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Die Clans von Stratos

Die Clans von Stratos

Titel: Die Clans von Stratos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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gewannen. »Nicht mal…« Maia schnappte nach Luft, denn Charl schubste sie gegen den Mast. »Nicht mal hundert Meter. Sie kommen…«
    Das nächste, was Maia mitbekam, war, daß Charl ein Ruder hochhob und zu einem schrecklich realistischen Schlag ausholte. Während sie sich duckte, hatte Maia keine Chance zu berichten, was sie noch gesehen hatte.
    Unter den Frauen, die sich am Bug des Seglers versammelt hatten, trugen zwei einen Gegenstand bei sich, der unangenehm an ein Jagdgewehr erinnerte. Jetzt konnte Maia sich nur retten, indem sie die Nähe der Frau suchte, die die Piraten für ihre Verbündete hielten.
    »Achtzig Meter…«, sagte Maia und stieß Charl den Ellbogen in die Rippen, stieß das Ruder weg und hob die ineinander verschränkten Hände, als wollte sie einen Hieb von oben führen. Charl wehrte sich, indem sie sich duckte und Maia um die Taille faßte.
    »Oh… Nicht so fest!… Sechzig Meter…«
    Der Segler war wunderschön, ein schlankes, furchterregendes Raubtier. Obwohl es nur mit dem Klüver segelte, war es schnell und ließ sich von den herumschwimmenden Trümmern des Unglücksfloßes nicht aufhalten. Stämme und Kisten wurden von seinem Rumpf beiseite geschleudert und hüpften in seinem Kielwasser auf und ab. Jetzt lag die Steilküste der Insel hinter dem Segler. Es gab kein Entkommen.
    »Fünfzig Meter…«
    Mitten im Ringkampf geriet Charls Perücke ins Rutschen, und obwohl sich beide Frauen bemühten, sie sofort wieder an Ort und Stelle zu rücken, hörte man, wie die Freibeuter auf dem Segler Empörungsschreie ausstießen. Es ist soweit, dachte Maia, blickte zu dem näherkommenden Schiff hinüber und sah, wie eine der Gewehrträgerinnen die Waffe anlegte.
    Es gab kein Geräusch, keine Warnung, nur ein Schatten war zu sehen, der die Klippen hinunter und über ein Stück sonnenüberflutetes Wasser sauste. Eine der Korsarinnen blickte auf und rief etwas. Dann schien der Himmel auf das anmutige Segelschiff herabzustürzen. Eine dunkle Wolke prasselte auf Masten, Segel und das umgebende Wasser hernieder, gefolgt von einer metallenen Box, die auf dem Steuerbord-Schandeck landete, abprallte… und explodierte.
    Flammen erfüllten Maias Blickfeld. Wie eine Faust schoß eine Druckwelle auf sie zu, schleuderte Charl gegen Maia und beide zusammen gegen den Mast, so daß Maia fast zerquetscht wurde. Ein stechender Schmerz durchfuhr sie. Das flatternde Segel blähte sich und schleuderte die beiden Frauen zu Boden, wo sie benommen liegen blieben. Das Boot schaukelte unter den rhythmisch aufwallenden Nachbeben.
    Maia war noch bei Bewußtsein, als jemand sie unter der stöhnenden Charl hervorzog und zum Bug schleppte. Durch das Dröhnen in ihren Ohren schien sich die Zeit zu dehnen und wieder zusammenzuziehen, immer wieder, in unregelmäßigen Abständen. Von fern hörte sie Brod mit beruhigender Stimme seltsame Worte sprechen.
    »Alles in Ordnung, Maia. Du blutest nicht. Alles wird wieder gut… Aber wir müssen uns jetzt fertig machen. Komm zu dir, Maia! Hier, nimm deine Hellebarde. Naroin bringt uns ums hintere Ende…«
    Maia versuchte sich zu konzentrieren. Aus ihren leider viel zu häufigen Erfahrungen in ähnlichen Situationen wußte sie, daß es mindestens ein paar Minuten dauern würde, bis sie wieder einigermaßen funktionierte. Sie brauchte Zeit, aber genau die hatte sie nicht. Also hievte sie sich mühsam auf die Knie, spürte, wie ihr ein Stück Holz in die Hand gedrückt wurde, die sich aus purer Gewohnheit mit korrektem Griff darum schloß. Verschwommen erkannte sie, daß es Inannas Fanghellebarde war, die sie mitgenommen hatten. Hoffentlich würde sie sich rechtzeitig daran erinnern, wie man sie benutzte.
    Brod half ihr auf die Beine und drehte sie in die richtige Richtung – zu dem hoch aufragenden, qualmverhangenen Schiff, das noch vor kurzem weiß und stolz und wunderschön gewesen war. Jetzt war es von einem Wirrwar von Tauen und Leinen bedeckt, die Segel zerfetzt von der zusammengeschusterten Bombe. Im letzten Augenblick war diese von zwei Gefangenen abgeschossen worden, die auf der Steilküste zurückgeblieben waren und sich genau diesen Erfolg erhofft hatten.
    »Macht euch bereit!«
    Das Dröhnen in Maias Ohren wollte einfach nicht nachlassen. Dennoch erkannte sie Naroins Stimme. Sie warf einen raschen Blick nach rechts und sah dort die Polizistin mit Pfeil und Bogen stehen und schießen, während Tress das Boot über die letzten Meter steuerte…
    Holz stieß auf Holz. Brod rief

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