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Die Clans von Stratos

Die Clans von Stratos

Titel: Die Clans von Stratos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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etwas. Dann nahm er ein Tauende zwischen die Zähne, sprang hoch, packte die Reling des größeren Schiffs, kletterte hinauf und schlang blitzschnell einen Knoten, so daß das kleine Boot sicher war.
    »Vorsicht!« schrie Maia. Sie befahl ihren Muskeln, aktiv zu werden und zu einem Schlag auszuholen, denn eine Frau rannte mit gefletschten Zähnen auf Brod zu, eine illegale geschliffene Fanghellebarde schwingend. Leider prallte Maias schlecht koordinierter Hieb von der Reling ab.
    In letzter Sekunde wandte Brod sich zu seiner Angreiferin um. Ein Schlag traf ihn an der linken Schulter. Ein zweiter landete auf seinem Unterarm, schlitzte den Hemdsärmel auf und hinterließ einen blutigen Riß im Fleisch. Mit einem hörbaren Krachen traf ihn der nächste Schlag auf den Kopf.
    Der junge Mann und die Piratin starrten einander einen Moment lang an, beide offensichtlich erstaunt, daß Brod noch auf den Beinen stand. Dann seufzte Brod einmal tief auf, stieß die Waffe der Piratin zur Seite, packte die Frau an den Trägern ihres Ledermieders und schleuderte sie über Bord. Die Piratin brüllte wütend, bis sie ins Wasser klatschte, wo bereits mehrere Personen zwischen den Wrackteilen herumschwammen.
    Tress und Naroin waren schon dabei, Brod zu unterstützen, gefolgt von der ebenfalls leicht benommenen Chart. Maia packte die Reling, und beim zweiten Versuch schaffte sie es, ein Bein darüber zu schwingen und sich aufs Oberdeck rollen zu lassen. Dabei lockerte sich jedoch ihr Griff, Inannas Fanghellebarde glitt ihr aus der Hand und fiel klappernd zurück in das Kleinboot.
    Verdammt. Soll ich sie mir holen?
    Maia schüttelte den Kopf. Ihr war noch immer schwindlig. Nein. Vorwärts. Kämpfe.
    Verschwommen nahm sie wahr, daß noch mehr Frauen, vermutlich Überlebende vom Floß, an Bord kletterten und sich ins Kampfgetümmel stürzten. Doch auch Verstärkung für den Feind eilte nach achtern. Man hörte den scharfen Knall der Feuerwaffen. Schritte scharrten rings um sie her, der Kampf flutete vor und zurück. Als Maia endlich aufblickte, sah sie, wie zwei Frauen sich auf Brod stürzten und eine andere mit einem riesigen Messer auf Naroin losging, die lediglich mit Pfeil und Bogen bewaffnet war. Die Szene entsetzte Maia, denn was hier vorging, war weit brutaler als der Kampf in Long Valley und selbst auf der Manitou. Noch nie hatte sie dermaßen von Haß und Wut verzerrte Gesichter gesehen. Die früheren Auseinandersetzungen hatten sich wenigstens noch nach gewissen Regeln abgespielt. Das Töten war ein möglicher, aber nie beabsichtigter Nebeneffekt gewesen. Aber hier ging es nur darum. So weit war es gekommen – Klingen und Pfeile, Gewehre und kämpfende Männer. Grauenhaft.
    Zufällig berührte ihre Hand einen Takelblock, der bei der Explosion zersplittert war. Ohne zu überlegen, packte sie ihn, hob ihn mit beiden Händen hoch, holte aus und hieb ihn Brods Gegnerin mit aller Macht in die Kniekehle. Die Frau kreischte und ließ ihr bluttriefendes Messer fallen. Maia konnte nur hoffen, daß es nicht Brods Blut war. Ohne innezuhalten, schlug sie aufs andere Knie. Die Piratin brach zusammen, heulte und wand sich vor Schmerzen.
    Gerade wollte Maia den Trick an Brods zweiter Gegnerin ausprobieren, da war diese einfach verschwunden! Auch Brod war nirgends mehr zu sehen. Der Kampf mußte ihn im Handumdrehen nach Steuerbord getragen haben.
    Maia drehte sich um. Naroin stand mit dem Rücken an der Reling und benutzte ihren Bogen als behelfsmäßigen Knüppel, mit dem sie sich zwei Piratinnen vom Leib zu halten versuchte. Die erste hielt die Polizistin mit einem blitzenden Messer auf Trab, die zweite mühte sich mit einem Bolzengewehr ab, in dem eine Patrone zu klemmen schien. Ehe Maia reagieren konnte, hatte die Korsarin den Mechanismus wieder in Gang gebracht, die verbrauchte Patrone sprang heraus, und die Frau lud blitzschnell nach. Dann knallte sie den Bolzen an seinen Platz und hob die Waffe…
    Mit einem lauten Schrei stürzte Maia sich auf sie. Die Schützin hatte nur einen Moment, den Angriff zu parieren. Mit weit aufgerissenen Augen schwang sie den schlanken Gewehrlauf herum.
    Noch eine Druckwelle pfiff an Maias rechtem Ohr vorbei, während sie die beiden Piratinnen packte und zur Reling schleppte. Das leichte Holz splitterte, gab nach, und alle drei gingen gemeinsam über Bord.
    Aber ich bin doch gerade erst gekommen, dachte Maia – und der Ozean schlug ihr ins Gesicht, verschlang sie, zerdrückte ihre Lungen und hielt ihre Arme

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