspumpen, als sie dich an Bord gehievt hatten.«
    So zahlen sich also die Schwimmstunden aus, für die unsere Mütter soviel bezahlt haben, dachte Maia. Das Bahnenschwimmen im Stadtbad von Port Sanger hatte sie auf das wirkliche Leben nicht viel besser vorbereitet als der Rest der hochgerühmten Sommerlingerziehung in Lamatia.
    »Warst du die ganze Zeit über hier?« fragte Maia, obgleich die Müdigkeit sie fast überwältigte. Er winkte ab. »Mußte ein- zweimal aufs Klo, und… oh! Ich hab etwas für dich aufbewahrt. Dachte, du würdest es vielleicht wollen, wenn du aufwachst.«
    Maia konnte die Augen kaum auf das kleine abgerundete glitzernde Messingobjekt konzentrieren, das er jetzt zwischen die Decke und ihre Hand schob. Mein Sextant! Es war nur ein albernes, halb kaputtes Instrument, ohne großen Gebrauchswert. Aber es bedeutete ihr viel, etwas Vertrautes bei sich zu haben. Etwas, an das sich Erinnerungen knüpften. Etwas, was ihr gehörte. Ihre Augen füllten sich

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