Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Clans von Stratos

Die Clans von Stratos

Titel: Die Clans von Stratos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
Vom Netzwerk:
hundert Meter hinter ihnen, gewann aber bereits wieder an Fahrt. Die Schützen mußten ihre rückstoßfreien Waffen immer wieder neu in Stellung bringen, wenn ihr Schiff einen leichten Kurswechsel vollzog, um den Flüchtlingen auf den Fersen zu bleiben. Maia sah, wie mehrere Piratinnen die neue Steuerfrau anbrüllten, doch endlich einen steten Kurs zu halten. Geradeaus ging nicht, da sonst der Bugspriet des großen Schiffs den Schußwaffen im Weg war. Schließlich schwenkte die Draufgänger auf einen Kurs ein, der dreißig Grad vom Wind lag. So holten sie zwar nicht soviel auf, kamen aber endlich in eine gute Schußposition.
    Soll ich Brod warnen? überlegte Maia viel gelassener, als sie es erwartet hätte.
    Nein, er soll sich lieber so lange wie möglich voll auf seine Manöver konzentrieren.
    Sie beobachtete, wie die Blicke ihres Freundes zwischen dem bebenden Segel, dem kabbeligen Wasser und dem Steuer hin und her flitzten – sie näherten sich jetzt rasch einer Gruppe riesiger Felsblöcke. Immer wieder nahm er blitzschnell subtile Korrekturen vor, viel zu fein, um berechnet zu werden, und nur mit Hilfe eines Instinkts, den er nicht zu besitzen behauptete, holte er aus einer völlig unwahrscheinlichen Kombination von Segeltuch, Holz und Wind das größtmögliche Tempo heraus.
    Ich kann zusehen, wie er erwachsen wird. Maia staunte. Brods jungenhafte, unsichere Gesichtszüge verwandelten sich, während er unter dem unglaublichen Druck der Situation zu Höchstform auflief. Kiefer und Stirn waren hart, und er strahlte etwas aus, das in Maias Augen sowohl die reifen wie die unreifen Charakteristiken der Männer auf den Punkt brachte – die hundertprozentige Fixierung auf ein Ziel, gepaart mit einer leidenschaftlichen Hingabe an die Tätigkeit, die in diesem Augenblick von ihm verlangt wurde. Selbst wenn sie beide in ein paar Minuten tot waren, würde ihr junger Freund diese Welt als Mann verlassen, und Maia freute sich für ihn.
    Ein ohrenbetäubender Knall erschütterte die Luft hinter ihnen. Es war ein tieferes Grollen als bei der Kanonade am Vormittag, wahrscheinlich ein größeres Kaliber. »Was war denn das?« fragte Brod geistesabwesend, ohne sich von seinem Tun ablenken zu lassen.
    »Donner«, log Maia mit einem grimmigen Lächeln, um ihn so lange wie möglich seiner gloriosen Konzentration zu überlassen. »Keine Sorge. Der Regen wird noch eine Weile auf sich warten lassen.«
     
    Wasser fiel in Strömen vom Himmel, durchnäßte ihre Kleider und überschwemmte fast das kleine Boot. Dann hörte es abrupt wieder auf, aber Maia konnte mit ihrem Eimer kaum schnell genug ausschöpfen, ehe sich die nächste Kaskade über sie ergoß.
    Die Salzwasserfontänen der explodierenden Granaten waren nicht ihre einzige Sorge. Ein nur leicht neben dem Ziel eingeschlagener Schuß hatte das Kleinboot um ein Haar zum Kentern gebracht. Der Rumpf stöhnte und Bretter und Bolzen drohten sich zu lösen. Maia wußte nur, daß sie das Wasser schneller ausschöpfen mußte, als neues hereinkam, während Brod ohne ihre Hilfe einen Weg aus dem Schlamassel suchte.
    Die Schützen auf dem Freibeuterschiff hatten nach der Säuberungsaktion eine Weile gebraucht, um sich zu sammeln. Ihre ersten Schüsse gingen über ihr Ziel hinaus – teilweise weil dieses Ziel im Zickzack fuhr – doch dann hatten sie sich trotz des Dämmerlichts einigermaßen eingeschossen. Einige Minuten hatte Maia die Hoffnung gehegt, daß vor ihnen die Rettung winkte – ein offener Kanal, der zum Ankerplatz in der Jellicoe-Lagune führte. Dann jedoch bot sich ihr ein vertrauter und abscheulicher Anblick: Der gekaperte Frachter, die Manitou lag in der Felsenbucht vor Anker, und auf seinem Deck wimmelte es von weiteren blutroten Kopftüchern. In diesem Augenblick wurde ihr die ganze grausige Realität klar.
    Jellicoe ist das Hauptquartier der Piraten! Ich habe Brod direkt in ihre Hände geführt!
    »Nach rechts, Brod, scharf nach rechts!«
    Eine abrupte Wendung verhinderte in letzter Sekunde die Einfahrt in die tödliche Bucht. Nun kreuzten sie an der zerklüfteten Küste von Jellicoe entlang, abwechselnd durchnäßt von den Kanonenschüssen, die sie knapp verfehlten, und der normalen Gischt, die gegen den harten Felsen brandete. Jetzt gab es keine feinen Anpassungsmanöver mehr. Sie wurden von einer mächtigen Strömung erfaßt, und Brod mußte seine ganze Kraft darauf verwenden, daß sie nicht gegen die Küstenfelsen geschleudert wurden.
    Bei Dunkelheit wäre ihre Lage

Weitere Kostenlose Bücher