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Die Clans von Stratos

Die Clans von Stratos

Titel: Die Clans von Stratos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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bartlose menschliche Gestalten unter den Schwingen einer rächenden Mutter Stratos gegen gehörnte Dämonen kämpften. Maia fügte es einer wachsenden Sammlung von Beweisen hinzu… aber Beweisen wovon? Was sollte sie aus alldem schließen? Noch war sie sich nicht sicher.
    Eine niedrige Wolkenformation entfernte sich, und helles Sonnenlicht fiel über ein Stück Meer und Fels. Blinzelnd stellte Maia fest, daß der Anblick sie aus ihren Grübeleien gerissen hatte. Sie lächelte. Oh, ich habe mich schon verändert, und nicht nur dadurch, daß ich härter geworden bin. Es ist das Ergebnis von allem, was ich gesehen und gehört habe. Vor allem durch Renna habe ich gelernt, über die Zeit nachzudenken.
    Die Clans drängten alleinstehende Vars, sich nicht mit unnötigen Gedanken über Jahrhunderte und Jahrtausende zu belasten. Sommerlinge sollten sich auf den Erfolg im Hier und Jetzt konzentrieren. Längere Zeiträume wurden erst wichtig, wenn man seinen Hausstand gründete und an die Nachkommen denken mußte. Stratos als Welt mit einer erforschbaren Vergangenheit und einer veränderbaren Zukunft zu sehen, war nicht Teil von Maias Erziehung gewesen.
    Aber es ist nicht so schwierig, sich selbst als Teil einer großen Kette zu sehen. Einer Kette, die lang vor mir begonnen hat und noch lange nach mir weitergehen wird.
    Renna hatte den Ausdruck ›Kontinuum‹ benutzt und damit eine Brücke gemeint, die sich über Generationen, ja, über den Tod hinweg zog. Eine beunruhigende Vorstellung. Aber früher hatten sich Frauen und Männer damit auseinandergesetzt, vor der Zeit, als es Klone gab, sonst hätten sie nie die Erde verlassen. Und wenn diese Menschen das konnten, dann kann es auch eine bescheidene Var wie ich.
    Sich mit solchen Ideen zu beschäftigen, war eine noch viel größere Auflehnung gegen die herrschenden Verhältnisse, als Konstellationen zu messen oder das Spiel des Lebens zu lernen. Das war bloß Männerzeug gewesen. Jetzt aber stellte sie die Lehren der Savanten-Historikerinnen in Frage. Maia erblickte durch einen Schleier matriarchalischer, konservativer Propaganda hindurch ein Stückchen Wahrheit. Fragmente sind fast so gefährlich wie gar nichts, das wußte Maia. Doch es mußte irgendwie möglich sein, den Schleier wegzureißen. Herauszufinden, wie alles, was sie gesehen und erlebt hatte, letztlich zusammenhing.
    Wie soll ich das Leie erklären? Muß ich sie erst aus den Fängen ihrer Seeräuberfreundinnen entführen? Sie gefesselt und geknebelt irgendwohin schleppen, wo sie sich ihre Gemeinheiten abfasten kann?
    Dem Vergnügen, ihre Erfahrungen mit ihrer Schwester zu teilen, trauerte Maia längst nicht mehr nach. Die Leie von früher hätte nie verstanden, wie Maia jetzt dachte und fühlte. Und die neue Leie noch viel weniger. Maia vermißte ihre Zwillingsschwester noch immer, aber sie grollte ihr auch, weil sie sich, als sie sich das letzte Mal gesehen hatten, so hartherzig benommen und so fraglos angenommen hatte, daß sie die Überlegene war.
    Nach Renna sehnte Maia sich viel mehr.
    Bin ich deshalb ein Papakind? Die kindliche Bezeichnung tat ihr nicht weh. Oder bin ich pervers, weil ich einem Mann Herzensgefühle entgegenbringe?
    Philosophische Fragen wie ›Warum?‹ und ›Was?‹ schienen weniger wichtig als ›Wie?‹ Irgendwie mußte sie Renna in Sicherheit bringen. Und wenn Leie auch mitkam, dann war das gut so.
     
    »Wir sollten uns überlegen, irgendwo ein Nachtlager zu suchen. Sonst riskieren wir, im Dunkeln auf einen Felsen aufzulaufen.« Brod saß am Steuer und justierte es ständig, um den richtigen Kurs nach Süden einzuhalten. Mit der anderen Hand rieb er sich das Kinn, ein weit verbreiteter männlicher Manierismus, obwohl in Brods Fall noch ein Sommer vergehen würde, bis er einen Bart bekam. »Normalerweise würde ich vorschlagen, aufs offene Wasser hinauszufahren«, erklärte er weiter. »Wir könnten den Anker auswerfen, Wind und Gezeiten im Auge behalten und bei Tagesanbruch zur Inselgruppe zurückkehren.« Brod schüttelte unglücklich den Kopf. »Wenn ich mich nur nicht so blind fühlen würde ohne Wetterbericht. Es könnte sich direkt hinter dem Horizont ein Sturm zusammenbrauen, und wir würden es nicht rechtzeitig merken.«
    »Bestenfalls würden wir eine Menge Zeit verschwenden und erschöpft zurückkommen«, meinte auch Maia. Sie rollte die Karte auf. »Sieh mal, in dieser Gegend hier ist eine große Insel mit einem Ankerplatz eingezeichnet. Er liegt nicht weit von unserer

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