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Die Clans von Stratos

Die Clans von Stratos

Titel: Die Clans von Stratos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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erwarteten keine Gefahr in Gestalt einer Frau. Außerdem würden sie davon ausgehen, daß die Küchenhilfe mit ihren Eimern unterwegs an den Anführerinnen vorbeigekommen war. Auch das würde sie in Sicherheit wiegen.
    Dennoch hörte Maia prompt ein Klicken und sah, wie die Kriegerin ihre Waffe mit dem festen und doch zarten Griff emporhob, den eine Frau gewöhnlich einem eigenen Baby vorbehielt. Maia hatte – bis sie vier Jahre alt wurde und zum ersten Mal etwas über die Geheimnisse der Welt erfuhr – solche Massenvernichtungswaffen nur vom Hörensagen gekannt.
    Das Bild eines Steinportals erschien vor ihrem inneren Auge, das sich zögernd auftat, um zu offenbaren, was die Lamai-Mütter und -Schwestern vor den Augen der Welt verbergen wollten. Neben dem, was Maia seither gesehen hatte, war das, was ihr damals schrecklich vorgekommen war, uninteressant und banal gewesen. In einer anderen Situation hätte sie vielleicht über diese Ironie gelacht. Oder geweint.
    Doch jetzt hatte Maia weder Zeit noch Energie für Gefühlsausbrüche. Sie schlurfte weiter, mit gesenktem Kopf. »Hier kommt das Futter für die Kerls«, brummte sie.
    Die Frau mit dem Gewehr lachte. »Warum macht ihr euch noch die Mühe?«
    Maia zuckte die Achseln und schwankte ein wenig hin und her, als wäre sie müde. »Was fragst du mich? Ich will das stinkige Zeug nur loswerden.«
    Die zweite Wache legte ihre Hellebarde über die Schulter und hielt mit der anderen den klappernden Schlüsselbund hoch. »Ich weiß auch nicht«, meinte sie. »Ist doch irgendwie ’ne Schande, die ganzen Jungs einfach so abzuservieren. Bald gibt’s wieder Frost, den könnten wir rumreichen und ein großes schönes Feuer anzünden und…«
    »Ach, halt den Mund, Glinn«, unterbrach sie die Wache mit dem Gewehr, während sie sich links hinter Maia aufstellte, damit sie jeden erschießen konnte, der einen Fluchtversuch wagte. »Du steigerst dich wieder mal rein und…«
    Mit ihren schwankenden Bewegungen hatte sich Maia auf ihren Angriff vorbereitet. Als die Tür nun aufging, trat sie blitzschnell einen Schritt nach vorn, schwang den rechten Eimer in hohem Bogen vor sich und auf die Wache mit dem Gewehr zu. Die Frau hatte nicht einmal mehr Zeit, überrascht dreinzuschauen, bevor der schwere Eimer sie in die Magengrube traf und sie ohne einen Laut zusammenklappte. Eine weniger! dachte Maia triumphierend.
    Leider freute sie sich zu früh. Der Piratin blieb zwar einen Moment die Luft weg, aber sie fing sich auf einem Knie ab und war schon dabei, ihre Waffe auf Maia zu richten… als der zweite Eimer sie mit einem dröhnenden Schlag am Hinterkopf erwischte und sie endgültig umwarf.
    Maia nahm noch einmal Schwung und ließ den Eimer los, so daß er auf die zweite Wache zusauste, die bereits ihre Hellebarde hob. Mit der flinken Anmut einer geübten Kämpferin wich sie dem Geschoß aus, das scheppernd gegen die Tür knallte und seinen braunen Inhalt in die Gegend verspritzte. Maia setzte zum Sprung an und spürte noch einen Schlag auf die Schulter, ehe sie die Piratin so heftig in die Magengrube rammte, daß beide Frauen in die Gefängniszelle taumelten.
    Die Sekunden dehnten sich endlos; der Kampf verschwamm zu einem einzigen Schlägehagel, in dem Maia ihre eigenen Treffer eher wirkungslos erschienen. Verzweifelt warf sie sich immer wieder auf ihre Gegnerin, aber diese konnte sich jedesmal befreien und Maia zurückstoßen. Schließlich hatte sie sogar genügend Raum, um mit ihrer Waffe auszuholen. Ein stechender Schmerz durchfuhr Maias linke Seite. Ein weiterer Schlag landete direkt unterhalb der Kniescheibe.
    Wie durch einen Nebel nahm Maia die Gestalten ringsum wahr. Ausgemergelte Männer streckten die Hände aus, um ihr zu helfen, aber sie waren an die Bänke entlang der Wand gekettet. Maia spürte den heißen zwiebelstinkenden Atem der Piratin und ihren Speichel in ihrem Gesicht, während sie um die Hellebarde kämpften. Ich kann sie nicht mehr lange festhalten, schoß es ihr durch den Kopf.
    Doch plötzlich erschien aus dem Nichts ein weiteres Händepaar und legte sich um den Hals der Freibeuterin. Laut aufheulend schüttelte sie Maia ab, holte mit der Hellebarde zu einem Schlag aus, der sein Ziel nur um Haaresbreite verfehlte, dann jedoch klirrend zu Boden fiel, weil die Piratin sich dem neuen Angriff zuwenden mußte – dem einer viel kleineren Frau, die sich wie eine Wildkatze an ihrem Rücken festklammerte. Obwohl ihr ausgelaugter Körper ihr den Dienst zu verweigern

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