Die Clans von Stratos
flach für größere Schiffe, aber für uns genau richtig. Er führt zu einem abgelegenen Dock. Von dort können wir uns vielleicht ins Zimmer des Navigators schleichen und uns seine Karten ansehen. Ganz bestimmt hat er eingezeichnet, wo sich das Versteck der Freibeuter befindet. Wo sie deinen Sternenmann festhalten.«
Brods Stimme klang ein klein wenig nervös, als beunruhigte ihn irgend etwas. Zweifelte er an ihren Erfolgschancen? Oder gefiel ihm die Idee doch nicht, mit Außerplanetarischen gemeinsame Sache zu machen?
»Wenn sie Renna doch nur in Halsey versteckt hätten.« Maia seufzte.
»Wohl kaum. Die Freibeuter lassen einen Mann bestimmt nicht dort, wo er mit anderen Männern reden kann. Für sie hängt zuviel von ihm ab.«
Auf Grimké hatte Brod Maia erzählt, was Renna getan hatte, als die Manitou gekapert worden war. Nach Brods Berichten war er aufgebracht zwischen den jubelnden Siegern herumgestapft und hatte gegen jede Verletzung des stratoinischen Gesetzes protestiert. Trotzig hatte er sich geweigert, auf die Draufgänger hinüberzuwechseln, bevor alle Verwundeten versorgt waren. Seine Haltung, sein Zorn und seine mühsam bewahrte Fassung hatten so seltsam und so aufrichtig gewirkt, daß Baltha und die anderen Freibeuter lieber nachgaben, als ihn mit Gewalt zu zwingen. Zwar erwähnte Brod nie etwas davon, daß Renna sich um eine der Verwundeten mehr als um andere gekümmert hätte, aber Maia stellte sich gern vor, daß ihr außerplanetarischer Freund sie mit seinen starken, tröstenden Händen gestreichelt und ihr mit sanfter, aber überzeugter Stimme versprochen hatte, daß sie sich wiedersehen würden.
Über Leie wußte Brod nichts weiter zu berichten. Ihm war Maias Schwester unter den Freibeutern aufgefallen, vor allem wegen ihrer lebhaften Art und ihrem ausgeprägten Interesse für Maschinen. Der Chef des Maschinenraums war froh, sie dabei zu haben, und es war ihm vollkommen gleichgültig, welches Geschlecht ein rußverschmierter Kollege unter Hemd und Lendenschurz verbarg, solange er oder sie nur hart genug arbeitete.
»Wir haben uns nur ein einziges Mal privat unterhalten«, sagte Brod und legte die Hand über die Augen, um sie gegen die Nachmittagssonne zu beschirmen. Er paßte das Steuer einer leichten Änderung der Windrichtung an, und Maia regierte sofort, indem sie das Segel straffte. »Vermutlich hat sie mich ausgesucht, weil es niemand gekümmert hätte, wenn ich sie auslachte.«
»Worüber wollte sie mit dir sprechen?«
Brod runzelte die Stirn und versuchte sich zu erinnern. »Sie hat gefragt, ob ich einen alten Admiral oder Kapitän kenne, im Hauptreservat meiner Gilde in Joannaborg. Kevin sollte er heißen. Oder war es Calvin?«
Maia setzte sich auf. »Meinst du vielleicht Clevin?«
Er schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. »Ja, genau. Ich sagte ihr, ich hätte den Namen schon gehört. Aber nach der Adoption haben sie mich so schnell weggeschickt, daß noch viele Crews auf See waren, deshalb habe ich ihn nie kennengelernt. Aber sein Schiff, die Seelöwe, war eines von unsren.«
Maia starrte den Jungen an. »Deine Gilde. Das sind die Flossenfüßer.«
Sie stellte das als Tatsache fest, und Brod zuckte die Achseln. »Natürlich merkt das niemand. Vor dem Kampf haben wir die Flagge eingeholt. Aber es war ziemlich beschämend. Jedenfalls wurde mir spätestens da klar, daß irgend etwas nicht in Ordnung war.«
Maia setzte sich wieder und hörte weiter zu, obgleich eine Vielzahl widerstreitender Gefühle in ihr brodelten – und vor allem war sie vollkommen verblüfft.
»Der Starkland-Clan kennt die Flossenfüßer seit Generationen. Die Mütter sagen, sie seien früher eine große Gilde gewesen. Sie haben gute Frachten verschifft, und ihre Offiziere waren in High Town sommers wie winters willkommen. Aber heutzutage nehmen die Admiräle Aufträge an wie die Bemannung von Halsey Beacon, und jetzt haben sie sich sogar von Freibeutern anheuern lassen.« Er lachte bitter. »Kein großartiger Job, was? Aber ich bin ja auch nicht gerade ein toller Typ.«
Maia betrachtete Brod mit neu erwachtem Interesse. Wenn das alles stimmte, war er möglicherweise ein entfernter Cousin von ihr… was aber nur eine Genuntersuchung im Tempel endgültig beweisen konnte. Maia brauchte eine Weile, bis sie den Gedanken verdaut hatte. Welch eine Ironie des Schicksals, daß sie nach so vielen Abenteuern schließlich doch mit ihrer Vatergilde in Kontakt gekommen war. Allerdings hatte sie es sich
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