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Die Clans von Stratos

Die Clans von Stratos

Titel: Die Clans von Stratos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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rief etwas, deutete erst auf die Lokomotive, dann auf den Jungen, der niedergeschlagen und elend in der Gegend herumstand.
    Garns älterer Kollege rief zurück und ballte drohend die Fäuste. Plötzlich packte Jacko den geschädigten Zugführer und schubste ihn, so daß dieser verblüfft zwei Schritte zurücktaumelte. Doch das schien Jacko nur noch mehr in Rage zu bringen. Obgleich er nicht größer war, überragte er plötzlich den Zugführer, denn der wollte geduckt und mit beschwichtigend erhobenen Händen die Flucht ergreifen.
    Aber Jacko schlug ihn mitten ins Gesicht.
    Die Zuschauer schnappten nach Luft, als der Zugführer zu Boden stürzte. Wimmernd wollte er rückwärts davonkriechen, eine Hand an die blutende Nase gepreßt. Doch Jacko folgte ihm und beugte sich über ihn, offensichtlich ganz wild darauf, die Schlägerei fortzusetzen. Während Maia in das verwirrte Gesicht des Zugführers blickte, spürte sie, daß er verzweifelt versuchte, sich an etwas zu erinnern, was er in der Vergangenheit gewußt, aber inzwischen vergessen hatte – nämlich, wie man die Hand zur Faust ballte.
    Auf einmal stand die ältere Frau, die Maia zunächst für Tizbe gehalten hatte, neben Jacko und zupfte ihn am Arm. Es sah nach einem aussichtslosen Unterfangen aus, so, als wollte sie ein wildgewordenes Tänzelpferd bändigen. Jacko, der heftig schnaufte, schien sie erst zu bemerken, als sie sein Ohr packte und daran zog. Da zuckte er zusammen, erstarrte und drehte sich um. Allmählich drang ihre gurrende Stimme zu ihm durch, und schließlich nickte er unsicher, ließ sich von ihr am Ellbogen wegziehen und durch die schweigende Menge zu dem Haus mit den roten Vorhängen führen.
    Natürlich. Das ist auch eine ihrer Aufgaben. Trotz aller Gesetze und Regeln und Reservate, trotz der gut geführten Gasthallen der großen Clans, gab es in den Küstenstädten immer wieder Schwierigkeiten, wenn es heiß war, wenn die Aurorae tanzten und der helle Wengelstern das Tier im Mann hervorrief. Brünstige Männer, die nicht wußten, wohin sie sich wenden sollten, die sich rauften und so viel Lärm machten, daß sich ein Gewitter geschämt hätte. Freudenclans wußten aus langer Erfahrung, wie man mit solchen Situationen umzugehen hatte. Die Chefin des Hauses schien recht begabt zu sein – ein Glück für den armen Zugführer.
    Aber jetzt ist nicht Sommer! dachte Maia, während sie versuchte, ihre verwirrten Gedanken zu ordnen. Das hätte eigentlich gar nicht passieren dürfen.
    In der sich auflösenden Menschenmenge wandte Maia sich um und blickte an dem Zugwrack vorbei zu Tizbe hinüber – zur echten diesmal –, die ihren Blick erwiderte. Ihre dunklen Augen musterten sie nachdenklich.

Menschen sind nicht wie bestimmte Fischarten oder Pflanzen, für die Sex nur eine von vielen Fortpflanzungsmöglichkeiten ist. Ein Bestandteil des Sperma ist unabdingbar für die Bildung der Plazenta, die das Baby in der Gebärmutter ernährt. Reproduktion ganz ohne Männer – Parthenogenesis – scheint für Säugetiere unmöglich zu sein. Bestenfalls können wir einem Prozeß namens Amazongenesis nacheifern, den einige Kreaturen auf der Erde anwenden. Eine Paarung mit einem Mann ist dann zwar noch immer notwendig, um die Empfängnis auszulösen, aber die daraus entstehenden Sprößlinge sind Klone, genetisch identisch mit ihrer Mutter.
    »Fein«, meinten die frühen Separationisten von Herlandia. »Also entwerfen wir Männer, die diesem Zweck dienen, und keine anderen!«
    Erinnert ihr euch an die Drohnen von Herlandia? Mickrige, unnütze Wesen, deren Schöpfung nicht einmal grausam genannt werden kann, da sie auf unablässigen Frohsinn programmiert waren; sie wurden gestreichelt wie verwöhnte Schoßhündchen, und waren stets eifrig bemüht, auf jeden Wink oder Zuruf ihre Pflicht zu erfüllen.
    Aber sie waren abscheulich! Stolze, anmutige Kreaturen wie Männer – die so voller Wissensdurst und Lebensfreude sein können – in phlegmatische Monster zu verwandeln: Das war einfach abstoßend. Natürlich mißlang das Experiment. Selbst ohne direkte genetische Beteiligung zeugen stumpfsinnige Väter eine stumpfsinnige Rasse.
    Außerdem stellt sich die Frage, ob wir Variabilität grundsätzlich ausschließen sollten. Was geschieht, wenn sich die Verhältnisse ändern? Vielleicht brauchen wir dann gelegentlich die Zauberwirkung gewöhnlicher Sexualität, bei der die Gene rücksichtslos durcheinandergewirbelt werden.
    Als der Feind in Herlandia einbrach, fand das

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