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Die Clans von Stratos

Die Clans von Stratos

Titel: Die Clans von Stratos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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ganz anders vorgestellt.
    Eine Weile segelten sie schweigend weiter, beide ganz in Gedanken versunken. Einmal kam ein paar hundert Meter unter ihrem kleinen Boot ein Schwarm dunkler Schatten in Sicht, lautlos dahingleitend, geschmeidig, kraftvoll, schnell. Das größte Exemplar war größer als die Manitou und brauchte mehrere Minuten, um an ihnen vorbeizuschwimmen, aber es bewegte sich so geschmeidig, daß sich die Oberfläche kaum kräuselte. Maia konnte gerade noch einen Blick auf den Schwanz des Monstrums erhaschen, dann war der Konvoi vorübergezogen.
    Einige Minuten später lehnte sich Brod plötzlich vor, legte schützend eine Hand über die Augen und starrte angespannt nach vorn. »Was ist los?« fragte Maia.
    »Ich… ich bin mir nicht sicher. Für einen Augenblick dachte ich, es wäre etwas über die Sonne geflogen.« Er schüttelte den Kopf. »Es ist spät. Wie weit haben wir es noch bis nach Jellicoe?«
    »Wir müßten es sehen, wenn wir an der Klippe da vorn vorbei sind.« Maia rollte die Karte aus. »Die Klippe scheint aus zwölf Spitzen zu bestehen. Es gibt zwei Ankerplätze, bei denen einige große Höhlen eingezeichnet sind.« Sie blickte auf und taxierte den Sonnenstand. »Es wird knapp, aber wir müßten noch vor Sonnenuntergang einen Kanal finden.«
    Der junge Mann nickte, doch sein Gesicht war noch immer besorgt. »Dann mach dich fertig aufzustoppen.«
    Das Manöver lief reibungslos, der Wind brachte ihr grobes Segel in Stellung, wie er es schon den ganzen Tag getan hatte. Vielleicht hat sich unser Glück tatsächlich gewendet, dachte Maia, obwohl sie wußte, daß sie damit das Schicksal herausforderte. Als sie gleichmäßig auf ihrem neuen Kurs kreuzten, brachte sie ein weiteres Thema zur Sprache, das ihr auf den Nägeln brannte.
    »Ich mußte Naroin versprechen, daß ich ihre Vorgesetzten zu erreichen versuche, falls wir in Halsey eine Möglichkeit dazu finden.«
    Es wäre ihr wohler gewesen, wenn sie das Versprechen nicht gegeben hätte. Maia vertraute Naroin, aber was war mit ihren Vorgesetzten? So viele Gruppen wollen Renna in die Finger bekommen, aus den verschiedensten Gründen. Er hat viele Feinde im Regierungsrat. Und selbst wenn mein Anruf von einer ehrlichen Polizeiagentin entgegengenommen wird – werden die Freibeuter sich Renna lebendig abjagen lassen?
    Ein beunruhigender Gedanke nach dem anderen ging ihr durch den Kopf. Was ist, wenn der Regierungsrat noch über solche Waffen verfügt, wie sie auf Grimké eingesetzt wurden? Was, wenn sie zu dem Schluß kommen, daß ein toter Außerplanetarischer besser ist als einer in der Hand des Feindes?
    Brods Antwort klang so halbherzig, wie Maia sich fühlte. »Wir könnten wahrscheinlich den Kommunikationsraum aufsuchen. Möglicherweise ist er nachts unbewacht. Mir macht der Gedanke allerdings ziemliche Magenschmerzen.«
    »Ich weiß. Es wäre verteufelt riskant, vor allem, wenn wir dann auch noch den Kartenraum ausrauben…«
    »Nein, nicht deshalb«, unterbrach Brod. »Mir wäre es nur… mir wäre es lieber, wenn nicht ausgerechnet ich meiner Gilde die Polizei auf den Hals hetzen müßte.«
    Maia sah ihn an. »Loyalität? Nach allem, was sie dir angetan haben?«
    »Das ist es nicht«, entgegnete er kopfschüttelnd. »Ich werde nicht bei ihnen bleiben, nach allem, was passiert ist.«
    »Was ist es dann? Du hilfst mir doch jetzt schon, Renna zu suchen.«
    »Das verstehst du nicht. Eine andere Gilde würde mich vielleicht respektieren, weil ich dir geholfen habe, einen Freund zu retten. Aber wer stellt einen Mann bei sich ein, der seine Gilde verpfiffen hat?«
    »Oh.« Jetzt wurde Maia das zusätzliche Risiko klar, das Brod auf sich nahm. Er setzte nicht nur sein Leben und seine Freiheit aufs Spiel, sondern auch noch seine Karriereaussichten. Etwas, das ich ohnehin nie hatte, lag es Maia auf der Zunge, aber sie verbiß sich die Bemerkung. Von jemandem mit Zukunftschancen erfordert es einigen Mut, diese um der Ehre willen zu verspielen.
    Das Kleinboot umrundete nun die erste Landspitze. Dahinter kam, wie Maia es vorhergesagt hatte, Stück für Stück eine große, seltsam verformte Insel in Sicht. Für Maia sah sie aus wie eine große Klaue, die erstarrt war, als sie sich ins Meer hinausstrecken wollte. Geheimnisvolle geologische Prozesse hatten die fingerartigen Krallen aus zahllosen schlanken Klippen und einem Netzwerk von Steinbögen geformt.
    Früher einmal war Jellicoe Island noch größer gewesen. Geschmolzene Felstunnel zeigten, wo

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