Die Clans von Stratos
waren, die Männer nicht einmal mochten.
Sie hatten vor, die Regel der Sommerverbannung aufzuheben. Der Rat von Long Valley plante, Reservate einzurichten, wie an der Küste. Aber mit Tizbes Pulver wird es nicht nötig sein, die radikale Doktrin abzuschwächen.
Maia hatte sich gefragt, ob die Droge eine praktische Seite haben könnte. Jetzt kannte sie die Antwort.
Die Vorfälle in Lanargh haben mich beunruhigt, genau wie das Zugunglück in Clay Town. Aber das ist passiert, weil die Leute mit dem Zeug herumexperimentiert haben, weil es etwas Neues ist. Wenn es aber gezielt eingesetzt wird, um die winterliche Stimulation zu erleichtern, würde das schaden? Von den Männern heute nacht hat sich keiner beklagt.
Selbstverständlich war das Endziel der Perkiniten unerreichbar. Die Perkies mußten verrückt sein, wenn sie davon träumten, die Männer könnten so selten werden wie Jacarbäume, Droge hin oder her. Wenn sie aber eine kurzfristige Lösung gefunden hatten, um zu erreichen, daß es hier in Long Valley nach ihrer Nase ging, war das so schlimm? Selbst konservative Clans wie Lamatia versuchten, ihre männlichen Gäste im Winter entsprechend zu stimulieren, mit Getränken und Lichteffekten, die die sommerlichen Aurorae nachahmen sollten. War das Pulver etwas grundlegend anderes?
Maia wäre am liebsten zu den beiden Frauen gegangen und hätte sich in das Gespräch eingemischt, einfach nur, um Tizbe Bellers Gesicht zu sehen. Vielleicht wäre Tizbe, nachdem sie ihre Überraschung überwunden hätte, bereit gewesen, ihr von Frau zu Frau zu erklären, warum ihnen die Sache so wichtig war und warum man sich in Caria überhaupt darum kümmerte.
Doch die Versuchung verebbte sofort, als Maias frühere Assistentin das nächste Mal den Mund aufmachte.
»Macht euch keine Gedanken wegen der kleinen Varspionin. Ich werde mich um sie kümmern. Die Sache ist aus der Welt, lange bevor das Mädchen Grange Head erreicht.«
Maia wurde flau im Magen. Sie schlich um die Hausecke zurück. Allmählich dämmerte ihr, wie tief sie in Schwierigkeiten steckte.
Mist! Ich kenne hier niemanden. Leie ist nicht mehr da. Und ich stecke in der Klemme, bis zum Hals!
Es bleibt ein großes, ungelöstes Rätsel, warum die sexuelle Vermehrung unter den höheren Lebensformen vorherrschend wurde. Der Optimierungstheorie zufolge müßte es anders sein.
Nehmen wir ein Fischweibchen oder eine Echse, ideal an ihre Umwelt angepaßt, mit einer ausgewogenen inneren Chemie, Behendigkeit, Tarnung – alles, was nötig ist, um in ihrem Leben erfolgreich zu bestehen. Trotzdem kann sie ihre perfekten Eigenschaften nicht vollständig weitergeben. Nach einer sexuellen Vereinigung erhält der Nachwuchs ein heilloses Durcheinander – die Hälfte der neu sortierten Gene stammt von der Mutter, die anderen von irgendwo anders.
Sex ist der Erzfeind der Perfektion. Parthenogenesis scheint eine wesentlich bessere Alternative – zumindest theoretisch. In einer einfachen, statischen Umgebung sind gut angepaßte Echsen, die identische Töchter produzieren, gegenüber denen, die allein auf Sex als Fortpflanzungsmethode angewiesen sind, immer im Vorteil.
Doch nur wenige komplexe Tierarten vermehren sich durch Klonen. Und diejenigen, die es tun, leben in stabilen Wüstengegenden, immer in der Nähe einer verwandten Art, die sich sexuell reproduziert.
Sex hat sich durchgesetzt, weil die Umgebung in den seltensten Fällen statisch ist. Klima, Konkurrenz, Parasiten – alles führt zu veränderten Bedingungen. Was in einer Generation ideal war, kann sich schon in der nächsten als fatal erweisen. Durch Variabilität bekommt der Nachwuchs die Chance, sich den neuen Gegebenheiten zu stellen. Selbst in Notzeiten gibt es noch welche, die genau das haben, was man braucht, um mit den jeweiligen Herausforderungen fertig zu werden und gleichzeitig zu gedeihen.
Dann hat also jede Methode ihre Vorteile. Klonen bietet Stabilität, durch Klonen werden wünschenswerte Charakteristiken erhalten. Sex dagegen verleiht Anpassungsfähigkeit in Zeiten des Umbruchs. In der Natur existiert für gewöhnlich entweder das eine oder das andere. Nur niedere Lebensformen wie beispielsweise die Blattläuse können zwischen dem einen und dem anderen hin und her pendeln.
So war es jedenfalls bisher. Doch nun halten wir die Werkzeuge der Schöpfung in Händen – sollen wir unseren Nachkommen da nicht die Freiheit der Wahl gewähren? Ihnen zusätzliche Möglichkeiten anbieten? Das Beste von
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