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Die Clans von Stratos

Die Clans von Stratos

Titel: Die Clans von Stratos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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Inzwischen wissen sie bestimmt, daß Inanna und ihren Freundinnen auf dem Segler etwas zugestoßen ist. Lysos, sie sehen vielleicht wütend aus!
    Obwohl das große Schiff schlingerte, würde der Moment kommen, in dem beide Boote nur wenige hundert Meter aneinander vorbei mußten. Was würden die Piraten dann tun?
    Damit Brod so eng wie möglich manövrieren konnte, trimmte Maia das Segel. Um alles an Geschwindigkeit herauszuholen, mußte sie sich ständig von einer Seite des Boots auf die andere werfen, denn sonst wären sie im Handumdrehen aus dem Gleichgewicht geraten. So war sie noch nie auf einem kleinen Boot gefahren – sie schlitterten regelrecht über das Wasser. Es war ein berauschendes Gefühl und hätte ihr sicher Spaß gemacht, wenn sich ihr nicht dauernd fast der Magen umgedreht hätte. Immer wieder versuchte sie, einen Blick an Bord zu erhaschen, ob vielleicht Renna dort stand. Tatsächlich waren auf dem Quarterdeck Männer zu sehen, genau wie beim Überfall auf die Manitou, aber keiner von ihnen hatte Rennas typische dunkle Gesichtszüge.
    Als das Kleinboot das Piratenschiff breitseits passierte, hörte Maia wütende Stimmen. Zwar verstand sie keine Worte, aber sie erkannte das zornrote Gesicht des Schiffskapitäns, der mit mehreren Frauen in roten Kopftüchern diskutierte. Der Mann zeigte auf einige andere Freibeuterinnen, die mit einer langen schwarzen Röhre am Backbord-Schandeck hantierten, schüttelte den Kopf und gestikulierte abwehrend.
    Unter seiner Empörung schien er sich seiner Autorität gewiß. So gewiß, daß er nicht einmal argwöhnisch wurde, als noch mehr Frauen, bewaffnet mit Knüppeln und Messern, sich um ihn und seine Offiziere scharten… bis der Kommandoton plötzlich abbrach, erstickt unter einem Hagel brutaler Schläge.
    Maia, die die Vorgänge aus der Ferne entsetzt beobachtete, konnte nicht erkennen, ob auch Hellebarden oder Messer eingesetzt wurden, aber der Angriff dauerte wesentlich länger als nötig, um den Mann kampfunfähig zu machen. Laute Freudenschreie zeigten, wie die Piratinnen die in ihren Augen wohlverdiente Strafaktion genossen, mit der sie eine ohnehin störende Allianz und die letzte Bindung an das Gesetz ein für allemal zerstörten.
    »Wir drehen ab!« rief Brod. Er war viel zu konzentriert gewesen, um seinen ehemaligen Schiffsgenossen auch nur einen Blick zuzuwerfen oder auf die Bedeutung der Schreie und Rufe zu achten. Das war auch gut so, denn das Niederschlagen der Offiziere war nur ein Teil des Coups. Als Maia das nächste Mal Zeit für einen Blick auf die Takelung fand, waren sämtliche männlichen Besatzungsmitglieder verschwunden, die noch bis vor wenigen Momenten dort gearbeitet hatten.
    Die Flossenfüßer mögen schlechte Zeiten durchmachen, überlegte Maia, noch immer ganz benommen von dem, was sie beobachtet hatte. Aber vor kaltblütigem Mord schrecken sie zurück. Deshalb werden sie jetzt unser Schicksal teilen.
    Die Piraten waren offensichtlich eine besonders fanatische Bande. Maia hatte das von Anfang an gedacht, und der Hinterhalt dieses Morgens hatte ihre Meinung nur bestätigt. Aber das jetzt? Ohne jeden Skrupel Männer anzugreifen und zu erschlagen? Das war genauso widerlich wie die alte Unsitte, vor der die Perkiniten dauernd warnten: die Gewaltausübung von Männern gegen Frauen, die vor langer Zeit zum Exodus der Gründerinnen geführt hatte.
    Renna, dachte Maia voller Angst. Was hast du in meine Welt gebracht?
    Maia schickte ein kurzes Stoßgebet zum Himmel, ihre Schwester, die zur Maschinenbesatzung gehörte, möge mit dem Blutvergießen nichts zu tun haben. Vielleicht half Leie, die Männer unter Deck zu retten. Andererseits war es unrealistisch anzunehmen, daß die Piraten Zeugen hinterließen.
    Momentan aber war das wichtigste, daß Maia und Brod dank der Meuterei Sekunden, wenn nicht sogar Minuten gewonnen hatten. Zeit, die sie dringend benötigten, um wenigstens ein paar Meter Vorsprung zu gewinnen, während die Freibeuter jetzt von neuem zum Wenden ansetzten. »Klar zum Wenden!« warnte Brod. »Klar!« antwortete Maia. Während ihr Partner steuerte, glitt sie unter den Baum. Ihre Bewegungen waren so fließend geworden, daß ihre Lehrer – und sie selbst ebenfalls – vor ein paar Monaten nicht aus dem Staunen herausgekommen wären. Doch mit einem gewissen Maß an Übung wächst man in Krisensituationen oft über sich selbst hinaus.
    Als Maia das nächste Mal zu den Freibeutern hinüberspähte, lag die Draufgänger mehrere

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