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Die Clans von Stratos

Die Clans von Stratos

Titel: Die Clans von Stratos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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unwiderstehliche Müdigkeit überkam sie. Als Brod wieder loslegen wollte, tätschelte sie ihm die Hand. »Das reicht für heute, okay? Laß uns später darüber reden. Bis morgen früh, mein Freund.«
    Brod hielt inne und als Maia ihren Kopf wieder auf seine Brust senkte, legte er sanft den Arm um sie. »Ja. Gute Ruhe, Maia.«
    »Mmm.«
    Diesmal fiel ihr das Einschlafen leicht, und eine Weile schlief sie tief und fest.
    Dann starteten die Träume einen nächsten Übergriff. Das Bild der blutrot-bronzefarbenen Wand schimmerte über dem weit kleineren Steinpuzzle in der Lamatia-Feste. Es waren völlig andere Symbole und Mechanismen, doch eine innere Stimme sagte Maia: Wahre Anmut Hegt in der Einfachheit.
    Noch lebhaftere Phantasien folgten. Aus den Katakomben in Port Sanger schien ihr Geist sich durch Felsschichten zu erheben, an den Küchen der Lamai vorbei, durch prächtige Hallen und Schlafräume, bis hinauf zu den Zinnen und dort zu dem Eckturm, in dem der Clan sein prächtiges altes Teleskop aufbewahrte. Wie die Wand mit den Sechsecken war es aus blankem Metall gearbeitet, und die gut geölten Achsenlager schienen sich ebenso mühelos bewegen zu lassen wie die gleitenden Platten. Über allem lag in Maias Traum ein endloses Sternenuniversum. Ein Bereich, in dem die reine Physik und die unbestechliche Geometrie herrschten.
    Ein hoffnungsvolles Terrain, das von ihr erforscht werden wollte.
    Bennetts große Pranke lag über ihrer kleinen Hand. Es war ein warmes, tröstliches Gefühl; der alte Mann zeigte ihr, wie man die wichtigsten Leitsterne einstellte, zeigte ihr die schimmernden Sternennebel, die blinkenden Navigationssatelliten.
    Auf einmal war es ein Jahr später. In der Traumlogik mußte es sich zeigen, es mußte da sein. Es überquerte den Himmel wie ein neuer leuchtender Planet, aber es war kein Planet, sondern bewegte sich aus eigenem Antrieb, kam aus weiter Ferne und ließ sich in der Umlaufbahn nieder. Ein neuer Stern. Ein Schiff, dafür gebaut, um zwischen den Sternen zu reisen.
    Aufgeregt rannte die nun ein Jahr ältere Maia los, um ihrem Freund von dieser Entdeckung zu berichten, und führte den gebrechlichen Greis nach oben zu dem glänzenden Messinginstrument. Er war etwas benommen und langsam und brauchte eine Weile, bis er diese Besonderheit am Himmel begriff. Und dann begann er zu Maias Entsetzen mit dem Kopf zu wackeln und in die Nacht zum…
    Mit einem Ruck fuhr Maia auf, und ihr Herz pochte wild. Brod schnarchte neben ihr auf dem kalten Steinboden. Das Licht der Morgendämmerung kroch durch die Ritzen in der Geröllmauer. Doch Maia starrte mehrere Sekunden lang nur blind vor sich hin und zwang sich, sich zu beruhigen, ohne dabei etwas zu vergessen.
    Schließlich schloß sie die Augen wieder.
    Jetzt wußte sie endlich, warum die Worte so vertraut geklungen hatten.
    »Jellicoe Beacon…«, sagte sie laut.
     
    Ein gemeinsamer Kontext. Sie war so sicher gewesen, daß die Lösung ganz einfach sein würde. Etwas, das seit Generationen von Lehrer zu Schüler weitergegeben worden war, trotz der geringen Kontinuität, die in der Welt der Männer herrschte. Aber sie hatte nicht erwartet, daß ein Zufall dabei eine Rolle spielen würde!
    Oh, sicher, es bestand die Möglichkeit, daß sie und Brod es allein herausgefunden hätten, ehe sie verhungerten. Aber der alte Bennett hatte diese Worte vor sich hingeplappert, und sie stammten offenbar aus einem besonders emotionsgeladenen Bereich seines wirren Gedächtnisses. Es war das letzte Mal gewesen, daß Maia ihn überhaupt hatte sprechen hören. Und seither hatten die Worte in ihrem Unterbewußtsein gelegen.
    Hatte der alte Mann einer uralten Verschwörung angehört? Einer Verschwörung, die vielleicht jetzt noch aktiv war, so viele Jahrhunderte, nachdem die Könige verschwunden waren? Wahrscheinlich hatte es irgendwann so angefangen, aber inzwischen war nur noch ein zerstreutes Häufchen übrig. Ein ritualisierter Kult, eine Loge, eine von vielen, mit geheimnisvollen Beschwörungsformeln, die die Mitglieder einander lehrten, die aber längst keinen Inhalt mehr hatten, abgesehen vielleicht von einer vagen ominösen Verheißung.
    »Ich bin bereit, Maia«, verkündete Brod und ging neben einem unbeschrifteten Sechseck in die Hocke. Maia legte die Hände auf ein anderes. »Gut«, rief sie. »Noch ein Versuch, bei drei. Eins, zwei, drei!«
    Beide schoben kräftig, und die ausgewählten Platten beschleunigten ihr Tempo entlang der Wand auf ihren sorgfältig

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