Die Clans von Stratos
schauspielerische Darbietung höchst amüsant gefunden. Doch jetzt schaffte sie es, weiterhin ein grimmiges Gesicht zu ziehen und die dunkle Var wütend anzufunkeln.
Kiel reagierte mit einem Achselzucken. »In Ordnung. Kriech unter die Decke. Ich stehe dir Rede und Antwort.«
Maia beschloß, ihren mütterlichen Ton als herablassend einzustufen. Deshalb kroch sie nicht unter die Decke, sondern blieb stehen. Dann zählte sie die Fragen an den Fingern ab. »Erstens, was habt ihr mit ihm vor?«
»Mit wem – mit Renna? Nichts besonderes. Wir brauchen ein paar technische Informationen von ihm. Vielleicht weiß er keine Einzelheiten darüber, aber er kann uns bestimmt einen Eindruck davon vermitteln, was möglich ist und was nicht. Die Antworten liegen vermutlich im Computer seines Raumschiffs.
Hauptsächlich wollen wir ihn aber an einen Ort bringen, wo er sicher ist und es gemütlich hat, während wir mit ein paar Leuten in Caria verhandeln.«
»Verhandeln? Worüber?«
»Darüber, wie wir ihn ohne Zwischenfälle ins staatliche Gästehaus zurückbringen können, und von dort wohlbehalten auf sein Schiff. Vorher wird er immer in Gefahr sein.«
»Gefahr«, wiederholte Maia und rieb sich die Schulter. »In was für einer Gefahr?«
»Beispielsweise vor Leuten, die sich eingeredet haben, sie könnten den Lauf der Dinge aufhalten. Die glauben, ein Kontakt wäre das Ende der Welt. Die ihn verhindern wollen, indem sie den Botschafter töten.«
Genau das hatte Maia befürchtet. Dennoch schauderte sie, als sie es so lapidar bestätigt bekam.
»Oh, es ist nicht die gesamte Regierung«, fuhr Kiel unterdessen fort. »Ich würde sagen, die Mehrheit der Savanten und eine größere Anzahl der Ratsfrauen haben erkannt, daß Veränderungen unabwendbar sind.
Sie streiten sich nur noch über die Methoden, sie möglichst zu verlangsamen…«
»Und ihr wollt nicht, daß sie verlangsamt werden«, unterbrach Maia.
Kiel nickte. »Wir wollen die Veränderungen beschleunigen! Viele von uns sind nicht bereit, zwei oder drei Generationen lang zu warten, bis das nächste Raumschiff eintrudelt und es dann wieder Verzögerungen gibt und so weiter. Die alte Ordnung hat ausgedient. Es ist höchste Zeit, daß wir sie auf den Kopf stellen.«
»Also ist Renna euer Druckmittel.«
»Wenn du es unbedingt so ausdrücken willst«, entgegnete Kiel mit gerunzelter Stirn. »Jedenfalls kurzfristig. Auf längere Sicht sind unsere Ziele durchaus vereinbar. Selbst wenn er ein paar gerechtfertigte Klagen über unsere Methoden vorbringen kann, muß er doch ehrlicherweise zugeben, daß er unter Freunden ist. Wir wollen, daß er am Leben bleibt und seine Mission vollendet. Der Rest ist eine Frage von Details.«
Gegen ihren Willen merkte Maia, daß sie Kiel Glauben schenkte. Bin ich mal wieder naiv? Warum höre ich ihr überhaupt zu, nach dem, was sie mir angetan hat?
»Ihr könntet ihm helfen, sein Raumschiff zu rufen, damit es ihn abholt.«
Kiels nachsichtiges Lächeln gefiel Maia überhaupt nicht, denn es deutete an, daß ihr Vorschlag tatsächlich naiv war. »Das Schiff hat nur eine Landekapsel. Aber wie dem auch sei – es kann nur von der Startvorrichtung in Caria wieder in den Weltraum geschickt werden.«
»Wie praktisch.« Maia ließ sich auf den Bettrand sinken. »Also sitzt Renna hier fest, wo er für euch am nützlichsten ist, wenn ihr ihn als Waffe gegen eure Feinde einsetzen wollt.«
Mit einem Nicken nahm Kiel das Argument zur Kenntnis. »Du bist ein paar von ihnen in Long Valley begegnet. Mächtige alte Clans, die in einer statischen sozialen Ordnung ihren Platz behaupten, statt auf dem offenen Markt zu konkurrieren, wie Lysos es gewollt hätte. Sie stecken alle unter einer Decke und unterdrücken gezielt jeden Ansatz zur Veränderung.
Nimm beispielsweise die Droge, die du entdeckt hast. Angenommen, es geht nach der Nase der Perkiniten, und sie können das Fortpflanzungsgleichgewicht auf Stratos kippen. Dann würden kaum noch Sommerlinge geboren! Nichts als Klone und ein paar zahme Männer, die als Drohnen aufgezogen und jeden Winter gemolken werden.«
»Das hab ich auch schon kapiert«, brummte Maia unbehaglich.
Kiel zog die Augenbrauen hoch. »Hast du auch kapiert, warum die Perkiniten unseren Besucher von den Sternen nicht gleich eliminiert haben, als sie ihn in die Finger bekamen? Sie haben vor, ihn vorher nach Informationen auszupressen, wie Saft aus der Zitrone.«
»Und? Ihr wollt doch auch Informationen von ihm.«
»Aber wir haben
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