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Die Clans von Stratos

Die Clans von Stratos

Titel: Die Clans von Stratos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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Experiment ein abruptes, wohlverdientes Ende. Natürlich verteidigten die Frauen dieser Kolonie ihre schöne neue Zivilisation mit unendlichem Einfallsreichtum und unerschütterlicher Tapferkeit. Aber als sie den ganz speziellen Zorn, der Krieger erschafft, am meisten brauchten, da merkten sie, daß sie absichtlich eine seiner wichtigsten Grundlagen über Bord geworfen hatten. Schoßhunde sind keine große Hilfe, wenn Ungeheuer am Himmel lauern.
    Dies, meine Schwestern, ist ein weiterer Grund, weshalb wir die männliche Komponente nicht gänzlich preisgeben sollten.
    Möglicherweise werden unsere Nachfahren Zeiten erleben, in denen sie dafür Verwendung haben.

 
Kapitel 6
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    Als die Reise weiterging, gab es keine Vorlesungen aus dem Reiseführer mehr. Tizbe las ihr Buch schweigend oder starrte aus dem staubigen Fenster hinaus in die monotone Landschaft. Maia fand die Stille entnervend. Noch immer waren ihre Gedanken aufgewühlt von dem, was sie gesehen hatte, und noch mehr von dem, was sie hinter alledem vermutete. Bisher hatte sie sich viele seltsame Vorfälle mit dem Spruch erklärt: »Andere Länder, andere Sitten.« Doch jetzt wußte sie es besser, und sie hatte ein ungutes Gefühl im Magen. Es ist etwas im Busch. Und ich glaube nicht, daß es mir gefallen wird.
    Zu Hause hatte es für gewöhnlich nur eins gegeben, was sie draufgängerischer machte als Leie – Neugier. Selbst drohende Strafen hinderten Maia höchst selten daran, zu Themen Fragen zu stellen, die ›einen Sommerling nichts angingen‹. Sie hatte sich geschworen, diese Eigenschaft zu unterdrücken, vor allem seit dem verhängnisvollen Sturm, fetzt denke ich praktisch. Das muß eine Var tun, wenn sie allein ist. Aber diesmal hatte sie nicht mehr die Wahl, die Augen zu verschließen. Wie ein fauliger Zahn würde ihr dieses Rätsel keine Ruhe mehr lassen.
    Sobald sie sicher war, daß Tizbe es nicht bemerkte, warf Maia verstohlene Blicke auf die Reisetasche aus Teppichstoff, die der jungen Frau gehörte und die ganz bestimmt nicht nur Kleidung enthielt.
    Verdammt. Kann ich mir noch mehr Ärger leisten?
    Tizbe gähnte, legte ihr Buch beiseite und streckte sich wohlig auf ihrem Sacklager aus, wobei Maia deutlich den dunklen Ansatz ihrer gebleichten Haare erkennen konnte. Nach den Ereignissen in Clay Town wußte sie, daß Tizbe kein verwöhntes Sommermädchen war, das gemütlich nach einer angenehmen Nische Ausschau hielt, sondern ein volles Tochtermitglied eines Stamms mit Beziehungen, die Maias eigenen begrenzten Erfahrungshorizont bei weitem überschritten. Tizbe sah sich nicht nur unverbindlich um. Sie war im Dienst, sie arbeitete für ihr Familienunternehmen.
    Stell dir einen reichen, mächtigen Clan vor. Seine Haupteinnahmequelle sind Freudenhäuser. Ein komplexes, einträgliches Unternehmen, das mehr verlangt als nur kräftige Hände und ein hübsches Gesicht.
    Obgleich Tizbes Clan in Port Sanger kein Etablissement dieser Art hatte, war Maia gelegentlich ähnlichen Typen begegnet, die in eleganten Gewändern einherstolzierten oder sich von Lugars in Sänften herumtragen ließen, mit den angesehensten Festen in Geschäftsbeziehung standen und gelegentlich sogar auf einen Besuch zu den Lamai-Müttern kamen.
    Ein spezieller Massageservice von Haus zu Haus? Das Hauptgeschäft wäre eine perfekte Tarnung für eine zusätzliche Einnahmequelle, beispielsweise einen Kurier für Nachrichten, die zwischen alliierten Clans übermittelt werden mußten. Aber welche Nachrichten waren so wertvoll, daß jemand bereit war, entsprechende Honorare zu bezahlen, damit sich das Unternehmen auch lohnte?
    Es müssen jedenfalls ziemlich gefährliche Botschaften sein, überlegte Maia. Oder, fügte sie mit einem Blick auf Tizbes Gepäck hinzu, oder es werden nicht nur Botschaften überbracht, sondern auch gefährliche Dinge.
    Die Flasche mit dem blaugrünen Pulver, das glitzerte und schwappte wie eine Flüssigkeit… Allem Anschein nach war es eine Substanz, die man Männern verabreichte. Etwas, das bei dem jungen Mann zu einer äußerst unwillkommenen Erektion geführt hatte und auch mit der unzeitgemäßen Wut des anderen zu tun haben mußte. Maia rief sich die Ereignisse auf der Wotan ins Gedächtnis, als die Matrosen plötzlich die Nacktheit eines jungen Mädchens erregend fanden, obgleich Herbst war und Maia nur ein Sommerkind, eine Jungfrau und außerdem völlig verdreckt. Damals war der geheimnisvolle Kurier ein Mann gewesen, aber nachdem sie auf See und

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