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Die Clans von Stratos

Die Clans von Stratos

Titel: Die Clans von Stratos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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Festung herabstrahlten, schlingerte ein Frachter, die Wohlstand, mühsam auf das sichere Hafenbecken zu, den Angreifer auf den Fersen. Die halbe Stadt war da, um die Szene zu beobachten, einschließlich der Miliz aller größerer Clans. Die Töchter, die sich im kampffähigen Alter befanden, steckten in den ledernen Rüstungen und trugen blankpolierte Fanghellebarden. Ältere Soldatinnen mit Brustharnischen aus glänzendem Metall riefen Gruppen identischer Töchter und Nichten ihre Befehle zu. Nun erschien auch das Lamatia-Kontingent; mit raschen Schritten eilten die Frauen den Hügel herab, mit Helmen, auf denen die Federn des Gaeovogels wippten. Maia erkannte die meisten der Vollklonwinterlinge, ihre Halbschwestern, obwohl sie in fast jeder Hinsicht identisch waren. Die Lamai-Truppen verteilten sich flink auf dem Dach des Familienlagerhauses, ehe von dort eine Abteilung zur Verteidigung der Stadt losgeschickt wurde.
    Es war ein fesselnder Anblick; fasziniert beobachteten Maia und ihre Schwester das Geschehen von einer hohen Hafenmauer aus. Seit sie drei gewesen waren, hatte es keinen solchen Alarmzustand mehr gegeben. Allerdings waren die Komandeurinnen der Clankompanien nicht gerade erfreut, als sich herausstellte, daß eine nervöse Wächterin den Tumult ausgelöst hatte, indem sie den falschen Alarmknopf bedient und damit die Raketen in den friedlichen Herbsthimmel geschickt hatte – in einer Situation, in der ein paar Sirenenheuler völlig ausreichend gewesen wären. Eine halbe Stunde verbrachte die entsetzlich verlegene Hauptfrau Jounine damit, sich bei den verärgerten Matronen zu entschuldigen, die um so wütender waren, weil sie sich in Rüstungen zwängen mußten, die für sie in jüngeren, schlankeren Tagen hergestellt worden waren.
    Unterdessen warfen Ruderboote Leinen aus, um die schlingernde, qualmende Wohlstand in Sicherheit zu ziehen. Maia sah, daß noch immer eimerweise Meerwasser geschöpft wurde, um die glimmenden Überreste des Feuers zu löschen, das um ein Haar der Untergang des Schiffes gewesen wäre. Die Segel waren zerrissen und versengt. Dutzende halb verbrannter Taue schmückten die Takelage und baumelten von Enterhaken, mit denen momentan niemand etwas anfangen konnte.
    Das muß ja ein toller Kampf gewesen sein, dachte Maia.
    Leie beobachtete das kleinere Schiff, das die Wohlstand schleppte, wobei sein winziger Hilfsmotor vor Anstrengung stotterte und spuckte. »Das Freibeuterschiff heißt Unheil«, las sie Maia die großen Buchstaben am Bug vor. »Wahrscheinlich haben sie den Namen gewählt, um den Feind gleich das Fürchten zu lehren.« Sie lachte. »Ich wette, nach diesem Vorfall wird der Name geändert.«
    Maia konnte ihre Aufregung noch nie so schnell hinunterschlucken wie ihre Schwester, die sich immer rasch wieder als bloße Beobachterin fühlte. Noch vor wenigen Minuten hatte die Stadt sich auf einen Angriff vorbereitet. Es würde eine Weile dauern, ehe Maia ganz verinnerlicht hatte, daß stümperhafte und quasi-legale Piraterie die ganze Panik ausgelöst hatte.
    »Die Freibeuter machen keinen sehr glücklichen Eindruck«, bemerkte Maia und deutete auf eine Horde grimmiger Frauen mit roten Kopftüchern, die sich auf dem Deck der Unheil scharten. Ihre Anführerin verhandelte mit einer Guardiabeamtin in einer schwankenden Motorbarkasse. Am Bug der Wohlstand, wo wohlhabend aussehende, elegante Frauen in verrußter Kleidung sich lauthals beschwerten und gestikulierten, spielte sich eine ähnliche Szene ab. Weiter nach achtern widmeten sich männliche Offiziere und Crewmitglieder der schwierigen Aufgabe, ihre Schiffe in den Hafen zu bringen. Kein Mann sprach ein Wort, bis ihre Fahrzeuge an benachbarten Hafenmauern vertäut waren. Der Kapitän der Wohlstand ging auf seinem ramponierten Schiff umher und nahm den Schaden in Augenschein. Seinem verkrampften Kiefer und den gespannten Nackenmuskeln nach zu urteilen, hätte der Mann wahrscheinlich einen Eisennagel durchbeißen können. Kurz darauf gesellte sich der Skipper der Unheil zu ihm und streckte ihm nach kurzem Zögern stumm und mitfühlend die Hand entgegen.
    Unter den Schaulustigen am Dock machten Gerüchte die Runde. Leie kletterte von der Hafenmauer, um zu lauschen, aber Maia blieb, wo sie war, und verließ sich lieber auf das, was sie mit eigenen Augen sehen konnte. Es muß bei dem Kampf einen Unfall gegeben haben, schloß sie aus den Spuren des Feuers, das sich offenbar von mittschiffs ausgebreitet hatte. Vielleicht war eine

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