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Die Clans von Stratos

Die Clans von Stratos

Titel: Die Clans von Stratos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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in den Berg vor. Seit sie das letzte elektrische Licht hinter sich gelassen hatten, schienen von den Beinen und Körpern stelzenartige Schatten auszugehen, die um sie her flatterten und vor den Laternen flohen wie Karikaturen der Angst. Als wollten sie sich über die albernen Sorgen der Lebenden lustig machen, ging es Maia durch den Kopf. Jedesmal, wenn eine schwarze Silhouette in einen neuen leeren Raum schwebte, war es, als kehrte ein verlorener Geist zurück, um die Schemen der Toten zu begrüßen.
    Obwohl Maia inzwischen gelernt hatte, im Wasser zurechtzukommen und Höhen schon beinahe zu genießen, war sie doch sicher, daß sie den Aufenthalt in unterirdischen Tunneln niemals angenehm finden würde. Sie hielt es hier aus, aber sie konnte ihnen nichts abgewinnen. In letzter Zeit hatte sie sich oft überlegt, ob es den Männern hier eigentlich gefiel. Vielleicht bauten sie nur deshalb so, weil sie keine andere Wahl hatten.
    Maia beugte sich zu der Kriegerin, mit der sie anfangs schon gesprochen hatte. »Äh… wo suchen sie… äh wir… jetzt eigentlich nach ihm?« fragte sie mit leiser Stimme. Ihre Worte schienen von der Wand neben ihnen widerzuhallen.
    »Oben«, antwortete die kleine stämmige Frau. »Fünf, sechs Stockwerke hoch. Haben Fenster gefunden, die aufs Meer und die Lagune rausgehen. Wir müssen jeden filzen, der rauskommt oder reingeht, das sind die Anweisungen. Außerdem suchen wir nach Anzeichen, ob die Kerle überhaupt je so weit nach oben gekommen sind. Spuren im Staub und so was. Freu dich, vielleicht kriegen wir doch noch die Belohnung.«
    Die Anführerin mit dem roten Gesicht warf der Kleinen einen wütenden Blick zu, die mit den Lippen hinter ihrem Rücken einen tonlosen Fluch formte, sobald sich die Varfrau wieder umgedreht hatte.
    »Was ist mit dem Raum, wo er gefangen war?« flüsterte Maia. »Gibt’s da keine Hinweise?«
    Ein Achselzucken. »Frag doch Baltha.« Die Piratin wies mit dem Kopf nach hinten. »Sie hat die Zelle noch mal durchsucht, nachdem alle anderen schon fertig waren.« Sie schauderte, als erinnerte sie sich an etwas Seltsames, ja Beängstigendes.
    Während sie schweigend weitergingen, überlegte Maia fieberhaft, was sie tun konnte. Diese Expedition führte sie in die falsche Richtung, weg von allem, was ihr bei ihrer Suche nützlich sein konnte. Aber wie sollte sie entwischen?
    Schließlich kamen sie ans Ende eines großen Gangs, von dem eine enge Wendeltreppe abzweigte. Die Frauen mußten hintereinander hinaufsteigen. Maia blieb zurück und trat von einem Bein aufs andere. Als die Anführerin sie ansah, tat Maia, als genierte sie sich und drückte der anderen Frau ihre Gewehre in den Arm. »Ich muß mal… na, du weißt schon.«
    Die Anführerin seufzte und hielt die Laterne hoch. »Ich warte.«
    Doch Maia entgegnete gekränkt: »Nein, das ist wirklich nicht nötig. Hier hochzusteigen ist doch einfach, ich geh schon nicht verloren, und ein Geländer gibt es auch. Ich hole euch vor dem zweiten Stock wieder ein.«
    »Hmm. Na, dann beeil dich aber. Wenn du dich zu weit von der Laterne entfernst, ist es deine gerechte Strafe, wenn du dich verirrst.«
    Damit wandte sie sich ab, und Maia schlüpfte rasch in den nächstbesten leerstehenden Raum. Als die Schritte verklangen, kam sie wieder heraus. Obwohl sie nur einen fernen Lichtschein erkennen konnte, ging sie den Weg zurück, den sie gekommen waren. Hätte ich auch mit einem Gewehr in der Hand entwischen können? überlegte sie, kam aber zu dem Schluß, daß sie die richtige Entscheidung getroffen hatte. Mit einem Gewehr hätte sie viel zu leicht den Argwohn der anderen erweckt. Unter den gegebenen Umständen war eine Waffe eher hinderlich.
    Bald war sie wieder in der großen Halle mit den vielen Abzweigungen. Noch immer hielten zwei Frauen an der Stelle Wache, wo der einzelne Glühbirnenstrang den Weg nach unten beleuchtete. Irgendwie mußte Maia an ihnen und dann an Baltha und Riss vorbeikommen, um dahin zu gelangen, wo man Renna festgehalten hatte und von wo er verschwunden war. Dort war zweifelsohne die beste Stelle, um nach Hinweisen zu suchen.
    Wage ich es? Der Plan schien nicht sonderlich durchdacht und mehr als tollkühn. Vielleicht gibt es einen anderen Weg. Wenn alle Gänge in einer Wendeltreppe enden, könnte auch eine am Ende der Südhalle sein…
    Aufgebrachte Stimmen drangen an ihr Ohr. Maia duckte sich hinter die Geländersäule und sah, daß aus zwei Richtungen Frauen auf die Wachen zutraten. Von unten

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