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Die Clans von Stratos

Die Clans von Stratos

Titel: Die Clans von Stratos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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Route, bei der westlichsten Zahnreihe.«
    Brod beugte sich über die Karte und las laut vor. »Jellicoe Beacon… Das war bestimmt mal ein Leuchtturm-Reservat, wie Halsey. Jetzt ist es außer Betrieb und unbemannt.«
    Stirnrunzelnd überlegte Maia, wo sie den Namen schon einmal gehört hatte. Obwohl die Sonne noch ein ganzes Stück über dem Horizont stand, fröstelte sie, sagte sich aber, daß daran sicher die unheimliche Gegend schuld war. »Ah… sollen wir dann nach Südwesten abdrehen, Käpt’n?«
    Schon den ganzen Tag neckte Maia den Jungen mit diesem Ehrentitel. Grinsend und mit einem fürchterlich übertriebenen Akzent antwortete Brod: »Das werden wir tun, Madam Eigentümer. Wenn du so freundlich wärst, mir mit dem Segel zur Hand zu gehn.«
    »Aye, Sir!« Maia nahm den Mastbaum in die Hand und setzte einen Fuß auf den Niederholer. »Fertig!«
    »Und umlegen!« Brod schwang das Steuer, und der Bug des Kleinboots bewegte sich scharf in den Wind. Das Segel killte und flappte, für Maia ein Zeichen, den Baum von Backbord nach Steuerbord umzuspringen, wo sich das Segel mit einem hörbaren Krachen blähte und das Boot mit Schwung auf einen neuen Kurs brachte, parallel zu den langen Schatten einer großen westlichen Insel. Die Sonne erleuchtete einen schimmernden Strahlenkranz aus Wasserdampf, einen rosafarbenen Halo, und verwandelte den Felsvorsprung in einen feurigen Speer, der in die Wolken zielte.
    »Angenommen, wir finden Zuflucht in der Lagune bei Jellicoe«, sagte Brod. »Und wir machen uns bei Sonnenaufgang wieder auf den Weg nach Süden. Dann können wir morgen nachmittag nach Osten drehen und in der Nähe von Halsey Beacon den Hauptkanal erreichen.«
    »Das Reservat, das noch genutzt wird. Erzähl mir davon«, bat Maia.
    »Es ist die einzige Zitadelle im Gebiet der Drachenzähne, die noch in Betrieb ist und mit Billigung des Regierungsrates für Ordnung sorgt. Meine Gilde hat den Auftrag bekommen, den Leuchtturm zu bemannen, also haben sie zwei Schiffe und Mannschaften geschickt, die sie am ehesten entbehren konnten – das heißt, Nichtsnutze wie mich. Trotzdem hätte ich nie erwartet, daß der Kapitän versuchen würde, sich mit Fahrten für die Freibeuter einen Nebenverdienst zu verschaffen.« Er machte ein unglückliches Gesicht. »Nicht alle Männer sind meiner Meinung. Manche sehen gern zu, wenn Frauen kämpfen.«
    »Kannst du dich nicht versetzen lassen oder so?«
    »Willst du mich auf den Arm nehmen? Ein Offiziersanwärter stellt die Entscheidungen seines Kapitäns nicht in Frage, nicht einmal, wenn der Kapitän die ungeschriebenen traditionellen Gesetze der Gilde bricht. Außerdem ist die Freibeuterei innerhalb gewisser Grenzen legal. Als mit klar wurde, daß Kapitän Corsh sich von echten Seeräubern hat anheuern lassen, war es schon zu spät.« Brod schüttelte den Kopf. »Anscheinend hat man mir angemerkt, was ich denke, deshalb hat er mich gern als Geisel angeboten. Bei den Freibeutern hat er natürlich gejammert, was für ein großer Verlust ich sei und daß sie sich gut um mich kümmern sollten!« Der junge Mann lachte bitter.
    Wir sind uns ähnlich, armer Kerl, dachte Maia. Bin ich schuld daran, daß ich keine Begabungen habe, die in die Welt der Frauen passen? Oder er, daß er ein Junge, aber trotzdem nicht zum Seemann geboren ist? Solche Gedanken waren unloyal und rebellisch. Vielleicht ist es einfach falsch, so zu verallgemeinern, ohne Raum für Ausnahmen zu lassen. Sollten wir nicht alle das Recht haben auszuprobieren, was wir am besten können?
    Beide waren sie von den Menschen, denen sie vertraut harten, im Stich gelassen worden. Doch Brod war in einer noch ungünstigeren Lage. Ein Junge ging davon aus, daß er über kurz oder lang von einer Gilde adoptiert wurde, die von da an sein Zuhause war, während ein Sommermädchen von Anfang an wußte, was sie erwartete – ein einsames Leben voller Kämpfe.
    »Dann sollten wir lieber vorsichtig sein, wenn wir nach Halsey kommen. Möglicherweise ist dein Kapitän…«
    »Nicht sonderlich glücklich, mich wiederzusehen?« unterbrach Brod. »Hmm. Ich habe nur meine Rechte in Anspruch genommen, als ich mit dir und den anderen geflohen bin. Vor allem, nachdem Inannas Mordpläne aufgedeckt waren. Aber du hast recht – vermutlich sieht Corsh das anders und macht sich schon Sorgen darüber, wie er das alles den Admirälen erklären soll.
    Also versuchen wir, morgen gegen Abend dort einzutreffen. Ich kenne einen Kanal in den Hafen. Er ist zu

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