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Die Clans von Stratos

Die Clans von Stratos

Titel: Die Clans von Stratos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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wußten wir, welche Männer hier wohnen würden, um in der kühlen Zeit Klonschwangerschaften zu stimulieren und in der kurzen heißen Zeit Söhne zu zeugen. Und natürlich auch euch Sommermädchen. Aber diese Zeiten sind vorbei.«
    Zögernd hatte Leie gefragt, ob Judeth Maias und ihren Vater kenne.
    »Clevin? O ja. Ich sehe ihn in euren Gesichtern. Er war Navigator auf der Seelöwe. Ein feiner Kerl, soweit man das von einem Mann eben sagen kann. Eure Geburtsmutter, Lysos segne sie, schenkte ihre Gunst nie einem anderen. Damals lernte man die Männer kennen. Angenehm war das, auf seltsame Art.«
    Und schwer vorstellbar. Ob sie sich als ungehobelte Kerle präsentierten, die sich im Sommer in den Schutz des Gettos zurückzogen und ihre brünstigen Begierden im Entspannungshaus befriedigten, ob sie als wortkarge Gäste in den kühlen Jahreszeiten auftraten, sich wie Katzen räkelten und von den Lamai-Schwestern mit Wein und Schach oder dem Spiel des Lebens die Zeit vertreiben ließen – nach kurzer Zeit waren sie wieder verschwunden. Und mit ihnen verschwanden auch ihre Namen, selbst wenn sie zuvor ihren Samen hinterlassen hatten. Doch ein ganzes Jahr lang, nachdem sie Savante Judeths Geschichte gehört hatte, hielt Maia unter den Masten Ausschau nach dem Banner des Seelöwen und stellte sich vor, wie das sonnenverbrannte Gesicht ihres Vaters aussehen würde, wenn er sie und ihre Zwillingsschwester erblickte.
    Dann erfuhr sie, daß die Flossenfüßergilde nicht mehr die Parthenia-See befuhr. Die Vartöchter, die von jenen Männern vor fünf langen Zyklen gezeugt worden waren, waren ganz auf sich allein gestellt.
     
    Auf keinem der besseren Schiffe im Hafen war Platz für die beiden Mädchen. Die meisten waren bereits überfüllt mit Vars – Frauen, die mit harten Augen auf die Zwillinge herabschauten oder über ihre klägliche Bettelei lachten. Kapitäne und Zahlmeister schüttelten den Kopf oder verlangten mehr Geld, als Maia und Leie ausgeben konnten.
    Und da war noch etwas. Maia konnte es nicht recht in Worte fassen. Niemand sprach es laut aus, aber die Atmosphäre im Hafen schien irgendwie… irgendwie hektisch. Nervös.
    Maia versuchte, es als Auswirkung ihrer eigenen Anspannung abzutun.
    Obwohl sie die ganzen Docks abklapperten, fanden die Zwillinge kein geeignetes Schiff, das in früher als zwei Wochen auslaufen sollte. Schließlich gelangten sie vollkommen erschöpft zum linken Ufer des Flusses Stopes, wo Schleppboote und Hanf-Lastkähne an baufälligen Lagerhäusern festgemacht waren. Zwar gehörten diese lokalen Clans, aber entweder hatten diese eine Pechsträhne gehabt, oder Häuser und Boote waren ihnen aus anderen Gründen nicht mehr wichtig genug, um sie instand zu halten. Deprimiert schlug Leie vor, in die Stadt zurückzukehren und für die Nacht eine Unterkunft zu suchen. Bestimmt war der heutige Mißerfolg ein Omen. In zehn oder vielleicht auch erst in zwanzig Tagen würde sich das Glück gewiß wieder wenden.
    Doch Maia wollte davon nichts hören. Während Leie oft nach einem Wutausbruch in düstere Hoffnungslosigkeit verfiel, wurde Maia unter schwierigen Bedingungen eher besonders hartnäckig, was allerdings gelegentlich in pure Verbissenheit ausartete. Zwanzig Tage in einem Hotel? Wenn sie statt dessen schon in ferne Länder unterwegs sein konnten? Irgendwohin, wo sie beginnen konnten, ihren geheimen Plan in die Tat umzusetzen?
    In einem schmutzigen Gästehaus der Bizmai, einem Clan niederen Ranges, trafen sie die Kapitäne zweier Kohlenfrachter, die am nächsten Morgen mit der Flut nach Süden auslaufen sollten.
    Auch die Welt der Männer hatte ihre Hierarchien.
    Die Klugen und Erfolgreichen, die sich auch als Erzeuger bewährt hatten, wurden von den wohlhabenden Matriarchaten umworben. Ärmere Müttergeschlechter gaben sich mit den weniger Begabten zufrieden. Die gebückten, blaßhäutigen Bizmai arbeiteten in den nahegelegenen Minen. Ungewaschen und staubig boten sie ihr schales Bier feil, das Maia nicht anrührte. Doch die harten Seeleute ließen es sich schmecken. Die beiden Mädchen fanden die Kapitäne in dem stickigen, dumpfigen Gemeinschaftsraum. Der Kohlenstaub in der Luft reizte Maias Augen so sehr, daß sie für das Gespräch nach draußen auf die ›Veranda‹ gehen mußten, von der man auf einen Sumpf hinausblickte. Dort gab es wahre Schwärme von Kitzelkäfern, die selbstmörderisch um die flackernden Talgkerzen schwirrten, bis sich ihre Flügel entzündeten und die Plagegeister als

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