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Die Clans von Stratos

Die Clans von Stratos

Titel: Die Clans von Stratos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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Kerl sein lassen?«
    Der Blick der dunklen kleinen Piratin sprach Bände. Die Antwort war kaum als Zischen zu hören. »Schlag es doch selbst vor. Wenn Togay und Baltha dich nicht gleich ins Wasser schmeißen, daß du schwimmen mußt wie ein Lugar, dann könnt’ ich vielleicht auch ja sagen.«
    Maia verbiß sich ein Grinsen. Nur der Verlust ihres größten Schatzes würde soviel Zorn heraufbeschwören. Es war eine gute Nachricht, daß Renna entwischt war, auch wenn Maias Suche nach ihm dadurch natürlich noch schwieriger wurde. Jetzt muß ich ihn nur noch erreichen, bevor sie alle Register ziehen.
    Auf einmal fiel ihr ein, was sie mit sich herumschleppte – lange, fein gearbeitete Gewehre aus Holz und Metall. Die tödlichen Waffen verbreiteten einen durchdringenden Geruch nach Öl und Schießpulver. Offensichtlich war nach stundenlanger erfolgloser Suche jemand zu dem Entschluß gelangt: Was wir nicht zurückbekommen können, muß auch für andere nutzlos gemacht werden.
    Der Fries half Maia, sich von ihrer Nervosität abzulenken. Während die Gruppe von einem Raum zum nächsten stapfte, wurde sie stets von den würdevollen eingravierten Buchstaben begleitet; höchstens gelegentlich war er unterbrochen von schlecht reparierten Ritzen. Hie und da erkannte Maia eine Passage aus dem Vierten Buch von Lysos, dem sogenannten Buch der Rätsel. Andere Abschnitte wiederholten anscheinend sinnlose Silben, als hätte ein Analphabet die Symbole mehr nach ästhetischen Gesichtspunkten als nach ihrer Bedeutung ausgesucht. Doch die Wirkung war großartig, zeitlos und noch immer ehrfurchtgebietend.
    Selbstverständlich durften auch Männer der Orthodoxen Kirche angehören, die ihnen sogar eine echte Seele zugestand. Trotzdem erwartete man nicht, so etwas an einem Ort vorzufinden, der ausschließlich für Männer gedacht war. Vielleicht waren die Männer früher enger in das spirituelle Leben auf Stratos eingebunden gewesen, damals, in der Zeit vor der Ära von Ruhm und Terror und dem zweifachen Verrat, der von der Großen Verteidigung zum Sturz der Könige geführt hatte.
    Die Gruppe marschierte weiter durch offenstehende Türen und in leere Räume, die sicher schon Stunden zuvor durchsucht worden waren. Schließlich gelangten sie wieder in ein großes Foyer, von dem sechs breite Treppenfluchten abzweigten: drei nach unten und drei nach oben, wieder aufgeteilt in Norden, Süden und Osten. Es war eine gigantische Halle, und der fortlaufende Fries erstreckte sich über jede freie Fläche, noch geheimnisvoller durch die tiefen Schatten, die ein paar nackte Glühbirnen schräg auf die eingravierten Buchstaben warfen. Die großartige Architektur hätte Maia sicher beeindruckt, hätte sie nicht die Wunderwerke kennengelernt, die sich ein, zwei Kilometer von hier befanden – die geheimen Katakomben, in denen sich eine für diese ehrgeizigen Piratinnen unvorstellbare Macht befand. Die Erinnerung daran, daß ihre Feinde nicht allwissend waren, heiterte Maia etwas auf.
    Zwei gelangweilt wirkende Kämpferinnen bewachten den Knotenpunkt, bewaffnet mit grausig geschliffenen Fanghellebarden. Sie unterhielten sich leise und würdigten den vorübereilenden Suchtrupp kaum eines Blickes. Maia war nicht böse darum, denn sie hielt ihr Gesicht ohnehin abgewandt.
    Nur über der Treppe zu ihrer Rechten setzte sich die elektrische Beleuchtung fort, aber Maias Gruppe durchquerte das Foyer geradewegs zu der dunklen Mitteltreppe, die nach oben und tiefer in das Herz des Drachenzahns hineinführte. Die beiden Laternenträgerinnen drehten den Docht ihrer Öllampen höher. Während Maia mit den anderen emporstieg, entdeckte sie zwei Ebenen weiter unten ein paar Gestalten, die am Eingang einer beleuchteten Halle standen. Vier Frauen wechselten hitzige Worte, gestikulierten und schrien einander an. Eine Gänsehaut rieselte über Maias Rücken, als sie die barsche Stimme hörte. Sie erkannte das Gesicht, obwohl es tief im Schatten lag.
    Baltha. Die einstige Söldnerin stand neben einer anderen Verräterin, einer drahtigen Varfrau namens Riss, die Maia auf der Manitou kennengelernt hatte. Sie debattierten mit zwei Frauen, die Maia noch nie gesehen hatte. Wohl um ihren Worten Nachdruck zu verleihen, wandte sich Baltha jetzt um und deutete zu den Treppen. Rasch duckte sich Maia und eilte ihren Gefährtinnen nach. Sie wollte jeden Kontakt mit dieser Frau vermeiden, nicht zuletzt, weil Baltha sie auf den ersten Blick erkannt hätte.
    Immer tiefer drang Maias Gruppe

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