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Die Clans von Stratos

Die Clans von Stratos

Titel: Die Clans von Stratos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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sie Anzeichen von verlassenen oder möglicherweise noch benutzten Verstecken. Hütten und grobe Steinbauten standen auf den Klippen, manchmal mit primitiven Winden ausgestattet, um Boote herabzulassen, die noch kleiner waren als Brods und Maias Nußschale. Einmal zeigte Brod Maia eine Einsiedlerin, die rasch ihre Netze einsammelte, als das Kleinboot in Sicht kam. Ohne auf die Rufe der beiden zu achten, ruderte die Alte los und verschwand in einer Grotte.
    Soviel zum Thema Hilfe von den Eingeborenen, dachte Maia. Ein andermal entdeckte sie eine Gestalt, die aus einer halb verfallenen Fenstergalerie verstohlen auf sie herabstarrte, die offenbar vor Urzeiten in eine steile Felswand gehauen worden war. Es erinnerte Maia an das Gefängnis in Long Valley, nur daß es noch viel größer und sehr viel älter war.
    Schatten unzähliger Felsnadeln streckten sich über das dunkelblaue Wasser, alle in der gleichen flüchtigen Richtung, als wären sie Zeiger eines halben Tausend vulkanischer Sonnenuhren, die einstimmig den Gang der Stunden oder vielleicht eher der Weltalter maßen.
    Dieser Ort hatte einst Geschichte gemacht, bevor seine Stimme erstarb.
    »Hier haben die Könige ihre letzte Schlacht geschlagen«, hatte Naroin erklärt, kurz bevor sie mit den anderen überlebenden Gefangenen auf dem gekaperten Segler aufgebrochen war. Maia und Brod gingen gerade an Bord des mit frischem Proviant versorgten Kleinboots, um in Richtung Süden aufzubrechen. »Alle vereinigten Clans und Stadtstaaten schickten ihre Streitkräfte hierher, um das Männerreich endgültig zu zerschlagen. Es wird nicht viel darüber geredet, um die Vars nicht zu ermutigen, sich jemals wieder mit den Männern gegen die großen Häuser zu erheben. Aber nichts kann eine so große Legende aus der Welt schaffen.« Naroin hatte zu den Felsen gezeigt. »Denk mal darüber nach. Dort haben die Möchtegern-Patriarchen und ihre Helfershelfer ihre letzte Schlacht geschlagen.«
    »Es ist wie aus einem Märchen«, hatte Maia nachdenklich gemeint. »Unwirklich. Ich kann kaum glauben, daß ich hier bin.«
    Die Polizistin seufzte. »Ich auch nicht. Heutzutage kommen nicht mehr viele Leute hierher. Die Inseln liegen abseits aller Schiffahrtswege. So hätte ich sie mir nicht vorgestellt. Irgendwie fängt man an, sich Fragen zu stellen.«
    Das stimmte. Während Maia und Brod tiefer in die Drachenzähne vordrangen, dachte Maia daran, wie wenig man sich auf die offizielle Geschichtsschreibung verlassen konnte. Je weiter sie kamen, desto sicherer wurde Maia, daß Naroin ihr das erzählt hatte, was ihr beigebracht worden war. Und daß es eine Lüge war.
    Maia erinnerte sich an den rätselhaften Krater – das ungeheure, glasige Loch auf Grimké Island, wo sie ausgesetzt worden waren. Seit sie getrennt von den anderen nach Süden fuhren, hatten sie und Brod schon mehrere andere Berggipfel mit ähnlichen Wundmalen gesehen. Versengte Narben, wo der Stein unter extremer Hitzeeinwirkung geschmolzen war. Manche sahen aus wie von einem Schlag, und andere…
    Sie sprachen nicht, während der stetige Wind sie an einer Ruine vorübertrieb, einem zerbröckelnden Überbleibsel, das von einer unvorstellbaren Gewalt der Länge nach entzweigerissen worden war.
    Ich weiß nichts über Könige und dergleichen. Vielleicht haben die Verfechter des Patriarchats und ihre Verbündeten hier wirklich ihre letzte Schlacht geschlagen. Aber ich verwette eine Nische und meine sämtlichen Winterrechte, daß sie nicht schuld sind an dieser… dieser entsetzlichen Verheerung.
    Es existierte noch eine andere, ältere Geschichte. Darin ging es ebenfalls um ein Ereignis, über das selten gesprochen wurde. Eines, das für die Stratos-Kolonie fast so zentral war wie ihre Gründung. Maia fühlte sich ganz sicher, daß ein anderer Feind hier vor langer Zeitgekämpft hatte. Und wie es aussah, war es ein knapper Sieg gewesen.
    Die Große Verteidigung. Merkwürdig, daß niemand aus unserer Gruppe darauf gekommen ist, als wir uns am Lagerfeuer Geschichten erzählten, aber diese Schlacht muß hier in den Drachenzähnen stattgefunden haben.
    Es war, als sollte die Königslegende eine ältere Geschichte verdecken. Eine, in der die Männer eine bewunderungswürdige Rolle gespielt hatten. Als wollten die Herrschenden dafür sorgen, daß nur noch Freibeuter und Einsiedler sich daran erinnern. Das uralte, verwitterte Relief fiel ihr ein, das sie in den Ruinen beim Tempel von Grange Head entdeckt hatte und auf dem bärtige und

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