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Die Clans von Stratos

Die Clans von Stratos

Titel: Die Clans von Stratos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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Teufel ist das in Ordnung, dachte sie. Doch sie antwortete mit einem kurzen Nicken. Bestimmt wollte der Kapitän nur Zeit gewinnen.
    Baltha wollte schon mit einem Knurren reagieren, aber ihre Gefährtin schnitt ihr das Wort ab. »Wir besprechen das Angebot und sagen euch in einer Stunde Bescheid.« Damit drehten sich die beiden Piratinnen um und gingen, Baltha konnte es allerdings nicht lassen, Poulandres und Maia beim Weggehen über die Schulter giftige Blicke zuzuwerfen.
    »Würdest du Renna wirklich ausliefern?« fragte Maia leise.
    »Du bist ein Varling. Du hast keine Ahnung, was es bedeutet, für so viele Menschenleben die Verantwortung zu tragen.« Poulandres hielt für ein paar Sekunden inne. »Ich habe nicht vor, ein solch teuflisches Geschäft abzuschließen, wenn es sich vermeiden läßt. Aber ich kann nichts versprechen, Maia. Deshalb mußtest du zu diesem Gespräch mitkommen, damit du Bescheid weißt. Daß du deine eigenen Interessen wahrst. Sie sind vielleicht nicht immer dieselben wie unsere.«
    Seemannsehre, dachte Maia. Er warnt mich, daß er sich vielleicht gegen mich wenden muß, später irgendwann. Ein seltsamer Ehrencodex.
    »Du weißt, sie können es sich nicht leisten, euch gehen zu lassen«, sagte sie, um diesen Punkt ganz klarzustellen. »Ihr habt zuviel gesehen. Sie können nicht zulassen, daß ihre Identität bekannt wird.«
    »Auch das hängt ganz davon ab«, entgegnete Poulandres geheimnisvoll. »Momentan ist das wichtigste, daß wir ein wenig Zeit gewonnen haben.«
    Aber was passiert, wenn wir keine Zeit mehr haben? Wenn die Freibeuter die Geduld verlieren? »Verbrennen oder Ertrinken«, das war Balthas Alternative. Und wenn das nicht funktioniert – wenn sie es allein nicht schaffen, uns rauszuschmeißen –, dann halte ich es für möglich, daß sie Hilfe holen. Vielleicht sogar bei ihren Feinden.
    Es war durchaus kein abwegiger Gedanke, daß die Bande mit ihren politischen Gegnern, den Perkiniten, einen Handel einging, um die Felszitadelle zu zerstören. Letztendlich hatten beide Extrempositionen mehr miteinander gemeinsam als mit dem Mittelweg.
    Das dunkle junge Gesicht des Navigators entspannte sich merklich, als sie um die Ecke bogen, und er sicherte die Waffe. Leie umarmte Maia, und sie spürte, wie sich in ihren Schultern eine Verkrampfung löste, die sie bisher gar nicht bemerkt hatte. »Komm, machen wir uns wieder an die Arbeit«, sagte Maia zu ihrer Schwester.
    Doch als Maia wieder vor dem Steinpult stand, fiel es ihr zunächst furchtbar schwer, sich zu konzentrieren. Abwechselnd blickte sie auf den kleinen Sextanten und die riesige Wand, die sich unablässig veränderte. Ihre Aufgabe war es, ein Wunder zu entdecken, einen Weg, auf dem sie Renna folgen konnten. Doch Balthas Angebot und Poulandres’ Antwort gingen ihr einfach nicht aus dem Kopf. Angenommen, sie schaffte es. Würde sie damit womöglich nur erreichen, daß Renna geopfert wurde und am Ende doch alles vergeblich war?
    Schließlich jedoch gewann die Faszination der stetig wechselnden Muster die Oberhand. Bald war sie so vertieft, daß sie es kaum bemerkte, als die Glühbirnen im hinteren Teil des Raumes wieder angingen und die Freibeuter damit ein Zeichen setzten, daß sie tatsächlich zu weiteren Verhandlungen bereit waren.
    Leie war es, die den nächsten Durchbruch erzielte, als sie entdeckte, daß man mit Hilfe des Sextanten in das Geschehen an der Wand eingreifen konnte. Sie hantierte an den feinen Skalen herum, mit denen Maia gewöhnlich die relative Position der Sterne zueinander ablas, während das Instrument noch Kontakt mit dem Datenstecker hatte. Und als sie an einer bestimmten Justierschraube drehte, verschoben sich die Muster von links nach rechts! Bei einem anderen gingen sie nach oben und verschwanden am Rand, während von unten neue nachrückten.
    »Großartig!« rief Maia und probierte es selbst. Es bestätigte ihre Vermutung, daß die große Wand nur eine Art Fenster war, das in etwas weit größeres führte – ein simulierter Bereich, der eigentlich weit über die Grenzen der Wand hinausging. Theoretisch konnte er sich noch Hunderte von Metern jenseits dieses Zimmers erstrecken. Vielleicht hatte er gar keine Grenzen.
    Immer wieder suchte sich das Auge Analogien zu den wirbelnden Mustern. Im einen Moment waren es ineinander verschlungene haarige Finger. Im nächsten prallten sie aufeinander wie schäumende Wellen, die ans Ufer brandeten. Rollende, verdrehte Konfigurationen bewegten sich

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