Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Clans von Stratos

Die Clans von Stratos

Titel: Die Clans von Stratos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
Vom Netzwerk:
Eisenbahnmänner mit ihrem leicht verletzbaren Stolz einzustellen. Keine Sommerlinge, die Ordnung und Berechenbarkeit störten. Ganz nach Bedarf konnten Klonmädchen produziert und die Population exakt den notwendigen Spezialfähigkeiten angepaßt werden, die ihrerseits natürlich von den reichsten Clans diktiert wurden. Selbst Vararbeiterinnen waren als unterste soziale Schicht ersetzbar. Man brauchte nur diejenigen mit dem stärksten Rücken und dem schwächsten Hirn auszuwählen und sie zu Klonmüttern machen. Eine maßgeschneiderte Arbeiterklasse.
    Das hatten die Gründermütter gewiß nicht im Sinn gehabt. Die Priesterinnen von Caria würden diese Entwicklung nicht gutheißen. Männergilden und Zweckgemeinschaften von Vars würden dagegen ankämpfen… in vorderster Front Radikale wie Thalia und Kiel. Zweifellos wollten die Perkiniten Zeit gewinnen, um vollendete Tatsachen zu schaffen, ehe sie sich aus einer Position der Stärke der unvermeidlichen Opposition stellten.
    Früher hatte Maia die Hoffnung gehegt, daß Tizbes Hinterleute sie mit einer strengen Ermahnung und der Auflage, zu schweigen wie ein Grab, gehen lassen würden. Doch je mehr sie über die Konsequenzen nachdachte, desto unwahrscheinlicher erschien ihr diese Möglichkeit.
     
    Das Verstreichen der Zeit verfolgte sie anhand des schmalen Lichtstreifens, der durch das Fenster an der gegenüberliegenden Mauer fiel. Ihre Gefängniswärterinnen kehrten mit einem Abendessen zurück, als der Strahl halb zur Decke emporgestiegen war und eine rosige Färbung annahm. Sie brachten die Takawq-Blätter, hatten die anderen Dinge jedoch vergessen. Als Maia ihre Wünsche wiederholte, hörten sie zwar aufmerksam zu, antworteten aber nur mit einem mürrischen Nicken und verschwanden wieder. Maia blieb allein mit ihrer Einsamkeit und der hereinbrechenden Nacht.
    Die erzwungene Passivität brachte alle Schmerzen und Verspannungen zum Vorschein, die sie von der Schufterei an den Hochöfen des Lerner-Clans mitgebracht hatte – ganz zu schweigen von den Nachwirkungen ihrer Gefangennahme, bei der man sie unter Drogen gesetzt, gefesselt und auf einem klapprigen Wagen durch die Gegend kutschiert hatte. Im Lauf des Tages waren ihre Muskeln zunehmend steif geworden, und die Sehnen pochten. Zwar half es, wenn sie sich streckte, aber mit der hereinbrechenden Dunkelheit verfiel sie rasch in einen Dämmerzustand, in dem sich traumloser Schlummer mit einer schalen, von allgegenwärtiger Angst durchzogenen Unruhe abwechselte.
    Mitten in der Nacht träumte sie, daß der Wasserhahn in der Ecke ihres Zimmers tropfte. Sie wollte den Kopf unter dem Kissen vergraben, um das Geräusch nicht mehr zu hören. Sie wollte, daß Leie, die näher am Waschbecken lag, aufstand und das Tropfen abstellte. Gerade als sie langsam aufwachte, hörte das Geräusch auf.
    Hatte sie es geträumt? »Leie…?« begann sie, und wollte schon ansetzen, ihrer Zwillingsschwester von dem absurden, scheußlichen Alptraum zu berichten.
    Doch dann überfiel sie die Erinnerung, sie schlug den Arm über die Augen und stöhnte laut. Mit aller Kraft wünschte sie sich zurück in den Traum, so sehr er sie auch irritiert hatte. Wieder in der kleinen Dachkammer zu sein, über die sie sich so oft geärgert hatte, wo ihre Schwester, über die sie sich so oft geärgert hatte, wohlbehalten neben ihr im Bett lag. »Oh… Lysos«, seufzte sie und betete verzweifelt, daß sich ihr Wunsch erfüllen möge.
     
    Als die Wärterinnen mit dem Frühstück kamen, hatten sie ein kleines, mit Kordel verschnürtes Bündel dabei. Ehe sie sich ans Essen setzte, öffnete Maia das Päckchen und fand darin alles, worum sie gebeten hatte, einschließlich eines neuen Hemds und einer Hose aus kratzigem, aber sauberen handgesponnenen Stoff. Der verlegene Gesichtsausdruck ihrer Bewacherinnen legte die Vermutung nahe, daß sie die Dinge eigentlich gleich hätten bringen sollen, es ihnen aber entfallen war – falls sie überhaupt so etwas wie ein Gedächtnis hatten. Vielleicht hatten sie von ihrer Herrin eine Strafpredigt bekommen, was die Vermutung nahelegte, daß sie keine professionellen Gefängniswärterinnen waren.
    Heute fühlte sich Maia etwas munterer. Bis Mittag hatte sie jeden Winkel ihrer Zelle ausgekundschaftet. Leider gab es keine Geheimgänge, wie sie in Märchenschlössern doch so häufig vorkamen, aber Märchenschlösser waren ja meist auch älter als diese neugebaute Festung mitten in der Steppe.
    Jedenfalls neu in einer Hinsicht,

Weitere Kostenlose Bücher