Die Clans von Stratos
Kopftuch und einer fleckigen Schürze zu erkennen. In jeder Hand schleppte sie einen Eimer, und sie grinste breit. Das Lächeln machte Maia einen Moment bewegungsunfähig, und sie blieb unentschlossen sitzen, wo sie war.
»Himmel, brauchst dich doch nich’ so zu verkriechen, Vögelchen. Ich hab sie schon bis zur Haupthalle streiten hören! Was hecken die denn jetzt schon wieder aus? Haben sie den Mann wieder gefunden, der sich in Rauch aufgelöst hat? Oder wollen sie uns die ganze Nacht nach ihm suchen lassen?«
Maia zwang sich ebenfalls zu lächeln. So zu tun, als wäre sie ihre Schwester, funktionierte nur, bis sich herumgesprochen hatte, daß Leie eingesperrt war… also bestenfalls noch ein paar Minuten.
»Wie’s aussieht, sind wir die ganze Nacht unterwegs«, antwortete sie, in der Hoffnung, den richtigen Ton heiterer Gleichgültigkeit zu treffen. »Was ist in den Eimern?«
Achselzuckend trat die Piratin näher und setzte ihre Last ab. »Abendessen für die Kerls. Bißchen spät wegen der ganzen Aufregung. Manche fragen sich ja, was das überhaupt soll – jeder weiß doch, was denen bevorsteht. Aber ich sage, auch ein Mann sollte was zu beißen kriegen, ehe er zu Lysos kommt.«
Maia erschrak. Ihr blieb also noch weniger Zeit, als sie gedacht hatte. Sobald diese Küchenpackeselin in die Zelle kam und Leie entdeckte, war alles zu spät.
»Ich weiß, warum du hier bist«, vertraute die Frau ihr an und kam noch ein Stückchen näher.
»Ach ja?« Maias Hand glitt an ihren Gürtel.
Doch die andere zwinkerte ihr nur zu. »Du hoffst, du findest was. Belauschst die Chefinnen ein wenig und dann schnell los, immer die Belohnung im Visier!« Sie lachte. »Ist schon in Ordnung. Als ich jünger war, hab ich’s auch so gemacht – den ganzen Kopf hart’ ich voller Flausen. Du kriegst schon noch deinen Clan, Sommerling.«
Maia nickte. »Ich… ich glaube, ich hab schon was gefunden. Alle anderen haben’s übersehen.«
»Wirklich?« Die Küchenfrau beugte sich neugierig vor, und ihre Augen glänzten. »Was denn?«
»Man muß zu zweit sein, um es anzuheben«, verriet ihr Maia. »Komm, ich zeig’s dir.«
Sie zeigte auf den nächsten dunklen Eingang und bedeutete der naseweisen Alten, ihr nachzukommen. Doch als sie beide in der Dunkelheit standen, hob Maia ihren Knüppel.
Danach fühlte sie sich schuldig und gemein, trotz aller guten Gründe.
In dem düsteren Raum gab es tatsächlich einige Hinweise auf früheres Leben. Leere Steinregale und Splitter einer uralten Holzverkleidung deuteten darauf hin, daß hier vielleicht einmal eine große Bibliothek untergebracht gewesen war. Aber außer verschrumpelten Lederstückchen, die möglicherweise von den Einbänden stammten, war von den Büchern nur Staub übriggeblieben. Nachdem Maia die bewußtlose Küchenfrau ein Stück weit hereingezerrt und rasch auch die Eimer ins Dunkle geholt hatte, tauschte Maia ihre Jacke gegen die der Alten und nahm sich das Kopftuch, das sie sich so umband, daß es fast ihre Augen verdeckte. Sie war gerade fertig, als sie Stimmen und Schritte hörte. Im Schatten versteckt, zählte sie die Vorübergehenden. Es waren sechs Frauen, die zurück in Richtung der Foyertreppe marschierten, immer noch in ein heftiges Streitgespräch vertieft. Aus der Nähe sah Maia die Wut in Balthas Augen.
»… die werden nicht sehr erfreut sein, daß sie nichts von der ganzen Sache haben außer einem Kästchen mit außerplanetarischer Scheiße. Ein paar Bazillen von unserem Fremdling könnten zwar helfen, den einen oder anderen Clan auszulöschen, aber wir brauchen auch einen politischen Handel, als Sicherheit! Ohne seinen Technikkram spielt es keine Rolle, wie viele von den blöden Klonfrauen abkratzen…«
Die Stimmen verklangen. Maia zwang sich, noch eine Weile zu warten, obwohl sie wußte, daß die Zeit knapp war. Bald würde die erste Gruppe, die sie an Bord der Manitou gefunden hatte, die vermeintliche Leie als vermißt melden, und dann würde man sich natürlich fragen, wie die junge Frau es bewerkstelligt hatte, an zwei Plätzen gleichzeitig aufzutauchen.
Mit klopfendem Herzen zog Maia das Tuch noch weiter in die Stirn, nahm die Eimer und trat aus ihrem Versteck. Sie bog wieder in den großen Korridor ein und schlurfte mit schweren Schritten auf die beiden stämmigen Varwächterinnen zu, die vor der verschlossenen Tür standen. Um sich etwas zu beruhigen, rief sie sich ins Gedächtnis, daß sie einen entscheidenden Vorteil hatte: Die Wachen
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