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Die Company

Die Company

Titel: Die Company Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Littell
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durchziehen.«
    »Klaus Fuchs haben sie weich gekocht – am Ende hat er gestanden.«
    »Sie sind relativ neu in der Branche, Eugene«, sagte Philby. Er stand jetzt aufrechter, schöpfte Zuversicht aus dem Klang der eigenen Stimme. »Sie müssen bedenken, dass die Leute, die mich in die Mangel nehmen werden, in einer ungemein schwachen Position sind. Ohne Geständnis haben sie nur Vermutungen, mit denen sie vor Gericht nichts anfangen können. Außerdem, wenn sie mich tatsächlich vor Gericht bringen, müssten sie Agenten und Operationen auffliegen lassen.« Philby umkreiste Eugene jetzt fast tänzelnd vor Aufregung. »Solange ich nicht gestehe, können die Mistkerle mir kein Haar krümmen. Gut, meine Karriere wäre schlagartig zu Ende, aber ich bin frei wie ein Vogel. Das große Spiel kann weitergehen.«
    Eugene spielte seine letzte Karte aus. »Sie und ich, wir sind einfache Soldaten in einem Krieg«, sagte er. »Unser Gesichtsfeld ist beschränkt – wir sehen nur den Teil des Schlachtfeldes, der direkt vor unseren Augen liegt. Starik hat den Gesamtüberblick – er sieht den ganzen Krieg, die komplizierten Manöver und Gegenmanöver von jeder Seite. Starik hat Ihnen einen Befehl gegeben. Als Soldat bleibt Ihnen keine andere Wahl, als zu gehorchen.« Er hielt ihm das Päckchen hin. »Nehmen Sie’s und machen Sie, dass Sie wegkommen.«

 
    16 Washington, D.C.,
Montag, 28. Mai 1951

    D
    ie regelmäßige Mittagsbesprechung des Director war gestrichen und in aller Hast ein Kriegsrat einberufen worden. In dem kleinen, fensterlosen Konferenzraum gegenüber von seinem Büro saß Bedell Smith am Kopfende des ovalen Tisches, an dem sich die Barone versammelt hatten: Allen Dulles, Frank Wisner, Wisners rechte Hand Dick Helms, General Truscott, der zufällig wegen einer Pentagon-Angelegenheit in Washington war, Jim Angleton und, wie Angleton es im Kreis seiner Kollegen ausgedrückt hatte: »Der Star der Show, der große … Harvey Torriti!«
    General Smith, der am Wochenende das Memo des Zauberers und Angletons schriftliche Widerlegung studiert hatte, war, wie er es taktvoll formulierte, »nicht gerade begeistert« darüber, dass auch er einen Kontrastbrei von Torriti erhalten hatte. »Wenn Sie glauben, dass die undichte Stelle im Büro des Director zu suchen ist«, sagte er ärgerlich, »dann ist hier nichts mehr heilig.«
    Torriti, rasiert, gestriegelt und geschniegelt, mit Krawatte und Sakko und einem frisch gewaschenen Hemd, war ungewöhnlich zurückhaltend, um nicht zu sagen nüchtern. »Ich konnte nicht beweisen, dass Philby die undichte Stelle ist, ohne die Alternativen auszuschließen«, stellte er klar.
    Dulles, der seine Pfeife paffte, warf vergnügt ein: »Jim sagt, dass Sie keine eindeutigen Beweise haben.« Er streifte die Pantoffeln ab, die er im Büro wegen seiner Gicht stets trug, und legte die bestrumpften Füße auf einen leeren Stuhl. »Wir müssen in dieser Sache hundertprozentig auf Nummer Sicher gehen«, fuhr er fort und beugte sich vor, um sich die Knöchel zu massieren. »Eine falsche Anschuldigung könnte das Verhältnis zu unseren britischen Freunden für immer ruinieren.«
    Helms, ein kühler, reservierter Bürokrat, eher ein Kopfmensch als ein Mann der Tat, neigte zu Angletons Ansicht. »Ihre Argumentation ist zwar interessant«, sagte er zu Torriti, »aber Jim hat Recht – wenn man die Sache auf die wesentlichen Punkte reduziert, könnte man das, was übrig bleibt, durchaus als eine Kette von Zufällen betrachten.«
    »In unserer Arbeit«, konterte Torriti, »gibt es keine Zufälle.«
    Wisner, die Hemdsärmel bis über die Ellbogen hochgekrempelt, den Stuhl nach hinten gegen die Wand gekippt, die Augen halb geschlossen, gab zu, dass an dem Verdacht des Zauberers etwas dran sein könnte. Deshalb habe er gleich nach der Lektüre von Torritis Memo einen Blick in diverse Protokolle geworfen. Er bedachte Angleton mit seinem typischen arglosen Lächeln. »Am Montag, dem 1. Januar«, sagte er, von seinen Notizen ablesend, die er sich auf der Rückseite eines Briefumschlags gemacht hatte, »landete Torritis Telegramm auf Jims Schreibtisch. Am Dienstag, dem 2. Januar, hat Philby, wie aus dem Buch des Sicherheitsdienstes in der Lobby ersichtlich ist, sowohl General Smith als auch Jim besucht. Ab dem späten Nachmittag desselben Tages haben wir, wie aus den entsprechenden Protokollen hervorgeht, eine drastisch erhöhte Zahl an verschlüsselten Funkmeldungen zwischen der sowjetischen Botschaft und Moskau

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