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Die Clans von Stratos

Die Clans von Stratos

Titel: Die Clans von Stratos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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die Neugier eure Nachkommen ergreift und sie verlockt, die hellen neuen Monde zu erforschen, die über ihren Himmel ziehen.
    Keine brutalen Kriegsflotten werden euch zur Unterwerfung zwingen. Nehmt euch vor, den längeren Atem zu zeigen. Planeten sind geduldig, ebenso wie eure großartigen, uralten Clans, die länger gelebt haben als irgendein Individuum oder eine Regierung.
    Aber das Phylum und das Gesetz sind noch hartnäckiger. Sie geben sich nicht mit einem ›Nein‹ zufrieden. Es steht mehr auf dem Spiel als der Mythos einer Welt, der Mythos von Mission und glorreicher Isolation.«
    Die Worte klangen hart in meinen Ohren, und dennoch tat es mir gut, daß sie endlich heraus waren. Ich spürte die Unterstützung vieler Ratsfrauen, die auch dafür gesorgt hatten, daß ich meinen Vortrag halten konnte, um durch den Schock die allgemeine Stagnation zu beenden. Zum Glück gibt es hier – anders als auf der Watarkiwelt und auf Neulevant – eine starke Minderheit, die die Augen nicht vor dem Offensichtlichen verschließt. Nämlich, daß Isolation und Speziation keine menschlichen Wege sind.
    »Seht es doch einmal so«, beendete ich meine Ausführungen. »Lysos und die Gründerinnen haben ein abgeschiedenes Plätzchen gesucht, um ihr Experiment zur Perfektion zu führen. Aber habt ihr nicht auf dem Prüfstein der Zeit standgehalten, so gut wie jede andere Lebensform in ihrem Kontext? Ist es nicht an der Zeit, daß ihr vortretet und euren Verwandten zeigt, was ihr geschaffen habt?«
    Schweigend wurde meine abschließende Bemerkung aufgenommen. Iolanthe brachte einen verspäteten, unbehaglichen Applaus in Gang, der durch den Saal flatterte und durch die Oberlichter entfloh wie ein endlich freigelassener Vogel. Unter den bitterbösen Blicken ihrer Kolleginnen räusperte sich die Vorsitzende und verkündete dann nüchtern, die Sitzung sei vertagt.
    Trotz der allgemeinen Anspannung fühlte ich mich stärker als seit Monaten. Wieviel war wohl der Erleichterung zu verdanken, daß ich endlich offen gesprochen hatte, und wieviel ging auf das Konto der Dienste, die man mir durch Odos Vermittlung unter dem Zeichen der läutenden Glocke angedeihen ließ?
    Wenn ich diesen Tag, diese Woche überlebe, muß ich unbedingt dorthin zurückkehren und feiern, solange ich noch kann.

 
Kapitel 21
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    Die Drachenzähne. Reihe um Reihe von spitzen Zacken, steil zum Himmel emporgereckt.
    Ich hätte sie erkennen müssen, dachte Maia. Als ich diese Inseln zum ersten Mal aus der Ferne erblickt habe, hätte mir ihr Name sofort einfallen müssen.
    Die Drachenzähne. Ein legendärer Name. Doch als Maia genauer darüber nachdachte, wurde ihr klar, daß sie so gut wie nichts über diese Inselkette wußte, deren massive Wurzeln aus säulenförmigem Kristall auf dem Grund des Meeres entsprangen, die Wasserfläche durchstießen und hoch in den Himmel aufragten. Ihre üppigen, zerfurchten Hänge schienen gegen die Zeit immun zu sein. Bäume klammerten sich an schroffe Felsgipfel, von denen aus sprudelnden Quellen gespeiste Wasserfälle Hunderte von Metern herabstürzten und hohe Regenbogen bildeten, glitzernd wie die Aurorae im Sommer. Maia und Brod bekamen einen steifen Nacken, wenn sie an solchen Naturschauspielen vorüberkamen und vor Ehrfurcht die Augen nicht losreißen konnten.
    Ihr Kleinboot mit Schiebtakelung wand sich durch die Zwischenräume der tropischen Inselgruppe hindurch wie ein Parasit, der sich einen Weg durch die Stacheln eines mächtigen Wasserungeheuers sucht. Je tiefer das kleine Boot vorstieß, desto enger beieinander lagen die Inseln. Manche der nadelspitzen Atolle standen so nah zusammen, daß sie durch natürliche Dämme oder schmale, hochgewölbte Brücken miteinander verbunden waren. Jedesmal, wenn sie unter einem solchen Überweg hindurchfuhren, machte Brod mit der Hand ein Zeichen über seine Augen – nicht aus Angst und Aberglaube, sondern aus Ehrfurcht.
    Obgleich Brod schon mehrere Monate in dieser Gegend gewohnt hatte, ehe er als Geisel genommen worden war, kannte er nur die Umgebung von Halsey Beacon, der einzigen offiziellen Siedlung auf den Inseln. Deshalb kümmerte sich Maia um die Navigation, während er steuerte. Die Karte warnte sie vor Untiefen und Riffen und tödlichen Strudeln auf dem Kurs, den sie wählten. Der Weg war zwar sehr umständlich, aber für Leute, die nicht entdeckt werden wollten, gerade recht.
    Offenbar waren Maia und Brod nicht als erste zu diesem Schluß gekommen. Mehrmals entdeckten

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