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Die Clans von Stratos

Die Clans von Stratos

Titel: Die Clans von Stratos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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die Gerüchte stimmen, die wir immer wieder hören. Dieses Jahr sind die Freibeuter viel weiter im Norden denn je, und sie haben auch viel früher mit ihren Raubzügen begonnen. Wir könnten jederzeit Ziel eines ihrer Angriffe werden.«
    Maia fand es etwas übertrieben, aus einem isolierten Vorfall gleich diesen Schluß zu ziehen, und den anderen Vars ging es offensichtlich genauso. Doch Naroin nahm ihre Aufgabe ernst, und das machte sie nun ganz deutlich, während sie die gepolsterte Hellebarde schulterte.
    »Der Kapitän hat seine Befehle gegeben. Wir sollen uns bereithalten, für den Fall des Falles. Niemand kriegt uns als Seehundfischsteak serviert. Wenn eine Bande frecher Indis versucht, auf dieses Schiff aufzuspringen…«
    »Warum sollte jemand das versuchen?« brummte eine Varfrau, was allgemeines Kichern hervorrief. Es war die Frau mit dem ausgeprägten Kinn, die über die ›Lamai-Gören‹ gelästert hatte.
    »Was für perverse Miststücke sollten wohl versuchen, uns wegen einer Ladung Kohle zu entern?« fuhr die Halb-Chuchyin fort.
    »Du wärst vielleicht überrascht. Der Markt ist eng. Außerdem kann es die Eigentümer schon ruinieren, wenn sie dazu gezwungen werden, den Profit zu teilen…«
    Mitten in Naroins Erklärung erklang ein ordinäres Tröten, das wohl einen Furz imitieren sollte. Als die Matrosin aufblickte, öffnete die Chuchyin-Var den Mund ganz ungeniert zu einem Gähnen. Naroin runzelte die Stirn. »Ich brauche die Befehle des Kapitäns Leuten wie dir nicht zu erklären. Eine Crew, die nicht zusammen den Drill mitmacht…«
    »Wer braucht denn Drill?« Die große Varfrau ließ die Fingerknöchel knacken und stupste ihre Freundinnen an. Anscheinend waren sie eine enge Reisegruppe. »Warum sollten wir uns wegen lugarfickender Freibeuter aufregen? Wenn sie kommen, schicken wir sie einfach zu ihren Papas zurück.«
    Maia spürte, wie ihr das Blut in die Wangen stieg, und sie hoffte inständig, daß niemand es merkte. Die Matrosin lächelte nur. »Na gut, dann nimm dir eine Hellebarde und zeig mir, wie du kämpfst, falls es soweit kommt.«
    Ein Schnauben war die Antwort. Die Chuchyin-Var spuckte aufs Deck. »Ich seh lieber zu, wenn es dir nichts ausmacht.«
    Auf Naroins Unterarmen spannten sich die drahtigen Sehnen. »Hör zu, du Sommer-Arsch. Solange du an Bord bist, befolgst du die Befehle, sonst kannst du sofort dorthin zurückschwimmen, wo du hergekommen bist.«
    Die große Frau und ihre Kameradinnen funkelten sie wütend an, und man sah, daß sie auf Konfrontation aus waren.
    Doch da fuhr plötzlich eine leise Stimme dazwischen. »Gibt es ein Problem, Schiffsprofos?«
    Naroin und die Vars fuhren herum. Kapitän Pegyul stand am Rand des Quarterdecks und kratzte sich seinen Viertagebart. Damals in der Bizmai-Taverne hatte er ganz alltäglich ausgesehen, doch jetzt wirkte er regelrecht imposant in seinem blauen Unterhemd. So zeigten sich die Männer im Hafen nie. Um seinen Arm, der etwa den Umfang von Maias Schenkeln hatte, wanden sich drei Messingreifen, Abzeichen seines Ranges. Zwei weitere Besatzungsmitglieder, noch größer und breitschultriger als der Kapitän, standen mit entblößter Brust hinter ihm, ganz oben auf der Treppe. Trotz ihrer Anspannung war Maia tief beeindruckt. Auf einmal glaubte sie die Geschichten, die ihr immer an den Haaren herbeigezogen erschienen waren… daß manchmal, in der Hitze des Sommers, ein besonders großer und verrückter Mann einen Lugar absichtlich so lange provozierte, bis dieser einen seiner seltenen, aber schrecklichen Wutanfälle bekam, nur um die Kreatur in einen Zweikampf zu verwickeln und manchmal auch zu besiegen!
    »Nein, Sir, es gibt kein Problem«, antwortete Naroin ruhig. »Ich habe den Passagieren zweiter Klasse nur erklärt, daß sie alle üben werden, wie wir die Schiffsladung verteidigen.«
    Der Kapitän nickte. »Du hast die Unterstützung deiner Besatzungsgenossen, Schiffsprofos«, meinte er ruhig und wandte sich zum Gehen.
    Der Schauer, der Maia über den Rücken lief, kam nicht vom Nordwind. Angeblich waren Männer im allgemeinen vier Fünftel des Jahres harmlos, fast so sanft wie die Lugars das ganze Jahr über. Aber sie waren empfindungsfähige Wesen, in der Lage zu entscheiden, ob sie wütend werden wollten, sogar im Winter. Die beiden großen Männer blieben beobachtend stehen, und Maia erkannte in ihren Augen höchste Wachsamkeit. Sie waren stets auf der Hut vor jeder Bedrohung ihres Schiffes, ihrer Welt.
    Die Chuchyin tat so,

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