Die Company
stellvertretender Ministerpräsident der DDR, ein hohes Tier – jemand mit guten Aussichten, einmal Ministerpräsident zu werden. Wer arbeitet für SNIPER? Eine Kurierin mit dem Decknamen RAINBOW. Diese Informationen haben Sie in Ihrem so genannten Kontrastbrei an mich geliefert. Ich sage Ihnen ganz offen, dass ich Adrian davon erzählt habe. Wenn Adrian Ihr sowjetischer Maulwurf ist, wie kommt es dann, dass SNIPER und RAINBOW nicht aufgeflogen sind?«
Der Zauberer nahm sein Schulterhalfter und schnallte es sich um die voluminöse Brust. »Sie haben noch nicht meine Frage beantwortet, ob Sie Ihrem Freund erzählt haben, was Wischnewski in petto hatte.«
Angleton, wieder wie im Selbstgespräch versunken, sagte: »Adrian kann kein sowjetischer Maulwurf sein – all die Jahre, all die Operationen. Es ist undenkbar.«
15 Gettysburg,
Samstag, 26. Mai 1951
E
ugene stand auf dem Kamm von Cemetery Hill und ließ den Blick über das Schlachtfeld schweifen. »Sie sind von da gekommen«, sagte er, auf den Wald am Ende des Feldes zeigend. »Am Nachmittag rückten 13000 Südstaatler über das Niemandsland vor, mit Bajonetten, flatternden Fahnen, schlagenden Trommeln, bellenden Hunden, und die Hälfte der Männer machte sich vor Angst in die Hose. Wenn sie russische Soldaten gewesen wären, hätten sie gerufen: ›Auf den Erfolg unseres hoffnungslosen Unterfangens!‹ Es war ein einziges Gemetzel; als die Kanonen und Musketen verstummten, war das Schlachtfeld übersät mit verstümmelten Leichen und ein See aus Blut. Nur die Hälfte der Soldaten konnte sich in den Wald retten. General Lee soll zu Pickett geritten sein und ihm befohlen haben, seine Division wieder zu sammeln, woraufhin Pickett geantwortet haben soll, er habe keine Division mehr, die er sammeln könne.«
Philby schirmte die Augen mit der Hand gegen die Sonne ab und schaute blinzelnd über das Gelände. »Wieso k-k-kennt sich ein Bolschewist wie Sie so gut mit dem amerikanischen Bürgerkrieg aus?«
Angesichts der Lage zog Eugene es vor, keine persönlichen Informationen zu geben, die dem FBI vielleicht eines Tages helfen könnten, ihn zu identifizieren. Wie viele russische Austauschstudenten hatten denn schon amerikanische Geschichte in Yale studiert? »Ich war auf der Moskauer Lomonosow-Universität«, erwiderte er.
Philby lachte. »Klar, und ich bin der Mann im Mond. Vergessen Sie, dass ich gefragt habe.«
Sie schlenderten weiter, vorbei an Touristengruppen, an einer Familie, die unter einem Baum picknickte, bis sie ungestört waren. »Sind Sie sicher, dass man Ihnen nicht gefolgt ist?«
»Deshalb habe ich mich etwas verspätet«, sagte Philby. »Ich bin wild durch die G-g-gegend gefahren, hab so getan, als wüsste ich nicht, wo’s langgeht. Habe sogar an einer Tankstelle nach dem Weg gefragt. Sie müssen mir schon was verdammt Wichtiges mitzuteilen haben, wenn Sie mich an einem Samstag aus der wohlverdienten Wochenendruhe reißen, Eugene.«
»Ich habe keine gute Nachricht«, gab Eugene zu.
Philby blickte nachdenklich über das Schlachtfeld. »Das habe ich mir schon gedacht«, murmelte er.
Am Vorabend hatte Eugene an seinem Motorola-Radio die Moskauer Frequenz eingestellt und in dem Quizprogramm seinen persönlichen Code aufgefangen. (»Das ist korrekt.« Aber wenn ich nicht mehr dieselbe bin, muss ich mich doch fragen: Wer in aller Welt bin ich denn dann? Ja, das ist das große Rätsel! »Das ist eindeutig aus Alice im Wunderland. «) Mit Hilfe der Gewinnzahl und seines Zehn-Dollar-Scheins hatte er eine Washingtoner Telefonnummer ermittelt und sie um Mitternacht von einer Telefonzelle aus angerufen. Es meldete sich wieder die Frau mit dem polnischen Akzent. »Gene, sind Sie das? Auf dem Parkplatz ist an der Rückseite einer Abfalltonne ein kleines Päckchen festgeklebt«, sagte sie in geschäftsmäßigem Ton. »Darin ist ein Kuvert. Prägen Sie sich den Inhalt ein, verbrennen Sie die Anweisungen und führen Sie sie umgehend aus.« Die Frau räusperte sich. »Ihr Mentor, der Alte Herr, möchte, dass Sie unserem gemeinsamen Freund ausrichten, wie sehr er die Entwicklung bedauert. Er wünscht ihm eine sichere Reise und kann es kaum erwarten, ihn wieder zu sehen. Ich würde mich gern noch ein Weilchen mit Ihnen unterhalten, aber das ist mir nicht gestattet.« Dann war die Leitung tot.
Eugene wählte Bernice’ Nummer. »Ich hatte einen tollen Tag«, sagte sie atemlos. »Ich habe noch vierundvierzig Unterschriften für meine Rosenberg-Petition
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