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Die Clans von Stratos

Die Clans von Stratos

Titel: Die Clans von Stratos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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irgendeine Bedeutung hatten.
    Es dauerte eine Stunde, vielleicht auch zwei. Dann wurde es ruhiger; der Präriewind übernahm wieder die Herrschaft und raschelte im hohen Schilf jenseits von Haus und Hof. Doch Maia fand keinen Schlaf. Die Ereignisse des Tages hatten sie zutiefst aufgewühlt. Schließlich warf sie mit einem Seufzer die dünnen Decken zurück, ging zur Tür und trat hinaus in die kühle Nachtluft.
    Die Gerüche hier draußen waren viel intensiver als im hohen Norden, wo sie aufgewachsen war. Doch sie erkannte sofort einen angenehmen Moschusduft, der aus der gleichen Richtung kam wie ein leises Summen und Brummen. Dort waren die offenen Lugar-Baracken, wo die zottigen, unendlich sanften Kreaturen sich nachts zusammenkuschelten, ganz gleich, bei welcher Temperatur. Ihr Geruch, so hatte Maia einmal gelesen, gehörte zu den zahllosen guten Eigenschaften, die die Gründermütter ihnen mitgegeben hatten. Doch vor allem hatten sie den Lugars eine enorme Körperstärke verliehen, die den Frauen diente und ein Kettenglied der Abhängigkeit zerbrach, mit der die Frauen früher an die Männer gefesselt gewesen waren.
    Natürlich war ihr Duft weniger durchdringend als der Schweißgeruch der Seemänner auf der Wotan, wenn die unerbittlich harte Arbeit diese typische glänzende Schicht auf ihre Haut zauberte. Schwitzten Männer auch so beim Liebesakt? Der Gedanke verstärkte nur den Konflikt zwischen Anziehung und Abscheu.
    Maia schlenderte unter den Sternen dahin und begrüßte ihre Freunde, den Adler und den Hammer, mit einem Lächeln. Die vertrauten Sternbilder zwinkerten ihr freundlich zu. Ohne lange nachzudenken, machte Maia die beiden Lederriemen los und holte den Messingsextanten hervor, den sie am Handgelenk immer bei sich trug. Sie klappte ihn auf, justierte ihn und nahm ein paar Winkelmessungen am Horizont vor, auf Ophir, den Polarstern und den Planeten Amaterasu. Wenn sie jetzt nur noch einen anständigen Chronometer gehabt hätte…
    In einem benachbarten Hof bellten die Hunde. Eine schnelle, geflügelte Gestalt flatterte über Maias Kopf hinweg. Der Wind raschelte in den Bäumen am Fluß, wo die Leuchtkäfer noch immer ihrem Paarungsritual nachgingen – wesentlich ausdauernder als die Menschen! – und mit ihrem rhythmischen Gefunkel ekstatische Wellenfronten entstehen ließen. In Streifen erglühte der Wald und erlosch dann gleichzeitig. Ob es nach einem bestimmten Muster geschieht? überlegte Maia, fasziniert von dem Schauspiel unzähliger Einzelinsekten, die jeweils nur auf ihren nächsten Nachbarn reagierten und doch ein Spektakel von hypnotischer Komplexität entstehen ließen, vergleichbar mit den Himmelskonstellationen, die Maia seit jeher in ihren Bann gezogen hatten, oder mit einem labyrinthischen Puzzle…
    Als sie die Ecke des Gebäudes erreichte, vertiefte sich die Stille, da der Wind einen Augenblick erstarb, und abrupt drang Stimmengemurmel an Maias Ohr.
    »… und du weißt nicht, was sie zu den APLAGs gesagt hat?«
    »Das ist es ja, was mir solche Sorgen macht! Ich hab nicht den blassesten Dunst, worüber sie mit denen geredet hat. Aber sie haben die Kosten übernommen, also ist sie ihnen bestimmt nicht bloß auf die Nerven gefallen. Wir haben von unseren Cousinen an der Küste doch schon gehört, daß irgendwelche Polizeiagenten rumgeschnüffelt haben. Irgendwas ist faul an der Sache. Ihr habt uns Diskretion versprochen, absolute Diskretion!«
    Die Leuchtkäfer waren vergessen. Maia schlüpfte rasch in den Schatten und spähte zur hinteren Veranda. Sie erkannte die zweite Sprecherin. Es war die Jopland-Mutter, oder eine Jopland-Frau im gleichen Alter. Die andere Person war nicht zu sehen, aber als sie jetzt laut auflachte, wurde Maia mit einem Schock klar, wen sie vor sich hatte.
    »Ich glaube kaum, daß sie wegen unseres kleinen Geheimnisses angerufen hat. Ich kenne das Mädchen, und ich wette, sie ist keine Agentin. Die würde nicht mal aus ’nem Sack rausfinden.«
    Danke, Tizbe, dachte Maia schaudernd. Auf einmal schien alles einen Sinn zu ergeben. Kein Wunder, daß die Joplands eine gelungene Party gefeiert hatten, nachdem es anfangs so schlecht gelaufen war. Während Maia mit der Behörde in Caria gesprochen hatte, mußte Tizbe mit ihren Flaschen aufgetaucht sein, aus denen der destillierte Sommer quoll. Wieviel waren die Joplands bereit zu zahlen, um auf einfache, wirkungsvolle Weise ihren Geburtenrückgang ins Gegenteil zu verkehren? Um so mehr, als sie überzeugte Perkiniten

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