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Die Clans von Stratos

Die Clans von Stratos

Titel: Die Clans von Stratos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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Wasser springen mußte. Allein bei dem Gedanken wurde ihr schon ganz kalt. Ansonsten fühlte sich Maia jetzt viel besser – abgesehen von ihrem schlechten Gewissen gegenüber dem armen Brod, der fast einen halben Kilometer über ihr hungerte und fror.
    Was nun? überlegte sie, nahm ihren Knüppel und steckte ihn in den Hosenbund. Die Radis waren also auf der Manitou gefangen, aber Maia bezweifelte, daß man auch Renna an einen so unsicheren Ort gebracht hatte. Wahrscheinlich hatten sie ihn irgendwo tief im Innern des Reservats versteckt. Sollte sie es wagen, hineinzumarschieren und ihn zu suchen? Je länger sie darüber nachdachte, desto mehr sprach dafür, daß sie zuerst Thalia und die anderen befreite. Wenn die Radis es schafften, die Manitou zu übernehmen, und sich dann still verhielten, während Maia sich zum Eingang des Reservats schlich, konnten sie zu einem abgesprochenen Zeitpunkt für genug Ablenkung sorgen, daß sie hineinschlüpfen konnte.
    Als erstes muß ich die Wachen ausschalten. Klingt ganz einfach. Nur – wie soll ich es anstellen?
    Sie ließ sich verschiedene Möglichkeiten durch den Kopf gehen. Ich könnte auf die Lade-Gangway gehen und so tun, als wäre ich ein Bote… ich könnte um Hilfe rufen. Wenn eine der Wachen erscheint, würde ich sie niederschlagen, und dann… das gleiche noch einmal abziehen? Oder runtergehen und mir die andere vornehmen?
    Und was mache ich, wenn sie zu dritt sind? Oder noch mehr?
    Das war eine lugardumme Idee… und Maia war wild entschlossen, sie in die Tat umzusetzen. Wenn sie dieses Vorhaben hinter sich hatte, war sie zumindest nicht mehr allein. Vielleicht hatten die Radis ja auch die eine oder andere gute Idee anzubieten. Ein letztes Mal sah sich Maia in dem Raum nach Waffen um, fand aber nur ein kleines Messer, das in einem hölzernen Bettpfosten steckte. Sie zog es heraus und verstaute es in der Jackentasche.
    Als sie schon halbwegs die Leiter emporgestiegen war, ging plötzlich die Tür auf, Licht strömte herein und ließ eine große Gestalt erkennen. Entsetzt starrte Maia nach oben.
    »Ich dachte doch, ich hätte jemanden hier unten gehört«, sagte eine barsche Frauenstimme. »Na, komm endlich. Hier kannste dich nich’ drücken. Das nächste Mal steh ich nich’ für dich grade!«
    Damit wandte sich die Silhouette ab und ließ Maia verdutzt zurück. Rasch eilte sie der Frau nach, in der Hoffnung, sie von hinten zu erwischen, solange sie noch außer Sichtweite der Draufgänger waren. Doch als sie zur Tür kam, sank ihr das Herz in die Hosen, denn auf Deck entdeckte sie vier weitere Frauen. Sie waren dabei, eine versiegelte Kiste aufzubrechen und lange, glänzende Gegenstände herauszuziehen.
    Gewehre. Anscheinend waren sie blendend ausgerüstet. Nicht einmal die Guardia in Port Sanger war besser bewaffnet. Doch Maia schockierte so etwas längst nicht mehr. Die Sieger schreiben Geschichte, das wußte sie inzwischen. Wenn Baltha und ihre Bande mit ihrem Umsturz Erfolg haben, wird sich niemand um ein paar Verbrechen hin oder her kümmern.
    »Na, jetzt komm aber endlich!« rief die erste Frau Maia zu, die mit abgewandtem Gesicht und gesenktem Blick an Deck schlurfte. Sie verbarg ihre Überraschung, als ihr drei schlanke, schwere Waffen in die Hand gedrückt wurden, und hielt sie fest, da sie nicht wußte, was sie sonst tun sollte.
    »Vergiß nicht, genügend Munition mitzubringen, Rarila«, sagte die Anführerin zu einer zierlichen, narbengesichtigen Piratin, die gerade den Kistendeckel zuknallte. »In Ordnung, Leute, gehn wir zurück, sonst läßt uns Togay eine Woche lang Luft fressen.«
    Maia wollte die Nachhut übernehmen, aber die Anführerin bestand darauf, daß sie vorne ging, und so stapfte sie mit den anderen die Gangway hinunter, auf den Pier und dann die hallenden Bretter entlang zu der Stelle, wo die hellen Wandlampen zu beiden Seiten des Schutzzoneneingangs ihre Lichtkreise bildeten.
     
    Geladene Gewehre, Rufe, Gruppen nervöser Frauen, die durch die Nacht hasteten. Das war ganz bestimmt keine Farsun-Feier. Was, im Namen der Gründerinnen, war hier los? Für Maia kam der schlimmste Moment, als sie die breiten, rissigen Stufen emporstiegen und unter dem grellen elektrischen Licht der Wandlampen hindurchgingen. Da sie nicht auf der Stelle denunziert wurde, wurde ihr klar, daß nicht die Dunkelheit sie vorhin auf dem Schiff gerettet hatte.
    Entweder gibt es hier so viele Frauen, daß sie einander nicht alle kennen – aber das ist höchst

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