Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Clans von Stratos

Die Clans von Stratos

Titel: Die Clans von Stratos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
Vom Netzwerk:
war, seit sie mit Naroin und der weiblichen Schiffsbesatzung auf Grimké Island ausgesetzt worden war.
    »Zuerst haben sie den Sternenmann bei uns gelassen«, erklärte der Junge. »Wir wurden alle zusammen in einen anderen Bereich des Schutzgebiets gebracht, näher am Eingang. Aber er hat einen Mordsaufstand veranstaltet, er würde unbedingt sein Spiel brauchen. Immer dieses Spiel! Wir hatten keinen blassen Schimmer, was er damit wollte, wo er doch noch das elektronische Spielbrett hatte. Aber das war ihm wohl nicht gut genug. Er wollte mehr. Wollte weder essen noch ein Wort mit den Freibeutern wechseln, solange sie uns nicht hier runter brachten, wo die alten Folterkammern waren.«
    Am Eingang des zweiten Raums blieb Maia stehen.
    Sie hatte erwartet, der Raum wäre wie der erste – ein großes ovales Amphitheater und in der Mitte kreuz und quer verlaufende Linien. Aber er war anders. Es gab auch Bänke, die in absteigenden, immer kleiner werdenden Halbkreisen aufgestellt waren, aber sie standen vor einer riesigen kahlen Wand mit einer Plattform und einem Pult davor. Der Saal erinnerte Maia an die Vortrags- und Konzerthalle in Port Sanger.
    »Wir haben alle gedacht, er ist verrückt«, fuhr der Kabinensteward mit seiner Geschichte über Renna fort. »Aber wir haben mitgemacht, denn das hat die Wachen mächtig geärgert. Der Käpt’n hat ihnen erzählt, daß wir auch das Spiel brauchen, für religiöse Zwecke.« Der Junge kicherte. »Also haben sie unsere Bücher und Spielsteine vom Schiff rangeschleppt, und wir wurden hierher in die Arena verfrachtet, wo du uns dann gefunden hast.«
    »Aber dann haben sie Renna wieder rausgeholt«, drängte Maia.
    »Ja. Nach ein paar Tagen fing er wieder an zu meckern – angeblich, weil wir schnarchten, weil ihm unsere Gegenwart insgesamt nicht zusagte. Wie so ein verwöhnter kleiner Dummijunge. Also haben sie ihn schließlich nach nebenan gebracht. Danach gab’s keine Schwierigkeiten mehr, soweit wir es mitkriegten, also dachten wir, jetzt ist er glücklich.«
    »Aha.«
    Innerlich fluchte Maia. Als sie gehört hatte, daß die Freibeuter sich Rennas Verschwinden nicht erklären und auch nicht nachvollziehen konnten, war ihr erster Gedanke gewesen, daß er noch eine Skulptur aus dem roten Metall mit geheimnisvollen sechseckigen Symbolen gefunden hatte. Eine neue Rätseltür hätte ihr gefallen – genau das Richtige, um die Freibeuter vor eine unlösbare Aufgabe zu stellen und Renna die Flucht zu ermöglichen. Und natürlich hätte es Maia aufgrund ihrer Erfahrung auch einen Vorteil verschafft.
    Doch hier gab es keine rote Metallskulptur. Kein Rätsel mit beweglichen Figuren. Nur eine Bankreihe nach der anderen. Bemerkenswert war ansonsten höchstens noch das endlose Band der Buchstaben, das mit rätselhaften Epigrammen im liturgischen Dialekt des Vierten Buch Lysos alle Wände bis auf die hinter dem Lesepult bedeckte. Ansonsten war es nichts als eine leere Vortragshalle. Maia sah sich um, während sie den Gang zwischen den Bankreihen hinunterschritt und überlegte, warum Renna sich solche Mühe gegeben hatte, ausgerechnet hierher verlegt zu werden.
    »Was ist das für ein Raum?« fragte der Kabinenjunge ehrfürchtig. »Jedenfalls keine Arena für das Spiel des Lebens. Kein Spielfeld. Haben sie hier gebetet?«
    Ratlos schüttelte Maia den Kopf. »Könnte sein, mit den ganzen Sprüchen an der Wand… obgleich bestimmt nicht alles heilige Texte sind.«
    »Was dann?«
    »Sei bitte einem Moment still, ich muß nachdenken.«
    Der Junge schwieg, während Maia sich stirnrunzelnd zu konzentrieren versuchte.
    Von hier aus ist Renna entkommen. Das ist die Schlüsselinformation. Wir können annehmen, daß die Freibeuter jeden Winkel nach versteckten Türen und Geheimgängen durchkämmt haben, also lohnt es sich nicht, danach noch einmal zu suchen. Statt dessen sollte ich mich lieber daran machen, Rennas Gedankengang nachzuvollziehen.
    Zuerst – woher wußte er so genau, daß er sich hierher bringen lassen mußte? Schließlich hat er keine Mühen dafiir gescheut.
    Obwohl Renna wie Maia schon einmal in einem Reservat eingesperrt gewesen war, konnte ihn nichts in seiner bisherigen Erfahrung dazu veranlaßt haben, einen Raum wie diesen zu erwarten. Maia selbst hätte sich etwas Ähnliches kaum vorstellen können, hätte sie nicht zuvor die Verteidigungskatakomben gesehen.
    Ich muß das Rätsel lösen und zwar um einiges schneller als Renna. Die Freibeuter werden entsetzlich wütend sein, wenn

Weitere Kostenlose Bücher