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Die Clans von Stratos

Die Clans von Stratos

Titel: Die Clans von Stratos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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dem Erbe leben, aus einem Clan zu stammen, der für seinen Eigennutz berüchtigt war.
    Sie starrte so versunken auf ihren Teller, daß sie heftig zusammenzuckte, als jemand sie anstupste. Blinzelnd wandte sie sich um und begegnete dem Blick zweier blaßgrüner Augen, teilweise überschattet von einem dunkelblauen Tuch, das die Frau um den Kopf geschlungen hatte. Eine zierliche, braungebrannte, schwarzhaarige Frau in kurzer Hose und einem wattierten gesteppten Mieder hielt ihr lächelnd den Weinkrug hin. Als Maia die Hand danach ausstreckte, sagte die Var mit leiser Stimme: »Entspann dich. Das machen sie mit jeder neuen Fünfjährigen.«
    Maia nickte ihr dankbar zu. Sie hob den Krug an die Lippen…
    … und krümmte sich hustend zusammen. Das Zeug war scheußlich! Es brannte in der Kehle, und sie konnte nicht aufhören zu röcheln, während sie den Krug rasch an die nächste Var weitergab. Das provozierte natürlich neuerliches Gelächter, aber jetzt war es irgendwie anders. Es hatte einen nachsichtigen, rauhen, aber herzlichen Unterton. Sie waren alle einmal fünf Jahre alt, und daran denken sie jetzt, sagte sich Maia. Ich werde es auch überleben.
    So entspannte sie sich ein wenig und begann, dem Gespräch zuzuhören. Die Frauen verglichen gerade ihre Erfahrungen an den verschiedenen Orten, wo sie gewesen waren, und spekulierten darüber, welche Möglichkeiten ihnen wohl im Süden offenstanden, nachdem die Gewittersaison nun vorüber war und der Handel wieder in Gang kam. Höhnische Bemerkungen über Port Sanger beherrschten die Unterhaltung. Bei der Vorstellung, daß eine ganze Stadt zu den Waffen gerufen worden war, weil ein paar ungeschickte Freibeuter eine Laterne umgeworfen hatten, wollten sie sich ausschütten vor Lachen. Auch Maia konnte sich ein Grinsen über die absurde Situation nicht verbeißen. Aber für die tote Frau war es bestimmt nicht komisch, rief sich ein anderer Teil ihrer selbst ganz nüchtern in Erinnerung. Andererseits – hatte nicht jemand geschrieben, die Quintessenz des Humors sei die Tragödie, der man selbst entronnen ist?
    Verschiedenen Andeutungen entnahm Maia, daß einige dieser Vars selbst einmal das rote Kopftuch einer Piratin getragen hatten. Man braucht ja nur ein paar heruntergekommene Sommerlinge um sich zu scharen, die nicht länger auf der verhaßten untersten Sprosse der Gesellschaft bleiben wollen, und einen schwesterlichen Pakt mit ihnen zu schließen. Gemeinsam chartert man dann einen schnellen Schoner… von Männern, die bereit sind, mit ihrem kostbaren Schiff ein Handelsschiff aufzubringen, längsseits an es heranzufahren, so daß die Piratenbande in diesem kurzen Moment alles aufs Spiel setzen kann – ob sie nun gewinnen oder verlieren.
    Savante Judeth hatte erklärt, warum solche Überfälle, wenn auch ungern, so doch geduldet wurden.
    »Früher oder später wäre es ohnehin passiert«, hatte die Lamai-Lehrerin einmal gesagt. »Indem Lysos Gesetze erließ, hat sie verhindert, daß die Piraterie aus dem Ruder läuft. Nennen wir es eine Unterstützung für die Verzweifelten, die Glück haben. Ein Sicherheitsventil sozusagen.«
    »Und wenn die Freibeuter zu unverschämt werden?« Mit einem selbstbewußten, fast drohenden Lächeln hatte Judeth die Frage beantwortet: »Wir haben Möglichkeiten, damit fertig zu werden.«
    Maia legte keinen großen Wert darauf herauszufinden, was die großen Clans unternahmen, wenn man sie zu sehr provozierte. Gleichzeitig jedoch machte sie sich ihre Gedanken über die geschönten Legenden, die man sich über die allererste Lamai erzählte… die junge Var, die vor langer Zeit eine kleine Nestanlage in ein Handelsimperium für ihre Klonnachfahren verwandelte. Vielleicht lag irgendwo in der untersten Schublade des allerstaubigsten Clanarchivs ein rotes Kopftuch.
    Wie Maia es erwartet hatte, arbeiteten die meisten Vars ihre Schiffspassage ab, waren aber unterwegs, um sich eine dauerhafte Anstellung an Land zu suchen. Einige von ihnen sahen sich jedoch tatsächlich als reguläre Besatzungsmitglieder der Wotan an. Maia fand es seltsam genug, daß die Frauen sich zu Vermehrungszwecken mit der anderen ›intelligenten‹ Rasse des Planeten einließen. Aber konnten Frauen und Männer längere Zeit zusammen leben und arbeiten, ohne sich gegenseitig wahnsinnig zu machen? Während sie sich daran machte, mit einer harten Bürste das Geschirr vom Mittagessen abzuwaschen, beobachtete sie ein paar dieser ›weiblichen Matrosen‹. Worüber reden sie

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