Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Clans von Stratos

Die Clans von Stratos

Titel: Die Clans von Stratos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
Vom Netzwerk:
den frühen parthenogenetischen Experimenten auf Herlandia steckte – der Versuch, die Männlichkeit endgültig auszusondern. Die Versuche schlugen fehl. Die Notwendigkeit einer maskulinen Komponente scheint tief in der Reproduktionschemie der Säugetiere verwurzelt. Nicht einmal mit unseren fortschrittlichsten Techniken können wir sie risikolos überwinden.
    Herlandia war eine Enttäuschung, aber wir lernen aus unseren Mißerfolgen. Wenn wir die Männer in unsere neue Welt einbeziehen müssen, sollten wir dafür sorgen, daß sie uns sowenig wie möglich stören.
    - aus Das Schicksal schmieden, von Lysos

 
Kapitel 5
----
     
     
    Die Stimme der Vorleserin war eine der entspanntesten, die Maia jemals gehört hatte.
    »›…Und nun, da ihr die Küstenberge hinter euch gelassen habt, ziehen die grasbewachsenen Ebenen des Long Valley an euch vorüber wie purpurrot gesäumte, festlich gestärkte Reifröcke. Ein weites Meer flacher, regloser Wellen. Aus eurem dahineilenden Wagen schweift euer Blick über den Ozean der Prärie, auf der Suche nach etwas, das die wogende Monotonie durchbricht, und hält sich an jedem Pfosten, an jeder Erhebung fest, die man mit viel Phantasie als topographischen Punkt bezeichnen könnte.
    Und ihr sucht nicht umsonst! Denn jenseits dieser gloriosen Eintönigkeit erblickt ihr die vereinzelten Säulen aus wind- und wettergegerbtem Stein, grünbewachsene Felsmonolithen, an denen sich das Auge in der Ferne festhalten kann. Das sind die Nadeltürme, Monumente der Kraft und Hartnäckigkeit natürlicher Erosion, die diese Säulen so geformt hat, lange bevor ein menschliches Wesen Stratos’ Boden betreten hat…‹«
    Schon halb eingelullt von dem Summen der Magnetschienenbahn und der staubigen Eintönigkeit der Prärie, lauschte Maia, wie ihre Reisegenossin, die mit ihr im Gepäckwagen saß, aus einem Buch mit wunderschön gearbeitetem Ledereinband rezitierte. Obgleich die Luft wie ausgedörrt war, schien die Frau nie einen trockenen Mund zu bekommen.
    »›Nach neuesten Berichten haben die Herrschenden von Long Valley das Gesetz erlassen, daß auf einigen abgelegenen Nadeln Männerreservate gebaut werden dürfen, und mit der Tradition gebrochen, die Männer in bestimmten Jahreszeiten zu verbannen, einer Tradition, die aus der Zeit der ersten perkinitischen Niederlassungen stammt…‹«
    Die Frau nannte das Buch ihren ›Reiseführer‹. Welchen Zweck erfüllte er? Offenbar sollte er beschreiben, was die Leserin sah. Aber Tizbe Beller hatte die Nase wesentlich öfter im Buch, um aufgeregt irgendwelche Sehenswürdigkeiten anzukündigen, als daß sie durch die verschmierten Fenster auf die vorüberziehenden trostlosen Farmen und Ranches hinaussah. Verdient sich tatsächlich jemand mit solchen Büchern den Lebensunterhalt? überlegte Maia. Jedenfalls behauptete ihre Mitreisende, dies sei ein Meisterwerk des Genres. Sicher, Tizbe stammte aus ganz anderen Verhältnissen als Maia – der Lamatia-Clan hatte seinen Sommerkindern die schönen Künste nie nahegebracht.
    »›…Zur Zeit sind alle Männer im virilen Alter im heißen Vierteljahr aus dem Tal verbannt und werden bis zum Ende der Brunstzeit ferngehalten…‹«
    Maias Reisegenossin lag auf einem Haufen harter Jutesäcke; ihre blonden Haare waren zu einem einfachen Knoten geschlungen. Tizbes Kleidung, die von ferne einen eher groben Eindruck machte, erwies sich bei näherem Hinsehen als weich und gut verarbeitet, was ganz und gar nicht zu der Behauptung des Mädchens paßte, sie sei bitterarm. Als Maias Assistentin sollte sie eigentlich für die Fahrt zahlen, indem sie auf der Reise nach Holly Lock beim Be- und Entladen half. Bisher war Maia von ihrer Leistung jedoch wenig beeindruckt.
    Bilde dir kein vorschnelles Urteil, dachte sie. Das würde Mutter Kalor nicht gefallen.
    Ehe sie Grange Head verließ, hatte Maia der orthodoxen Priesterin einen Brief anvertraut, den diese jeder jungen Frau zeigen sollte, die auf der Durchreise war und Maia im geringsten ähnlich sah. Schließlich glaubte die Kirchendoktrin immer noch an Wunder, auch wenn die Welt von Zufällen und molekularen Affinitäten beherrscht wurde.
    »Mußt du denn unbedingt ins Landesinnere reisen, Kind?« hatte Mutter Kalor gefragt. »Long Valley ist perkinitisches Territorium. Die Perkiniten sind ein verbissener, fanatischer Verein blasierter Weiber, und sie halten nicht viel von Männern und Vars.«
    »Schon möglich«, hatte Maia geantwortet. »Aber sie stellen Vars für alle

Weitere Kostenlose Bücher